Die leichtgewichtigen Module von Euronergy sind unter anderem perfekt geeignet zur Installationen auf Gewerbedächern mit wenig Lastreserven. Die Wechselrichterhersteller haben dazu die passende Leistungselektronik.
Neue Komponenten und Lösungen: Die Solarbranche zeigt auf der Smarter E Europe, was sie in petto hat.
Sven Ullrich
Als eine der zentralen Säulen der künftigen Energieversorgung demonstiert die Photovoltaikbranche neue Technologien und die Weiterentwicklung von Geschäftsmodellen sowie Komponenten auf der Intersolar vom 7. bis 9. Mai in München.
Dazu gehören natürlich auch die neuesten Solarmodule. Einen ganz neuen Ansatz in diesem Bereich präsentiert Euronergy (Stand A1.490). Das Unternehmen konzentriert sich auf Leichtbaumodule. Statt Glas nutzt Euronergy ein leichtes Verbundmaterial, welches das Gewicht auf ein Viertel eines normalen Moduls senkt.
Damit ist Euronergy aber nicht allein am Markt. Andere Hersteller wie Sunman (A1.311) und DAS Energy (A2.190) verfolgen einen ähnlichen Ansatz. Einen neuen Weg geht Euronergy aber bei der Verschaltung der Solarzellen innerhalb des Moduls. So nutzt das Unternehmen komplett auf der Rückseite kontaktierte IBC-Zellen.
Zusätzlich hat Euronergy noch eine neue Lösung der Verschaltung entwickelt: die planar electrical connection (PEC). „Bei der PEC-Technologie werden die Zellen auf der Rückseite durch eine Kupferfolie kontaktiert“, erklärt Martin Green, Forschungsleiter von Euronergy. „Diese flexible Kupferfolie auf der Rückseite ersetzt die Bändchen, die bei herkömmlichen Modulen verwendet werden.“
Die PEC-Technologie erlaubt durch die vollflächige Kontaktierung eine bessere Ableitung von Wärme im Falle von Hotspots. Da die Zelle hier an mehreren Punkten kontaktiert ist, kann der Strom auch um Mikrorissen in der Zelle herumgeleitet werden. Außerdem wird das Modul durch die vollflächige Kontaktierung flexibler, weil hier der Abriss der Kontaktierung beim Biegen des Moduls verhindert wird.
Bei der PEC-Technologie werden die Zellen auf der Rückseite durch eine Kupferfolie kontaktiert.
Mit KI Energieertrag maximieren
Rückseitig kontaktierte Zellen nutzt auch Aiko (A3.470). Der Schwerpunkt des Herstellers liegt auf seinen ABC-Infinite-Modulen. Mit der jetzigen dritten Generation ist Aiko noch einmal ein Sprung hinsichtlich der Effizienz gelungen. Damit kann sich die Technologie mit den Topcon- oder Heterojunction-Modulen anderer Hersteller messen.
Das ABC Infinite erreicht 475 Watt mit einer Modulfläche von unter zwei Quadratmetern, was in einigen deutschen Bundesländern immer noch die Grenze für die Nutzung auf Dächern ist. Damit ist es flexibel auf vielen Dachflächen einsetzbar.
Auf der Intersolar wird Aiko zusätzlich noch eine neue intelligente Lösung vorstellen, die die Überwachung, Diagnose und Betriebseffizienz von Solaranlagen übernimmt. Mit KI-gesteuerter Überwachung in Echtzeit, Ferndiagnose und Inbetriebnahme per Mausklick ziele sie darauf ab, den Energieertrag zu maximieren und die Betriebs- und Wartungskosten zu senken, teilt das Unternehmen mit.
475 Watt erreicht das ABC Infinite mit zwei Quadratmetern Modulfläche.
Zellen zweidimensional verschaltet
Trina Solar (A1.170) präsentiert mit seinem neuen „Shield Extreme Climate“-Ansatz eine Lösung, die die Installation bei extremen Wetterbedingungen wie Hagel, starkem Wind und Schneefall schützt. Die Lösung kombiniert Module aus hochbelastbaren Komponenten mit intelligenten Nachführsystemen. Das Glas des Moduls ist 25 Prozent dicker als das herkömmlicher Module. Damit steige die Widerstandsfähigkeit gegen äußere mechanische Einwirkungen um das 2,5-Fache im Vergleich zu herkömmlichen Modulen. Dies liegt auch an einem neuen Rahmendesign, das die Belastbarkeit des Moduls erhöht und so die Stabilität und Zuverlässigkeit verbessert.
