Seitdem der Bundesrat in Bern im Oktober 2022 die Solaroffensive in Kraft gesetzt hat, gibt es einen regelrechten Run auf hochalpine Standorte für Photovoltaikanlagen. Allein im Kanton Graubünden sind bisher mindestens zehn solcher Solaranlagen geplant. Das berichtet das Onlineportal EE-News unter verweis auf Daten der Schweizer Nachrichtenagentur Keystone SDA.
Mehr Winterstrom für die Schweiz
Ein Grund für die vermehrte Nachfrage nach Flächen hoch oben in den Alpen ist das Ziel der Solaroffensive, mehr erneuerbaren Strom für den Winter zu generieren. Dies ist in den Bergen, die auch im Winter oft über den Wolken sind, besser möglich als im Flachland. Dazu kommt noch der Albedoeffekt, also die Nutzung der Lichtreflexionen vom Schnee für die Solarstromerzeugung. Die Eidgenossenschaft stellt zudem eine Förderung von bis zu 60 Prozent der Investitionskosten bereit, wodurch die Anlagen hoch oben in den Alpen erstmals wirtschaftlich realisiert werden können.
Anlagen entstehen neben Skigebieten
Allerdings scheint sich der Zubau eher in geordneten Bahnen abzuspielen. Denn die Daten von SDA haben ergeben, dass sieben der zehn solaren Großanlagen in Graubünden neben Skigebieten entstehen sollen. Eine weitere Anlagen wird neben den Nalps-Stausee in Sedrun gebaut. Die Elektrizitätswerke Samedan planen einen Generator neben dem Engadin Airport, der in einer Höhe von über 1.700 Metern liegt. Die zehnte Anlage entsteht auf der Alp Run in Disentis.
Energieversorger als Investoren
Beteiligt sind hier auch große Energieunternehmen aus dem Schweizer Mittelland. So stehen hinter den Projekten in Graubünden unter anderem Energieversorger wie Axpo, Repower und das Elektrizitätswerk der Stadt Zürich (EWZ). Auch die Industriellen Werke Basel sind mit der Anlage auf der Alp Run in Disentis mit einem Projekt dabei. Doch auch die örtlichen Versorger engagierten sich beim Ausbau der Sonnenenergie in den Alpen. An einem Projekt sind neben den Elektrizitätswerken Samedan, die die Anlage auf dem Engadin Airport bauen, auch die Engadiner Kraftwerke, Energia Engiadina und der Energia Alpina aus Sedrun an einem Gemeinschaftsprojekt beteiligt.
Noch keine Bauanträge eingereicht
Die Anlagen sind unterschiedlich groß ausgelegt. Sie sollen zwischen 7,5 und 61 Megawatt leisten. Entsprechend unterschiedlich ist auch der Flächenbedarf, der zwischen einem Dutzend Hektar bis zu fast einem Quadratkilometer reicht. Doch noch ist offen, welche Projekte tatsächlich umgesetzt werden und wie groß sie dann wirklich ausfallen. Schließlich befinden sie sich alle noch im frühen Projektstadium, einen Bauantrag habe noch keiner der Projektierer eingereicht, wie Vorsteher des Amts für Energie und Verkehr in Graubünden, Thomas Schmid, gegenüber EE-News erklärt.
So führt Axpo für das Projekt neben dem Nalps-Stausee gerade die Umweltverträglichkeitsprüfungen durch und arbeitet an den technischen Vorprojekten. Die Einreichung der Bauanträge ist für Ende 2023 geplant. Zwei weiter Projekte haben gerade erst die Hürde einer Gemeindeabstimmung hinter sich gebracht, wie EE-News berichtet. Außerdem muss noch der Kanton zustimmen.
Bis Ende 2025 müssen die Anlagen ans Netz
Doch die Zeit drängt. Denn den Investitionszuschuss bekommen die Anlagenbetreiber nur, wenn der Generator bis Ende 2025 mindestens zehn Prozent der geplanten Stromproduktion erreicht. „Gute Projekte in Gebieten, die bereits erschlossen und bereits anderweitig belastet sind – durch Infrastrukturanlagen wie Skianlagen, Staumauern und so weiter – werden bessere Realisierungschancen haben“, ist sich Schmid sicher. Damit könnten dann auch die Umweltorganisationen leben, die Solarparks in den Alpen grundsätzlich eher kritisch sehen. (su)