Der eidgenössische Oerlikon-Konzern hat vor wenigen Tagen seine Solarsparte verkauft. Der Unternehmensteil in Trübbach nahe der Liechtensteiner Grenze wurde nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters für 275 Millionen US-Dollar (196,5 Millionen Euro) an die japanische Tokyo Electron Ltd. (TEL) veräußert. TEL gilt als einer der wichtigsten Anbieter von schlüsselfertigen Produktionsanlagen für Halbleiterwafer, Mikrochips und Flachbildschirme.
Bilanz wieder in Ordnung
Mit dem Verkauf hat Oerlikon seine Bilanz in Ordnung gebracht, denn erstmals seit 2007 präsentierte Oerlikon 2011 wieder einen Konzerngewinn und profitables Wachstum. Die Geschäftsbereiche Textile, Coating und Vacuum wuchsen schnell, die Konzernrendite lag bei zehn Prozent. Noch vor wenigen Wochen hatten die Schweizer in Abu Dhabi eine zweite Generation ihre ThinFab für mikromorphe Solarmodule präsentiert. Die angekündigte Fabriktechnik war für 140 Megawatt im Jahr konzipiert. Mikromorphe Solarmodule bestehen aus hauchfeinen Schichten von mikrokristallinem und amorphem Silizium, die in speziellen Kammern abgeschieden werden. Mit der neuen ThinFab versprach Oerlikon seinen Kunden, die Investitionskosten um 23 Prozent gegenüber der Vorgängerversion zu senken. Der Kapitalaufwand beträgt nur noch einen US-Dollar (71,5 Eurocent) je Watt Produktionskapazität. Damit lassen sich Solarmodule zu Kosten von einem halben US-Dollar (35 Eurocent) je Watt Solarleistung herstellen. Oerlikon meldete zugleich einen neuen Wirkungsgradrekord: Im Labor schafften die Ingenieure 12,5 Prozent. Die Module aus der neuen ThinFab erzielen in der Massenfertigung 10,8 Prozent. Sie leisten 154 Watt.
TEL will Solargeschäft ausbauen
Bereits seit drei Jahren gingen TEL und Oerlikon Solar in Asien gemeinsame Wege, vor allem im Vertrieb. TEL will nun seine eigenen Aktivitäten im Solarmarkt deutlich ausbauen, auch und vor allem mit der Dünnschichtlinie für mikromorphe Module. Oerlikon Solar beschäftigt 675 Mitarbeiter an weltweit acht Standorten, davon das gros in Trübbach im Kanton Sankt Gallen. Der Auftragsbestand beläuft sich auf 870 Megawatt von 15 Herstellern aus sieben Ländern. Der Deal mit den Japanern steht unter dem Vorbehalt der Genehmigung von Wettbewerbsbehörden in mehreren Ländern. Die Transaktion soll in den kommenden Monaten abgeschlossen werden. Eine Garantie für die Arbeitsplätze in der Schweiz konnte Oerlikon-Chef Michael Buscher nicht geben. Er deutete vage an, dass die Japaner „auf das Know-How in der Schweiz“ aufbauen wollen. (Heiko Schwarzburger)