Auch IBC Solar (A4.470/570) wird ein neues Modul der Eigenmarke vorstellen. Das neue Doppelglasmodul mit 465 Watt Leistung wird komplett in Deutschland gefertigt. Durch ein neues Verschaltungssystem der Zellen, die 2D-Matrix-Struktur, steige die Energieausbeute um 70 Prozent. Vor allem kann es seine Stärken bei weniger optimalen Lichtverhältnissen wie Teilverschattungen ausspielen.
Zusätzlich wird IBC Solar neben seinen Montagelösungen für Schräg- und Flachdächer noch ein neues Montagesystem für Solarfassaden vorstellen. Das neue System ist sowohl für die industrielle Anwendung als auch für den Eigenheimbereich geeignet. Durch zugelassene und universelle Befestigungslösungen ist eine einfache Montage an unterschiedlichen Wandtypen, wie Ziegelstein, Trapezblech, Beton und anderen Baustoffen, möglich.
Ebenfalls für die Fassadenanwendung wird Novotegra (A4.179/180) die Einlegeschiene Evo vorstellen. Diese gibt es je nach zu erwartenden Windkräften vor Ort mit einer Höhe von 30, 35 und 40 Millimetern. Die leicht nach hinten geneigte Montage sorgt dafür, dass Regen- und Schmelzwasser nicht über die Moduloberfläche, sondern hinter den Modulen abläuft. Dadurch werden unschöne Flecken auf der Solarfassade vermieden.
5 Millionen Solarstromanlagen sind laut BSW-Solar in Deutschland inzwischen am Netz. Mit ihnen können etwa 15 Prozent des hiesigen Strombedarfs gedeckt werden. 20 Prozent dieser Anlagen gingen allein im vergangenen Jahr neu ans Netz.
Auf die neuen Regelungen reagiert
Zusätzlich wird der Montagesystemhersteller noch eine Anbindung für sein Topfix-System auf Schrägdächern mit Bitumen- oder Folieneindeckung vorstellen. Der neue Anker besteht aus einer robusten Grundplatte und einem stabilen Gewindebolzen. Er ist so aufgebaut, dass er die Lasten senkrecht in die Dachunterkonstruktion einleitet.
Auf der Intersolar zeigen auch die Leistungselektroniker ihre Neuheiten. So können Installateure an den Wechselrichter Plenticore G3 von Kostal (B3.130) jetzt auch neue Hochleistungsmodule anschließen. Denn der Inverter kommt mit bis zu 30 Ampere Eingangsstrom zurecht. Damit ermöglicht er die Nutzung von bifazialen Modulen ohne Leistungsverluste.
Zusätzlich ist der Plenticore G3 jetzt auch für die dynamischen Stromtarife gerüstet. In seiner Hybridversion kann er auf die Preise an der Strombörse reagieren und angeschlossene Speicher entsprechend betreiben. Er ist auch in der Lage, flexible Verbraucher wie Wallboxen und Wärmeerzeuger zu steuern. So können die Anlagenbetreiber von geringeren Netzentgelten profitieren. Mit ihm können sie auch die vorübergehende Reduzierung auf 60 Prozent der Einspeisung realisieren, die nach dem Solarspitzengesetz gefordert ist, solange kein intelligentes Messsystem inklusive Fernsteuerbarkeit der Anlage installiert ist.
Fronius verstärkt Gewerbelösungen
Unter anderem einen neuen Wechselrichter für gewerbliche Dachanlagen wird Fronius (B4.310/410) auf der Intersolar vorstellen. Der Verto Plus mit einer Leistung zwischen 25 und 33,3 Kilowatt ist die Weiterentwicklung des bisherigen Geräts für die zusätzliche Integration von Batteriesystemen. Der neue Hybridwechselrichter bietet eine komplette und zuverlässige Notstromversorgung und eine optimierte Energieausbeute. Mit ihm ist es möglich, komplexe Solaranlagen und auch verschiedene Modultypen auf einem Dach zu betreiben.
