Portugal hat seinen Energiebedarf im März regelmäßig zu 100 Prozent mit Wasser- und Windkraft gedeckt. Nach Angaben des nationalen Übertragungsnetzbetreibers REN erreichte die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien insgesamt 4.812 Gigawattstunden (GWh) und übertraf damit den Gesamtenergiebedarf Portugals, der im März bei 4.647 GWh lag.
Die europapolitische Nachrichtenplattform Euractiv berichtet, dass die Anlagen im Monatsdurchschnitt 103,6 Prozent des benötigten Stroms lieferten. Der bisherige Rekordwert lag bei 99,2 Prozent. Das war im Februar 2014. Zum ersten Mal in 40 Jahren konnte Portugal im März die gesamte Nachfrage nach Strom mit erneuerbarer Energie decken. Im gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres waren es nur sechs Prozent Erneuerbare. Diese unterschiedlichen Ergebnisse zeigen, dass Portugal einen Wind-, Sonnen- und Wasserreichen März hatte. Außerdem litt Portugal 2017 unter einer Dürre, die die Wasserkraft schwächte. So viel der Regenerativanteil von 55,5 Prozent 2016 auf 41,8 Prozent im Jahr 2017. Mit 21,6 Prozent machte Windkraft 2017 den größten Anteil aus, gefolgt von Wasserkraft mit 13,3 Prozent, Bioenergie 5,1 Prozent, Solar 1,6 Prozent.
Portugal kann einige innovative Projekte bei den Erneuerbaren vorweisen. In der Region Alentejo hat das Unternehmen EDIA (Empresa de Desenvolvimento e Infraestruturas do Alqueva) einen schwimmenden Mini-Solarpark installiert, der Strom für ein Wasserreservoir produziert. Das System ist nicht ans Netz angeschlossen und besteht aus 44 Solarzellen mit 11 Kilowatt. Zudem ist rund 60 Kilometer von der spanischen Region Galizien entfernt vor der Küste der erste Offshore-Windpark des Landes und der iberischen Halbinsel installiert worden.
Der portugiesische Verband für erneuerbare Energien (Apren) und die Nachhaltigkeits-NGO Zero haben berechnet, dass die portugiesischen Erfolge im Bereich der sauberen Energien im März zu einer Verringerung der CO2-Emissionen um 1,8 Millionen Tonnen und zu Einsparungen von über 20 Millionen Euro geführt haben. Letztere Einsparungen ergeben sich durch einen niedrigeren Bedarf an CO2-Verschmutzungszertifikaten. Aber auch im März konnte Portugal sich nicht durchgängig auf Erneuerbare verlassen: Für einige Stunden des Monats wurde Strom aus fossilen Brennstoffen und/oder Importen benötigt, um Stromnachfrage und -angebot auszugleichen. Gleichwohl , bis 2030 will Portugal alle Kohlekraftwerke im Land schließen.
Portugals Lage am Rande des europäischen Festlandes und die Tatsache, dass es nur eine Landgrenze mit Spanien teilt, sind ein Hindernis, wenn es um einen hohen Anteil sauberer Energie bei gleichzeitiger Versorgungssicherheit geht. Entsprechend erforderlich sind mehr Seekabel und Interkonnektore n für eine EU-Energieunion und einen Energiebinnenmarkt.
Derzeit laufen Verhandlungen zwischen dem Europäischen Parlament, der Kommission und den Mitgliedstaaten über die Aktualisierung der Regeln für erneuerbare Energien. Die Parlamentsabgeordneten fordern ein 35-Prozent-Ziel beim Anteil der Erneuerbaren am Gesamt-Energiemix für 2030, während die Kommission und die nationalen Hauptstädte nur 27 Prozent unterstützen wollen. (Nicole Weinhold)