Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch
2021 Fadenriss

Offshore-Wind zwischen Kostendruck und Bremspolitik

Im Rahmen der Pressekonferenz zu den Offshore-Zahlen 2016 erklärte Martin Skiba (Vorstand Stiftung Offshore-Windenergie), die installierten Offshore-Turbinen würden auf eine hohe Anzahl an Betriebsstunden im Bereich von 8.000 im Jahr kommen. "Die Volllaststunden belaufen sich in der Regel auf über 4.000", so Skiba, damit sei eine zuverlässige Stromerzeugung sichergestellt. Er wies auch darauf hin, dass 2016 kein schwerer Unfall bei der Offshore- Installation oder im Betrieb passiert sei. Die Branche haben einen hohen Health- and Safety-Standard erreicht.

Bezüglich des EEG 2017 mit den Offshore-Ausschreibungen sagte er, man habe lange über das Wie gestritten, nun gehe es in die Umsetzung. Die Branche sei gut auf die Herausforderungen eingestellt. Am 1. April dieses Jahres startet die erste Ausschreibung. In zwei Runden werden 1.100 MW ausgeschreiben, auf die sich nach seiner Schätzung Planer mit Projekten in einer Größenordnung von 6- bis 8.000 MW bewerben werden. "Es wird also einen großen Wettbewerb geben." Er verwies auf die niedrigen Preise, die bei Ausschreibungen in Dänemark und Niederlanden erzielt wurden und wiegelte gleich ab: "Fragen Sie mich nicht, in welche Richtung die Preise bei uns gehen werden." Brancheninsider sehen sie im Bereich von acht Cent.

Als Gründe für die bisher in Dänemark und Niederlanden erzielten niedrigen Ausschreibungspreis von fünf bis sieben Cent erklärte er, man dürfe "nicht Äpfel mit Birnen vergleichen", in Dänemark und Niederlanden würden Umspannwerk und Netz vom Netzbetreiber bezahlt, bei uns nicht. Zudem werde die Genehmigung dem Gewinner bereitgestellt und auch die Wassertief und der Abstand von der Küste seien in Deutschland zum Teil anspruchsvoller.

Zudem hat die Offshore-Branche ihre Kosten reduzieren können. Verantwortlich dafür seien etwa technische Innovationen. "Size matters" sei hier das Stichwort. Sprich: Je größer die Turbine, desto günstiger wird die Kilowattstunde. Derzeit werden vor allem Verträge mit Herstellern für Acht-Megawatt-Anlagen abgeschlossen, die größten Turbinen auf dem Markt. Ein weiterer Grund sind laut Skiba Skaleneffekte. Hinzu kommt eine erhebliche Lernkurve durch Projekterfahrungen. "Wir sind noch in der Lernkurve. Wir haben erst 2010 das erste Projekt realisiert. Das ist noch nicht lange her", so Skiba.

Norbert Giese, Vorsitzender VDMA-Lenkungskreis Offshore, erklärte, 2016 sei man in einem normalen Industriemodus angekommen. Serienfertigung statt Einzelstücke. Gleichwohl bestätigte er, dass der Druck auf die Hersteller durch die geforderten niedrigen Ausschreibungspreise enorm sein. Es sei durchaus möglich, dass die Hersteller ihre Zuliefererkette darauf noch einmal überprüfen. Sprich: Es ist nicht auszuschließen, dass Zulieferer aus China verstärkt nachgefragt werden.

Der geplante Zubau sieht gerade 2021 und 2022 mager aus. - © Windguard
Der geplante Zubau sieht gerade 2021 und 2022 mager aus.

Giese ging auf den weiteren Offshore-Ausbaupfad ein. Bekannt gewesen sei, dass 2018 und 19 je 1.000 MW vorgesehen sind. 2020, das sei auch klar gewesen, werden nur noch die Reste dessen aufgebaut, was noch in die Netzkapazität passt. "Was wir nicht wussten: Dass 2021 und 22 so wenig zu bauen ist", so Giese. Konkret vorgesehen sind je 500 MW in diesen beiden Jahren. Hinzu kommt der neu geregelte Vorrang der Ostsee, die weniger Platz und Möglichkeiten bietet. "Da wird eine Delle produziert, ein kaschierter Fadenriss", so Giese. Das sein eine "Reduktion einer erfolgreich aufgebauten Industrie." In Dänemark und Niederlanden sehe es besser aus, daher sei es nicht auszuschließen, dass ein Teil der Industrie dorthin verlagert wird.

Positiv sei, dass die Politik der Industrie gefolgt ist und die Offshore-Turbinen nun für eine verlängerte Betriebszeit von 25 statt 20 Jahren anerkannt sind. Giese wies darauf hin, dass die Designlifetime nicht gleich echter Lebensdauer ist. Letztere könne deutlich länger sein je nach Standort und Windbedingungen.

Bezüglich der 20.500 Arbeitsplätze in der Branche 2015 sagte er, es sei eine Verschiebung von Jobs im Bau hin zu Wartung und Betrieb, also langfristigen Arbeitsplätzen, zu sehen gewesen. Er räumte aber ein, dass bei sinkender Produktion nicht von einer positiven Entwicklung auf diesem Gebiet auszugehen ist. Die Reduzierung des Ausbauvolumens und die starre Festlegung auf die Jahresmengen belasten die Wertschöpfung der Offshore-Windindustrie am Standort Deutschland aufgrund des langen Vorlaufs der Produktion schon in den nächsten Jahren.

Substanzielle Ausbauvolumina seien notwendig, damit die Offshore-Windindustrie weitere Kostensenkungen in Deutschland erreichen kann. Dazu gehört ein zügiger Netzausbau auf See wie auch an Land. (Nicole Weinhold)