Lebensmittelskandale reihen sich in China in immer schnellerer Folge aneinander. Erst taucht 40 Jahre altes Gammelfleisch auf. Dann spricht sich herum, dass ein Bauer einen Deal mit einem Mülldeponie-Besitzer abgeschlossen hat - über die Belieferung mit Müll als Dünger für seine Pflanzen. Darunter auch Computerschrott und alte Batterien. Dann ist die Rede von Gulli - das ist Öl, das in den Restaurantküchen verwendet und dann weggeschüttet wurde. Vor den Restaurants lauern die "Zweitverwerter". Sie zapfen das Öl aus dem nächsten Gulli, filtern es einmal und verkaufen es an die zahlreichen kleinen Garküchen auf den Straßen der Metropolen.
Allmählich regt sich in der Bevölkerung Widerstand. Viele Chinesen sind nicht mehr bereit, die schlechten Lebensmittel, verseuchte Böden, verschmutztes Wasser und verrauchte Luft zu akzeptieren. Neben dem Aufkeimen ersten Bioläden gibt es jetzt auch das Phänomen des Urban Gardenings. Etwa im chinesischen Shenzhen – einer der am schnellsten wachsenden Städte der Welt, einem Industrie- und High-Tech-Zentrum. In der Metropole ist ein Urban-Gardening-Projekt zwischen Fabrikschloten entstanden. Der Nachteil ist die schmutzige Luft dort. Eine Firma aus Taiwan hatte nun die Idee, Büromöbel zu Pflanzenaufzuchtstationen umzufunktionieren. "Auf die Weise haben die Leute in den Büros frische Luft von den Pflanzen und können in der Mittagspause Salat davon machen", erklärt Dirk Chen von der Firma Ying Tang Sustainable Services Company.
Auch Restaurants gehören nach Chens Aussage zu den Kunden. "Wir haben schon 100erte Sets nach China uns Singapur verkauft. Weil die Umwelt so verschmutzt ist, wollen viele ihr Gemüse lieber drinnen aufziehen", sagt er. Die Luftverschmutzung in China kostet einer aktuellen Studie zufolge jeden Tag mehr als 4000 Menschen das Leben. 17 Prozent aller Todesfälle in der Volksrepublik seien auf die hohe Belastung der Luft mit Schadstoffen zurückzuführen, berichten Forscher. Mit ihrem Urban Gardening Projekt will die Firma auch erzieherisch wirken. "Wir kommen ursprünglich aus dem sozialen Bereich", so Chen. "Mit den Pflanzen schaffen wir bewusstsein für die Natur und dafür, wo die Lebensmittel herkommen."
(Nicole Weinhold)