Mit dem Argeno hat Fronius zusätzlich noch einen sehr leistungsstarken Gewerbewechselrichter entwickelt. Durch die Verwendung von Siliziumkarbid startet Fronius mit einer maximalen Leistungsdichte in diesem Segment. Bei einer Nennleistung von 125 Kilowatt wiegt das Gerät weniger als 90 Kilogramm. Zusätzlich ermöglicht die Technologie einen hohen Wirkungsgrad von 99,1 Prozent. Mit seinen 30 MPP-Trackern mit jeweils zwei Stringanschlüssen ist der Argeno auch für große und gleichzeitig komplexe Dachanlagen geeignet.
Auch SMA (B3.210) wird eine neue Lösung für das Gewerbe vorstellen. Der neue Sunny Tripower X 60 verfügt über einen integrierten Systemmanager sowie eine direkte Anbindung an das SMA Monitoringportal. Mit 60 Kilowatt Leistung und fünf MPP-Trackern ermöglicht er eine effiziente Nutzung von Solarmodulen, einschließlich bifazialer Technologien. Zusätzlich können mit dem SMA Data Manager M zusammen mit dem Sunny Portal von Ennex OS Speicher anhand fester Zeitpläne gezielt be- und entladen werden.
Agri-PV ist eine Antwort auf die Herausforderungen der Energie- und Agrarwende.
Große Inverter für große Speicher
Im Bereich Kraftwerkslösungen stellt SMA den Sunny Highpower Storage vor. Dies ist ein Batteriewechselrichter, der bei Umgebungstemperaturen bis 50 Grad Celsius ohne Leistungseinbußen betrieben werden kann. Das neue Gerät eignet sich für Speicher zwischen einem und fünf Megawatt oder 5 bis 40 Megawattstunden. Dabei können bis zu 14 Wechselrichter parallel geschaltet werden.
Für große Speicheranwendungen präsentiert SMA zudem den neuen Batteriewechselrichter Sunny Central UP-S. Er nutzt die Siliziumkarbid-Mosfet-Technologie, was die Leistungsdichte erhöht und einen Wirkungsgrad von über 99 Prozent ermöglicht. Der Wechselrichter ist in der Lage, ein Stromnetz aufzubauen, das vollständig auf erneuerbare Energien ausgelegt ist.
Unter anderem auf den intelligenten Betrieb von Batteriespeichern konzentriert sich der Messeauftritt von Baywa RE (A4.179/180). Im Geschäftsbereich Asset Operations bietet das Unternehmen eine umfassende technische und kaufmännische Betriebsführung für Speicheranlagen. Baywa RE kümmert sich dabei um alles: von der Projektleitung über das Monitoring bis hin zur präventiven Wartung und Reparatur der Speicher vor Ort. Zum Leistungsumfang gehören auch ein Echtzeitmonitoring rund um die Uhr und die Kommunikationsanbindung.
Der Bereich Energiehandel kümmert sich wiederum um die Vermarktung der Speicher. Herzstück ist dabei der eigens entwickelte Optimierungsalgorithmus, der einen täglichen Fahrplan erstellt. Dieser berücksichtigt Wettervorhersagen, Preisprognosen, Verfügbarkeiten und technische Parameter wie die maximale Menge an möglichen Ladezyklen pro Tag oder Vorgaben zum Batterieladestand.
Agri-PV steht im Mittelpunkt
Die Einbindung von Batteriespeichern ist auch ein Schwerpunkt auf dem Messestand von Goldbeck Solar (A5.480). Zentral wird das Unternehmen auch innovative Solaranwendungen wie die Agri-PV zeigen.
Goldbeck Solar hat bereits mehrere Agri-PV-Projekte erfolgreich realisiert und setzt verstärkt auf diese Zukunftstechnologie. „Agri-PV ist eine Antwort auf die Herausforderungen der Energie- und Agrarwende“, sagt Geschäftsführer Joachim Goldbeck. „Wir möchten zeigen, dass Solarenergie und Landwirtschaft Hand in Hand gehen können, um Flächen effizienter und nachhaltiger zu nutzen.“ Das Agri-PV-Team des Unternehmens wird am 7. Mai 2025 um 16 Uhr in einem Vortrag auf dem Stand die möglichen Lösungen und Geschäftsmodelle vorstellen.