Angesichts der schlechten Marktbedingungen und der durchwachsenen Finanzergebnisse kündigt Mayer Burger an, die Modulproduktion im sächsischen Freiberg zu schließen. Statt dessen will sich das Unternehmen auf den Markt in den USA und die dortige Modulherstellung konzentrieren. In Deutschland soll dann noch die Zellproduktion sowie die Forschung und Entwicklung beibehalten werden.
Europäische Zellen für amerikanische Module
Die in Europa hergestellten Zellen sollen dann in Modulen verbaut werden, die in den neuen Werken produziert werden, die Meyer Burger in den USA gerade aufbaut. Dieser Aufbau schreite derzeit wie geplant voran, wie Gunter Erfurt, Geschäftsführer von Meyer Burger mitteilt. Die Modulproduktion solle bereits im zweiten Quartal dieses Jahres anlaufen.
5,4 Gigawatt schon verkauft
Dort genießt die Solarindustrie mit dem Inflation Reduction Act derzeit viel Unterstützung. Auch der Markt sei sehr gut. „In den USA können wir – bedingt durch die dortige Industriepolitik – unsere führende Technologieposition voll ausnutzen, was zu einem erheblichen Interesse von potenziellen Partnern führt“, erklärt Gunter Erfurt. „Angesichts eines Auftragsbestandes von 5,4 Gigawatt im Rahmen von Abnahmevereinbarungen und der Möglichkeit, ein EBITDA von rund 250 Millionen Schweizer Franken im Jahr 2026 zu erzielen, sind wir in der Lage, ein profitables Geschäft aufzubauen und unseren Aktionären somit einen positiven Ausblick zu geben.“
Meyer Burger reagiert damit auf die Marktverzerrung durch billige Modulimporte vor allem aus China. Die dortigen Hersteller stehen unter dem Verdacht, die Module in Europa unter den Herstellungskosten zu verkaufen. Das Unternehmen kritisiert aber auch die Bundesregierung, die ihrerseits bisher nichts unternommen hat, um die Modulproduktion in Deutschland oder zumindest in Europa zu unterstützen.
Produktionsjobs werden gestrichen
Die Zeit drängt. Denn die Schließung des Werks in Freiberg soll bereits im April 2024 erfolgen, wenn bis Mitte Februar dieses Jahres keine Maßnahmen zur Unterstützung der heimischen Solarindustrie entschieden sind – etwa durch den Net Zero Industry Act der EU in Kombination mit Resilienzmaßnahmen durch die einzelnen Mitgliedsstaaten. Damit stehen derzeit bei Meyer Burger 500 Jobs auf dem Spiel – vor allem in der Produktion. Nur bestimmte Bereiche wie unter anderem das Ingenieurwesen, Technologie, Lieferkettenmanagement wären nicht betroffen. Diese bekommen Arbeitsverträge in anderen Gesellschaften von Meyer Burger. Schon jetzt plant das Unternehmen, Gespräche mit allen betroffenen Beschäftigten und weiteren Beteiligten zu führen.
360 Megawatt auf Lager
Der Rückzug von Meyer Burger aus der europäischen Modulproduktion würde die Abhängigkeit von chinesischen Importen weiter verschärfen. Doch die Ergebnisse sprechen eine klare Sprache. So rechnet das Unternehmen für 2023 mit einem Verlust vor Steuern, Abgaben und Abschreibungen von mindestens 126 Millionen Schweizer Franken. Denn das Unternehmen hat zwar in diesem Jahr mit 650 Megawatt mehr Modulleistung hergestellt als im Vorjahr. Doch der Absatz ist gesunken. Meyer Burger hat einen Lagerbestand von 360 Megawatt angehäuft. (su)