Die diesjährige Expo im italienischen Mailand öffnet morgen ihre Pforten. Viele Pavillons thematisieren die aktuellen Problemen des Klimawandels mit allen seinen Folgen. Sie zeigen aber auch Lösungsansätze. „Den Planten ernähren, Energie für das Leben“ ist das Motto der Expo 2015. Der belgische Pavillon greift dieses Motto auf. Die Belgier haben den Eingangsbereich ihres Pavillons in der länglichen Form eines traditionellen Bauernhofes gestaltet, wie er überall im Lande zu finden ist. Das Dach hat der einheimische Glashersteller AGC Glass Europe mit ganz unterschiedlichen Photovoltaikenelemten bestückt.
Folien glänzen türkis
Das Unternehmen hat dazu verschiedene Technologien zwischen Glasscheiben einlaminiert und zeigt, was die gebäudeintegrierte Photovoltaik an Lösungen parat hat. Unter anderem hat AGC auch organische Solarfolien des Dresdner Herstellers Heliatek zwischen zwei Solargläser laminiert. Im Vergleich zu den anderen Technologien zu den anderen Technologien glänzen dies beiden Glas-Glas-Module mit dem Heliafilm der Dresdner türkis und heben sich deutlich von den anderen Modulen ab. „Mit der Verwendung von Heliafilm für die Expo in Mailand demonstriert AGC, wie ein innovatives High-End Glasprodukt aussehen könnte“, betonten die Dresdner. „Dieses Projekt ist ein wichtiger Schritt im Rahmen der Entwicklungskooperation mit AGC Glass Europe und Heliatek“, freut sich Thomas Bickl, Leiter des Vertriebs und der Produktentwicklung in Dresden. „Nach dem erfolgreichen Start unseres ersten Pilotprojekts im letzten Jahr an der Gebäudefassade an unserem Hauptsitz, ist dies nicht nur ein weiterer Meilenstein. Es zeigt auch die beiderseitige Verpflichtung, die wir an diesem wichtigen Projekt haben“, sagt Bickl mit Blick auf die Markteinführung von organischen Solarfolien in Kooperation mit AGC Glass.
Auf die Architekten zugehen
Auch für die Belgier ist die Kooperation ein Gewinn. Denn so können sie den Architekten Verbundgläser mit Mehrwert anbieten. „Auf diese Art verdeutlichen wir das kontinuierliche Streben nach Innovation“, erklärt Frédéric Bonnefoy, Produktmanager von AGC Glass Europe den Einsatz von Solarelementen im belgischen Pavillon. Er gibt die Marschrichtung vor, in die es in Zukunft geht. Denn AGC Glass will mit den solaren Glaselementen vor allem die Architekten ansprechen. „Sie können das Herzstück zukünftiger nachhaltiger Architekturlösungen sein“, betont Bonnefoy. Im belgischen Pavillon zeigt das Unternehmen die Vorteile solcher Module. Denn neben der verbesserten Wärmeisolierung bieten Photovoltaikglaselemente auch Sonnenschutz und Stromgewinnung. Dies ist vor allem für die organische Photovoltaik eine riesige Chance. Denn anders als die kristallinen Siliziumtechnologien können die Hersteller Transparenz in ästhetischer Form bieten, auch wenn jetzt im belgischen Pavillon opake, also lichtundurchlässige Folien eingesetzt wurde.
Belectric OPV setzt auf Flexibilität
Einen weiteren Vorteil der organischen Solarfolien zeigt der Nürnberger Hersteller Belectric OPV auf der Expo in Mailand. Er hat den deutschen Pavillon mit seinen Folien bestückt. Zusammen mit dem Stuttgarter Kabelhersteller Lapp, dem Spezialisten für die bauliche Umsetzung architektonischer Entwürfe Carl Stahl und dem Chemiekonzern Merck haben die Nürnberger Solarbäume entwickelt, die auf der Freifläche vor dem Pavillon stehen. Die Idee kommt vom Münchner Architekturbüro Schmidthuber, das den Pavillon entworfen hat. „Die Solarbäume verbinden Innen- und Außenraum, Architektur und Ausstellung miteinander und spenden gleichzeitig Schatten während der heißen Expo-Monate“, erklärt Lennart Wiechell, leitender Architekt und Managing Partner bei Schmidhuber. „Wir hatten hier die Möglichkeit nicht nur eine existierende Technologie zu verwenden, sondern bis hin zum optischen Erscheinungsbild der Module alles zu gestalten und so in das Gesamtdesign einzugliedern. Zudem tragen die OPV-Module zur Senkung des externen Energieeinsatzes im Gebäudebereich und somit zur Ressourcenschonung bei.“
Spezieller Anschluss entwickelt
Die Architekten aus München setzen dazu vor allem auf die Flexibilität der Folien. Sie sind nicht nur biegsam, sondern bieten auch die Freiheit der Form, die Architekten dringend brauchen, um Photovoltaikelemente in ihre Entwürfe zu integrieren, ohne sich von ihnen einschränken zu lassen. „Denn die organischen Solarfolien passen sich den Vorgaben der Architekten und Designer an und nicht umgekehrt“, betont Hermann Issa, Verkaufsleiter bei Belectric OPV. Deshalb haben die Nürnberger ihre organische Solarfolie auch nicht zwischen zwei Glasscheiben laminiert, sondern zwischen durchsichtigen Spezialfolien. „So lassen sich die organischen Photovoltaikmodule problemlos in den innovativen architektonischen Entwurf von Schmidthuner integrieren“, erklären die Nürnberger.
Lapp Kabel hat eigens dafür einen speziellen Anschluss entwickelt. Denn die Herausforderung ist, dass die Verkabelung der einzelnen Zellen so unauffällig wie möglich ist. So hat Lapp eigens für die Module von Belectric, die für die Expo vorgesehen sind, neue strahlenvernetzte Kabel mit einem Durchmesser von nur 2,4 Millimetern entwickelt. Außerdem wird der Anschlusspunkt direkt auf die Folie aufgegossen. Er ist nur 30 mal 20 Millimeter groß. Dies vereinfacht nicht nur den Herstellungsprozess, da keine separaten Anschlussdosen mehr produziert werden müssen. Der Verguss auf der Folie dient außerdem als Zugentlastung für das Kabel. (Sven Ullrich)