Auf rein landwirtschaftlich genutzten Flächen kann mit Agri-PV zusätzlich grüner Strom erzeugt werden. Doch wie effizient ist die Technologie? Die Lechwerke (LEW) haben nun in Biessenhofen und Gersthofen zwei kleine Agri-PV-Testanlagen errichtet. Dafür wurden die PV-Module senkrecht installiert und streifenförmig auf den Flächen angeordnet. Die verwendeten PV-Module sind bifazial: sowohl Vorder- als auch Rückseite können den Lichteinfall in Strom umwandeln. LEW hat die Testanlagen jeweils neben bestehenden Solarparks gebaut. Die erzeugten Strommengen aus den verschiedenen Anlagetypen sind damit gut vergleichbar. Mit den Testanlagen will LEW erste Erfahrungen zur Energieerzeugung und Wirtschaftlichkeit der senkrechten Agri-PV-Anlagen sammeln. Auf der Grundlage der gewonnenen Daten soll ein größeres Agri-PV-Projekt im Unterallgäu umgesetzt werden.
Traktoren können zwischen Modulen fahren
Agri-PV-Anlagen können zu einer effizienteren Nutzung von Anbauflächen beitragen: Die Flächen können sowohl landwirtschaftlich als auch für die Stromerzeugung genutzt werden. Dabei gibt es unterschiedliche Konzepte: Agri-PV-Module sind beispielswiese senkrecht oder mehrere Meter über dem Boden angebracht. Landwirtschaftliche Maschinen wie Traktoren oder Mähdrescher können so unter oder zwischen den Modulen fahren. Bei senkrechten Agri-PV-Modulen, wie sie bei den LEW-Testanlagen zum Einsatz kommen, bleiben die etwa ein Meter breiten Wiesenstreifen unter den Modulen unbewirtschaftet. Sie können so als Blühfläche angelegt werden und ökologische Mikrolebensräume schaffen. Um die Erzeugung von senkrechten PV-Modulen mit herkömmlichen PV-Freiflächenanlagen vergleichen zu können, hat LEW die Testanlagen jeweils neben bestehenden Solarparks gebaut. So sind die neuen, knapp unter drei Meter hohen Anlagen derselben Sonneneinstrahlung ausgesetzt. Die erzeugten Strommengen aus den verschiedenen Anlagetypen sind damit gut vergleichbar.
Die beiden Testanlagen mit einer Leistung von drei kW in Biessenhofen und sechs kW in Gersthofen sollen Aufschluss darüber geben, welchen Beitrag das Agri-PV-Verfahren für die Energiewende leisten kann: Mit den Testanlagen wolle man Erkenntnisse zur Stromerzeugung von solchen Anlagen gewinnen – insbesondere, wie viel Strom die Agri-PV-Module im direkten Vergleich zu herkömmlichen Modulen liefern können und das im Tages- und Jahresverlauf, sagt LEW-Projektleiterin Sigrid del Río. „Es gibt zwar bereits einzelne Projekte von senkrechten Agri-PV-Anlagen, doch leider kaum Erkenntnisse zur Vergleichbarkeit mit südausgerichteten PV-Anlagen. Die gewonnenen Daten aus unseren Testanlagen wollen wir für künftige Agri-PV-Projekte nutzen.“ Voraussichtlicher Vorteil: Gewöhnliche PV-Anlagen liefern vor allem in der Mittagszeit, wenn die Sonne am höchsten steht, Energie. Da die Agri-PV-Module in Gersthofen und Biessenhofen sowohl mit der Vorder- als auch der Rückseite Strom gewinnen, erreichen sie bei einer Ost-West-Ausrichtung zwei Leistungshöhepunkte: einmal in den Morgen- und einmal in den Abendstunden. Damit liefern die Anlagen insbesondere zu den Zeiten Strom, in denen klassische PV-Freiflächen in Südausrichtung weniger produzieren.
Interessierte Kommunen konnten sich bewerben
LEW plant auf der Datengrundlage der Testanlagen in Biessenhofen und Gersthofen ein Pilotprojekt zu Agri-PV. In Zusammenarbeit mit dem Landkreis Unterallgäu und dem Beratungsnetzwerk LandSchafftEnergie in Straubing werden derzeit die Rahmenbedingungen für einen Anlagenbau im Unterallgäu geprüft. Interessierte Kommunen konnten sich bis Mitte März beim Landratsamt Unterallgäu bewerben. Die Projektpartner prüfen derzeit, welche Fläche am besten passt und werden das Projekt anschließend weiter konkretisieren. Das Pilotprojekt soll wissenschaftlich begleitet werden. Untersucht werden sollen unter anderem die Einsatzfähigkeit landwirtschaftlicher Maschinen, die landwirtschaftliche Ertragsfähigkeit der Fläche und die mikroklimatische Beeinflussung der Agri-PV-Anlage auf die Fläche.
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