Ohne großes Tamtam scheint kürzlich eine ganze Generation Scheitholzvergaserkessel von der Bühne abgetreten zu sein. Jedenfalls klingt der Satz von Christoph Lang, Marketingmanager beim österreichischen Biomassekesselbauer Guntamatic Heiztechnik GmbH, als ob genau das der Fall ist: „Mit der wiederkehrenden Messpflicht auch bei kleinen Stückholzheizungen durch Inkrafttreten der BImSchV wurden die meisten Beistellkessel in Deutschland vom Markt genommen.“ Seit Ende März dieses Jahres gilt die neue 1. Bundesimmissionsschutzverordnung (1. BImSchV). Sie bringt verschärfte Emissionsgrenzwerte für neue Kessel und Öfen in zwei Stufen, wovon die erste Stufe seit Inkrafttreten der Verordnung gilt.
Da mehrere Legislaturperioden lang über die neue BImSchV politisch gestritten wurde, kam sie nicht überraschend. Bei aller Marktunsicherheit einerseits, die das Gezerre bewirkte, bedeutete es andererseits für die Unternehmen auch Zeit, Scheitholzvergaser auf die strengeren Grenzwerte einzustellen beziehungsweise weiterzuentwickeln, wie das Beispiel Guntamatic zeigt.
Grenzwerte der Stufe 1
Der Kesselbauer wurde auf der Internationalen Messe für Forstwirtschaft und Forsttechnik, der Interforst 2010, Mitte Juli dieses Jahres in München für seinen neuen Scheitholzvergaserkessel BioSmart ausgezeichnet. Die Peuerbacher erhielten eine der zwölf Innovationsmedaillen, die das Kuratorium für Waldarbeit und Forsttechnik e.V. (KWF) für neue Produkte verleiht.
Das KFW formulierte als Krönungsworte für den BioSmart, dass er die verschärften Grenzwerte der novellierten BImSchV Stufe 1 einhalten würde. Erreicht würde dies durch eine hochwertige Regelungstechnik mit permanenter Kontrolle der Verbrennungsqualität durch Lambdasonde. Das Resultat laut KWF: „Eine effiziente, umweltfreundliche und komfortable Nutzung der Biowärme aus Holz.“
Klar ist: Wer Stufe 1 nicht erreicht, der wird vom Schornsteinfeger nicht zum Betrieb freigegeben. Die Stufe-1-Feststellung des Kuratoriums ist ein Hinweis, dass Scheitholzvergaser wie der BioSmart von Guntamatic diese Hürde nehmen. Der BioSmart schafft sogar noch mehr. Lang zur Stufe 2 der 1. BImSchV: „Die Grenzwerte der Stufe 2 wurden bei der Entwicklungsarbeit berücksichtigt und werden erreicht werden.“
Selbst ist die Anlage
Hinzu kommt bei den neuen Kesseln mehr Automatisierung und Selbstregelung. „Die eigentliche Innovation ist die Regelungstechnik“, sagt Lang über den BioSmart. Die ‚alten’ Scheitholzkessel müssten regelmäßig von Fachpersonal gewartet werden, um für die alle zwei Jahre wiederkehrenden Emissions-Messungen fit gemacht zu werden. „Das erübrigt sich jetzt“, sagt Lang. „Lambdasonde, Luftverhalten ... der neue Kessel regelt sich selbst und stellt sich automatisch ein.“
Andere Kesselhersteller stehen Guntamatic nicht nach. Mitbewerber Solarfocus beispielsweise hat in seinen Scheitholzvergaserkessel Therminator II eine automatische Wärmetauscherreinigung integriert. Ein Motor bewegt nach jedem Abbrand eine Art Reibahle im Kreis herum. Dabei wird die Oberfläche des Wärmetauschers gereinigt. Unternehmenssprecherin Carmen Hafner: „Der Kunde merkt so gar- nicht, wann die Wärmetauscherreinigung aktiv ist.“ Bei vielen Scheitholzkesseln müsste die Reinigung noch manuell durchgeführt werden. Hafner: „Das birgt die Gefahr in sich, dass der Kunde aus Zeitmangel die nötigen Reinigungsintervalle nicht sorgsam genug einhält.“ Unterm Strich dient auch diese technische Entwicklung dem Ziel niedrigerer Emissionen. Denn bei verschmutztem Wärmetauscher sinkt der Wirkungsgrad des Kessels, was den Brennstoffverbrauch ansteigen lässt.
Fast schon ein Klassiker: Die Verbrennungsregelung über die Lambdasonde. Sie misst den Restsauerstoffgehalt des Abgases. Über die Sekundärluftzufuhr wird dann je nach Messergebnis der Flamme gegebenenfalls mehr Luft für die Verbrennung zugeführt oder auch entzogen. Hafner: „Das garantiert eine gleichmäßige Verbrennung unabhängig von der Holzart.“
Die Anlagenparameter werden auf Displays grafisch aufbereitet und übersichtlich dargestellt. Das Kesselmenü des Therminators beispielsweise lässt sich mittels Drehknopf bedienen, so dass der Bediener sich durch sämtliche Ebenen der Regelung bequem navigieren kann. Die Regelung übernimmt die Steuerung aller Komponenten wie Speicher oder eventuell auch einer Solaranlage. Sogar die Steuerung von der Wohnung aus ist möglich. „Das Regelungs-Bedienteil für den Therminator II ist wahlweise am Kessel oder im Wohnbereich montierbar“, sagt Hafner.
Nun könnte der Verkauf von Scheitholzvergasern auch unter der neuen 1. BImSchV angeheizt werden. Doch die nächste Hürde ist schon da: Im Marktanreizprogramm für Wärme aus erneuerbaren Energien (MAP) ist im Juli die Förderung für Scheitholzvergaserkessel gestrichen worden. Bricht jetzt die Nachfrage weg? Lang sagt zum Stopp: „Wir denken, dass wir die Herausnahme der Scheitholzvergaserkessel aus der Förderung spüren werden.“
Der unterschätzte Markt
Der Förderwegfall trifft einen garnicht so kleinen Markt. Unter allen geförderten Biomassefeuerungen sind Scheitholzvergaser keineswegs eine Nische oder eine Art Exotenheiztechnik für Förster. Eine Anfrage beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) bringt ans Licht, dass in den vergangenen fünf Jahren, von 2005 bis 2009, über das MAP Installationszuschüsse für insgesamt 63.273 Scheitholzkessel bis 50 Kilowatt (kW) Leistung ausgezahlt wurden. Zum Vergleich: Von den medial und in der allgemeinen Wahrnehmung viel mehr präsenten Pelletsfeuerungen als Zentralheizungsalternative für Heizöl und Erdgas sind laut Branchenverband Deutsche Energieholz- und Pelletsverband e.V. (DEPV) im selben Zeitraum 98.000 Pelletsfeuerungen hinzugekommen. Scheitholz läge demnach nur um ein Drittel hinter dem Biomasse-Boomer Pellets. Trotz Förderwegfalls bleibt Lang optimistisch: „Aufgrund steigender Energiepreise bei fossilen Brennstoffen wird zukünftig große Nachfrage nach Biomasse vorhanden sein.“ Es bleibt zu hoffen, dass auch diese Hürde von den Scheitholzvergaserkesseln genommen werden wird.