Es ist ein riesiges Solarfeld, aus dem die Wärme für die Verpackungsmittelherstellung von Avery Dennison im belgischen Turnhout in Zukunft kommen. Insgesamt 2.240 Oberflächenspiegeln konzentrieren das auftreffende Sonnenlicht und erreichen so einen Spitzenertrag von 2,7 Gigawattstunden an thermischer Energie. Diese wird in sechs thermische Speichermodule mit einem Fassungsvermögen von fünf Megawattstunden.
2,3 Gigawattstunden Erdgas ersetzen
Derzeit entsteht die Plattform aus dem Solarfeld und der thermischen Speichereinheit auf einer Fläche von rund 5.540 Quadratmetern in Tunrhout. Nach ihrer Fertigstellung wird es nach Angaben der Projektpartner die größte Installation von Parabolspiegeln in Kombination mit thermischen Energiespeichern an einem Industriestandort in Europa sein. Die Anlage wird im Betrieb immerhin Wärme liefern, die dem Gasverbrauch von 2,3 Gigawattstunden entspricht. Damit werden die Treibhausgasemissionen des Werks – verglichen mit den derzeitigen Werten – um durchschnittlich neun Prozent pro Jahr reduziert. In den Sommermonaten und bei hoher Sonneneinstrahlung kann die Anlage sogar den kompletten Wärmebedarf der Fabrik decken.
Thermalbatterie speichert die Wärme
Die konzentrierende solarthermische Anlage (CST) wird derzeit von Azteq gebaut. Das Unternehmen aus dem belgischen Genk hat sich auf die Installation, den Betrieb und die Wartung solcher großen solarthermischen Anlagen spezialisiert. Die Parabolspiegel werden das auftreffende Sonnenlicht konzentrieren und die gebündelte Energie an eine mit Absorptionsflüssigkeit – in diesem Fall Thermoöl – abgeben. Diese fließt durch ein Kollektorrohr. Die nicht direkt verbrauchte Wärme wird in der Thermalbattery zwischengespeichert, die Energynest zum Projekt beisteuert. Dadurch kann die Anlage bei Bedarf sichere, grüne Wärme auf einem hohen Temperaturniveau abgegeben, auch wenn die Sonne nicht scheint.
Steuerung verschiebt die Wärme
Das Solarfeld, der thermische Speicher und das Wärmeverteilungssystem der Produktionsstätte von Avery Dennison sind durch die Balance-of-Plant-Steuerung (BoP) verbunden, die der Prozesswärmespezialist Aura aus Germersheim in Rheinland-Pfalz entwickelt hat. Diese verschiebt die Wärme zwischen den Quellen und den Senken. Die Sonnenwärme wird so für den Betrieb von Trocknungsöfen genutzt, die während des Beschichtungsprozesses von Haftklebeprodukten verwendet werden, die Abery Dennison in Tunrhout unter anderem für die Automobilindustrie, das Baugewerbe und die Medizintechnik herstellt.
Von der EU, Belgien und Deutschland unterstützt
Die Finanzierung des gesamten Projekts hat der belgische Bürger-Ökostrominvestor Campina Energie aus Turnhout gesichert. Weiteres Geld kommt von der EU, die den Speicher im Rahmen von Horizon 2020 fördert. Die CST-Plattform von Azteq wird wiederum teilweise von der flämischen Regierung im Rahmen der Ausschreibung Green Heat finanziert. Die Steuerungsplattform wurde im Rahmen des Forschungsprojekts #Modulus entwickelt, das teilweise vom deutschen Wirtschaftsministerium finanziert wird. (su)