Volker Schulz
Die Energiebranche verändert sich – nicht zuletzt durch die Digitalisierung – massiv. Während in einigen Sektoren Jobs verloren gehen, entstehen in anderen Bereichen neue Stellen mit speziellen Profilen, die nicht immer leicht zu rekrutieren sind. Denn Chief Digital Officers, IT-Fachkräfte und Cyber-Sicherheitsspezialisten sind auch in anderen Branchen heiß begehrt.
Start-ups als Konkurrenz auf dem Energiemarkt
Der Blick über den eigenen Tellerrand bietet bekanntlich interessante Aufschlüsse. Führungskräfte der Energiewirtschaft sind deshalb gut beraten, die Entwicklungen in anderen Branchen zu beobachten, denn sie sind eine Blaupause für den Energiemarkt: Die traditionellen Energieunternehmen werden sich künftig vermehrt der Konkurrenz von etablierten branchenfremden Unternehmen und energierelevanten Start-ups stellen müssen. Start-ups und große IKT-Unternehmen dürften mittel- bis langfristig zu den Nutznießern der zunehmenden Digitalisierung der Energiebranche gehören. Denn digitale Technik, so die Prognose der Agentur für Erneuerbare Energien in Berlin, wird an allen Stufen der Wertschöpfungskette der Energiewirtschaft Einzug halten. Das reicht von der Energieerzeugung über den Netzausbau zu Smart Grids bis zu Smart-City-Lösungen.
Damit sind für die einzelnen Unternehmen viele Chancen, aber auch entsprechende Herausforderungen verbunden, denn nur mit den richtigen Leuten und Lösungen können sie tatsächlich davon profitieren. Kein Wunder also, dass in vielen Unternehmen der Energiebranche auf einmal Planstellen für Chief Digital Officers geschaffen werden.
Es ist grundsätzlich richtig, die Digitalisierung auf der höchsten Führungsebene im Unternehmen anzusiedeln. Die Vorstandskollegen sollten jedoch schon vorher klar definieren, welche Kompetenzen und Verantwortlichkeiten damit verbunden sind, aber auch welche personelle Unterstützung. Je gründlicher die Stellenbeschreibung für diese wichtige Funktion erarbeitet wird, desto gezielter kann nach einem passenden Kandidaten gesucht werden.
Was braucht man für die Digitalisierungsstrategie?
Einen CDO im Vorstand zu verankern, reicht natürlich nicht aus. Zur Umsetzung einer Digitalisierungsstrategie benötigen Unternehmen neben den vorhandenen Kräften meist auch neue Mitarbeiter mit besonderen Kompetenzen und Skills. Deren Aufgaben bestehen darin, interne Prozesse zu digitalisieren, digitale Produkte und Services zu entwickeln, ein digitales Ökosystem aufzubauen und strategische Partnerschaften einzugehen sowie Lücken in der Datensicherheit zu schließen. Zu den Jobprofilen, die momentan besonders gefragt sind, gehören Datenspezialisten und Cyber-Sicherheitsleute. Mit jedem prominenten Hackerangriff werden das Geschäft, der gute Ruf eines Unternehmens und das Vertrauen seiner Kunden geschädigt. Zugleich macht er den anderen Unternehmen bewusst, dass sie ihre Daten, Anlagen und Mitarbeiter gegen die immer professionelleren Angriffe aus dem Cyberspace schützen müssen.
Doch bei allen Veränderungen und Bedrohungen gibt es auch einen Lichtblick für die Energiebranche: Die Fachkräfte der nachrückenden Generation schauen nicht nur auf das Gehalt, sondern streben nach Jobs in nachhaltig agierenden Unternehmen, die auch gesellschaftlich einen Mehrwert bieten. Und da punkten vor allem Unternehmen aus dem Bereich der erneuerbaren Energien und solche, die mit smarten und vernetzten Angeboten dazu beitragen, die Welt ein Stück intelligenter zu machen.
Der Autor dieses Artikels, Volker Schulz, ist Director Board & Executive bei der Unternehmensberatung Mercuri Urval. Dieser Artikel ist in unserem Printmagazin erschienen. Holen Sie sich jetzt ein kostenloses Probeheft und finden Sie dort weitere spannende Artikel.