Nach langer politisch bedingter Saure-Gurken-Zeit hat sich der deutsche Solarmarkt sichtbar erholt. 7,5 Gigawatt (GW) Leistung sind 2022 ans Netz gegangen, so viel wie zuletzt vor zehn Jahren. 383.000 Anlagen wurden im vergangenen Jahr neu angemeldet. 61,9 Terawattstunden Strom haben Photovoltaikdächer und -parks 2022 in Deutschland erzeugt. Gleichwohl ist auch die Solarwirtschaft in jüngerer Zeit von Kostensteigerungen betroffen. Sie begrüßt daher die von der Bundesnetzagentur jetzt veranlasste Anhebung der zulässigen Gebotshöchstwerte um rund 25 Prozent zur Erlangung einer Solarförderung im Rahmen kommender Photovoltaikauktionen. Laut Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) hatten sich neue Solarparks mit einem Volumen von weit über 1.000 Megawatt nicht an einer Solarauktion beteiligt. Wiederholt kam es in der Folge zu einer Unterzeichnung von EEG-Ausschreibungen. Der BSW hatte daher die Bundesregierung wiederholt zu einer Anhebung der in den Auktionen zulässigen Gebotshöchstwerte aufgefordert.
87,41 Gigawatt Solarleistung hat China 2022 ans Netz gebracht.
China droht mit Ausfuhrbeschränkung
Im Rahmen der Online-Großveranstaltung des Bundesverbands Erneuerbare Energie – Energiedialog 2023 – machte Solarexperte Milan Nitzschke darauf aufmerksam, dass China Ausfuhrbeschränkungen für Wafer, schwarzes Silizium und Ingots plant. Das könne den Zuliefermarkt für europäische Hersteller von Solarmodulen einschränken, so seine Befürchtung. Obwohl sich der Plan zur Exportbeschränkung noch in der Phase der öffentlichen Konsultation befindet, zeugt er vom Bestreben des Landes, seine fortschrittlichste Photovoltaiktechnologie zu schützen und die Wettbewerbsfähigkeit seiner Solarindustrie zu stärken. „97 Prozent der Solarwafer weltweit kommen aus China.“ In Anspielung auf die Zerstörung der heimischen Solarindustrie durch fatale politische Entscheidungen vor inzwischen über zehn Jahren und angesichts der aktuellen Energiekrise sagte Nitzschke, Deutschland dürfe nie wieder eine Schlüsselindustrie aufgeben.
Derweil hat Chinas National Energy Administration (NEA) die neuesten nationalen Energiestatistiken veröffentlicht. Demnach hat die Volksrepublik im Jahr 2022 einen Rekord von 87,41 GW an Solaranlagen installiert. Allein im Dezember wurden 21,7 GW an neuer Kapazität installiert, nachdem in den ersten elf Monaten des Jahres 65,71 GW hinzugekommen waren. Die 87,41 GW im Jahr 2022 bedeuten ein Wachstum von 60,3 Prozent im Vergleich zu 2021. Die kumulierte Solarkapazität Chinas erreichte damit Ende 2022 insgesamt 392,61 GW, 28,1 Prozent mehr als im Vorjahr.
In den USA wie in vielen Ländern standen zum Redaktionsschluss die Jahreszahlen 2022 noch nicht fest. Aber dort wurden im dritten Quartal mäßige 4,6 GW an Solarkapazität installiert und damit eine Gesamtkapazität von 135,7 GW erreicht. Die Solarenergie hat in den ersten drei Quartalen des Jahres 45 Prozent aller neu hinzugekommenen Stromerzeugungskapazitäten in den USA ausgemacht. Die Solaranlagen für Privathaushalte verzeichneten mit 1,57 GW ein weiteres Rekordquartal. Die Installationen im Versorgungsbereich erreichten 2,5 GW, was einem Rückgang von 36 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal entspricht, da die Branche weiterhin mit Herausforderungen in der Lieferkette und Handelsunterbrechungen zu kämpfen hat. Trotzdem hat die Verabschiedung des Inflation Reduction Act (IRA) die langfristigen Solarprognosen mit einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 21 Prozent für den Zeitraum 2023 bis 2027 deutlich nach oben korrigiert.
In Deutschland wartet die Solarbranche weiter auf das von der Ampelkoalition bereits vor einem Jahr angekündigte Solarbeschleunigungsgesetz. Energiestaatssekretär Patrick Graichen kündigte es auf einer Tagung im Januar für Pfingsten an. Laut BSW-Solar-Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig fehlte es vor allem an Netzinfrastruktur und Flächen.
Derweil hat auch die deutsche Solarwärme weiter zugelegt. 91.000 Anlagen mit zusammen 460 Megawatt thermischer Leistung sind 2022 neu installiert worden, sodass es kumuliert nun 2,6 Millionen sind. Netto mit Solarthermie vermiedene Treibhausgas-Emissionen in CO2-Äquivalenten im Jahr 2022 belaufen sich auf 2,6 Millionen Tonnen.