Bei Ausbau der Photovoltaik haben die öffentlichen Gebäude eine besondere Stellung. Sie sind oftmals für die Installation einer Solaranlage geeignet. Der Strom kann in der Regel auch gleich zu einem großen Teil vor Ort verbraucht werden, was nicht nur die Netze entlastet, sondern auch die Kassen der Kommunen. Zudem haben solche Projekte eine Vorbildwirkung für die Einwohner:innen der Kommunen.
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Aktuell machen jedoch Privathaushalte, Industrie und Landwirtschaft einen Großteil der in Deutschland produzierten Solarenergie aus. Das Potenzial auf den Dächern öffentlicher Gebäude liegt häufig noch brach. So sind bisher lediglich 1,1 Prozent aller installierten Solaranlagen auf öffentlichen Einrichtungen montiert. Das ist das Ergebnis einer Studie, die Viessmann Climate Solutions erstellt hat.
Solaranlagen auf Kommunalbauten analysiert
Die Analyst:innen von Viessmann haben dazu alle Solarinstallationen auf Kommunalbauten aus dem Marktstammdatenregister herausgefiltert und ins Verhältnis zur Gesamtzahl an Solaranlagen pro Stadt mit mindestens 50.000 Einwohnern gesetzt. Daraus hat sich nicht nur die noch vorhandene mögliche Fläche für die Solarenergie auf öffentlichen Dächern ergeben, sondern auch eine Reihenfolge der vorbildlichen Kommunen.
Kleve ist Vorreiter
So ist die Stadt Kleve Vorreiter bei der Nutzung öffentlicher Gebäude für Solarenergie. In der Stadt boomt die Solarenergie. Immer mehr Haushalte in der Stadt legen sich eine Solaranlage zu. Bereits nach kurzer Zeit waren die Fördermittel der Stadt für 2024 in Höhe von insgesamt 40.000 Euro aufgebraucht. Doch im Unterschied zu anderen Kommunen ist die Photovoltaik nicht nur bei den Hauseigentümern beliebt. Auch die Dächer der öffentlichen Gebäude werden gut genutzt. Dadurch sind immerhin 4,7 Prozent aller Solaranlagen in der Stadt auf öffentlichen Gebäuden installiert.
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Offenbach auf Platz zwei
Auf den weiteren Rängen der untersuchten Städte befindet sich Offenbach. Dort liegt der Anteil der Solaranlagen auf öffentlichen Gebäuden bei 4,6 Prozent. Mit vier beziehungsweise 3,5 Prozent liegen auch die beiden baden-württembergischen Städte Böblingen und Tübingen mit ganz vorn, gefolgt von Marburg. In der hessischen Stadt sind 3,4 Prozent der Solaranlagen auf Schulen, Kindergärten und dem Tribünendach des städtischen Georg-Gaßmann-Stadions installiert.
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Bergisch-Gladbach und Grevenbroich auf den letzten Plätzen
Am unteren Ende der Skala befinden sich die nordrhein-westfälischen Städten Bergisch Gladbach und Grevenbroich. Dort sind magere 0,2 Prozent aller Solaranlagen in auf kommunalen Bauten zu finden. Aber auch Nordhorn hat es bisher nur auf einen Anteil von 0,2 Prozent gebracht – obwohl oder gerade weil die Gesamtzahl an Solaranlagen in der niedersächsischen Gemeinde mit rund 3.600 Installationen vergleichsweise hoch ist. Mit 0,3 Prozent sind Marl, Pulheim und Frechen in Nordrhein-Westfalen aber auch nicht viel weiter gekommen mit dem Ausbau der Photovoltaik auf öffentlichen Gebäuden.
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Hanau schneidet bei Großstädten gut ab
Wenn die kleineren Städte wegfallen und nur Städte mit mehr als100.00 Einwohnern betrachtet werden, schneidet auch Hanau besonders gut ab. In der hessischen Großstadt sind 3,1 Prozent der Solaranlagen auf Kommunalbauten installiert. Bremerhaven und Stuttgart folgen mit jeweils 2,9 Prozent. Rund 2.470 Stunden scheint im fränkischen Erlangen jährlich die Sonne. Von der Stadt selbst werden diese besonders gut genutzt, der Anteil liegt bei 2,6 Prozent. Kräftigen Nachholbedarf hat nicht nur Bergisch Gladbach, sondern auch Mönchengladbach und Neuss. Dort liegt der Anteil bei jeweils nur 0,5 Prozent. Auf einen ähnlich mageren Wert kommt auch Lübeck.
Berlin hat die meisten kommunalen Anlagen
Bei der absoluten Anzahl der Solaranlagen auf öffentlichen Gebäuden liegt Berlin wenig überraschend vor. Hier sind 543 Anlagen auf öffentlichen Gebäuden installiert. München landet mit 326 Anlagen dahinter. In Stuttgart stromen derzeit 253 Solaranlagen auf Dächern von Gebäuden in öffentlicher Hand. Dahinter liegen Dortmund mit 192 kommunalen Solaranlagen und Nürnberg, wo 190 Anlagen auf öffentlichen Bauten installiert sind. In diesem Ranking liegen Städte wie Görlitz mit einer Anlage und Gera mit vier Solarinstallationen auf Kommunalbauten weit abgeschlagen auf den letzten Plätzen.
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Hürden beim Ausbau
Die Kommunen stehen beim Ausbau von erneuerbaren Energien vor einigen Herausforderungen. So müssen die Solaranlagen finanziert werden. Auch das Fachpersonal, das die Anlagen baut und ans Stromnetz anschließt, ist in einigen Regionen rarer als in anderen. Nach Angaben der Analyst:innen wirke sich das unter anderem auf den Ausbau in Grevenbroich, Frechen und Neubrandenburg aus, wo nur je fünf Solaranlagen auf öffentlichen Gebäuden Sonnenstrom liefern.
Die vollständige Auswertung der Studie finden Sie auf der Internetseite von Viessmann Climate Solutions. (su)