„Bis ungefähr 23 Uhr hatten unsere Helferteams und Reinigungskräfte alles wieder in Ordnung gebracht“, sagt Barbara Zillig, Sprecherin der Messegesellschaft Messe Husum amp; Congress. Durch den mit Windgeschwindigkeiten von 120 Kilometern pro Stunde angesagten Sturm seien geringfügige Schäden entstanden. Das sei allerdings alles wieder in Ordnung gebracht, betonte Zillich. In den Hallen umgefallene Roll-Ups und heruntergewehte Prospekte hätten die Aufräumenden wieder an ihre ordnungsgemäßen Plätze zurückgebracht. Regen sei hingegen nicht in die Hallen eingedrungen. Die Räumung der Hallen eins bis vier sei auf Anweisung der Feuerwehr geschehen. Sie habe die Notmaßnahme zum Schutz von Messebesuchern und Standbetreibern nicht nur empfohlen, sondern angewiesen.
Einzig in den Durchgängen zwischen den Zelthallen können die Messebesucher demnach heute noch die Spuren der wütenden Naturgewalt vom Vortag sehen. Zerstörungen blieben hier sichtbar. Ansonsten herrscht wieder reger Messebetrieb. Gegen 13 Uhr hatte die Messeleitung am Mittwoch mit Lautsprecherdurchsagen Messe-Besucher wie Aussteller aufgefordert, die vier Zelthallen der Windenergieschau mit den Hallennummern eins bis vier zu räumen. Rund zwei Stunden später sagte sie dann den Betrieb der Hallen für den Rest des Tages gänzlich ab. Mit Windspitzen von sogar bis zu 136 Kilometern pro Stunde hatte der Orkan laut Deutschem Wetterdienst dann an der Nordseeküste sein Hoch erreicht. Heimreisende oder zwischenzeitlich die Messe in Richtung ihrer Unterkünfte verlassende Messeteilnehmer mussten danach Umwege in Kauf nehmen, da die Polizei die sonst den Verkehr schnell aus Husum ableitende Bundesstraße B5 gesperrt hatte. Laut den Behörden bestand die Gefahr, dass „Sebastian“ die Zelthallen auf die Bundesstraße hätte wehen können. Aber auch die Autobahn A7 Richtung Hamburg und weiter südwärts ließ sich am Nachmittag nicht mehr befahren. Ein auf einer Hochbrücke liegen gebliebener Lastwagen drohte abzustürzen – Einsatzkräfte mussten ihn von der Brücke bringen. Auch Bahnfahrende kamen nicht weit: Durch den Sturm gefällte Bäume waren auf die Strecke nach Hamburg gekippt. Mehrmals stoppte der Zug, während Einsatzkräfte die Bäume direkt vor ihnen beiseite schafften. Doch nach mehreren solchen Manövern kamen die Einsatzkräfte mit der Bergung nicht mehr hinterher. Bahnfahrende mussten daher teils mit dem Taxi nach Hamburg gebracht werden.
„Wir haben so eine Unterbrechung aufgrund eines solchen Sturmes bisher noch nicht erlebt“, sagt Zillich. „Jedenfalls gilt das für die Geschäftsführung und einige von uns befragte ältere Kollegen“, betont Zillich, die sich an eine ähnlich heftige Unwetterauswirkung auf den Windmessebetrieb nicht erinnern könnten. .
Immerhin bescherte das bis ganz nach Süddeutschland reichende Orkantief auch der Windkraft nahezu rekordfähige Einspeisewerte: Der Spitzenwert vom März mit rund 38.000 Kilowatt wurde offenbar nur knapp verfehlt. Allerdings standen – für Rückreisende auf Autobahnen oder mit der Bahn deutlich sichtbar – eine große Anzahl von Windenergieanlagen in Schleswig-Holstein still. Hier weisen die Netzbetreiber die Windparkbetriebsführungen immer wieder zum Anhalten von Windturbinen an, weil die Netze den Windstrom nicht mehr abtransportieren können. Zwar ist die Hauptstrom-Transportleitung entlang der Westküste zuletzt verstärkt worden – allerdings blockiert häufig auch die hohe Stromerzeugung durch Kohle- und Atomkraftwerke in Hamburg beziehungsweise an der Elbe den weiteren Abfluss der Elektrizität bis in die großen Verbrauchszentren wie Hamburg oder dem Ruhrgebiet.
(Tilman Weber)
Klick-Tipp: Sehen Sie hier ein vom Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlag (shz) online gestelltes Youtube-Video zum Sturm