Die Wärmebranche kämpft seit Jahren mit der Vergleichbarkeit von energieeffizienten Heizanlagen und Geräten, die mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Tatsächlich ist es nicht so einfach, ein komplettes Heizungssystem zu bewerten, das aus einer Vielzahl von Komponenten und zudem nicht selten aus einer Kombination von zwei verschiedenen Technologien besteht. Um dem Kunden und dem Installateur hier einen besseren Überblick zu bieten, haben die Branchenverbände einen Rechner entwickelt, der genau ausrechnet, mit welchem Laben die gesamte Heizungsanlage arbeitet.
Dem Kunden einen Überblick geben
Grundlage ist das im September 2015 eingeführte Effizienzlabel Heizgeräte und Warmwasserbereiter, anhand dessen die Kunden die Komponenten für ihre Heizungen auswählen können. Dabei geht es allerdings nicht darum, die einzelnen Komponenten zu bewerten, sondern das Effizienzlabel sieht eine Bewertung der Gesamtanlage vor. Diese kann wahlweise aus einer Wärmepumpe, einer solarthermischen Anlage, einem Mikro-BHKW oder anderen Verbrennungsanlagen beziehungsweise aus einer Kombination dieser Technologien bestehen. Zwar sei das Verbundanlagenlabel ein geeignetes und leicht verständliches Instrument, das es dem Verbraucher ermöglicht, besser informiert Entscheidungen über ein neues und sauberes Heiz- und Warmwasserbereitungssystem mit Solarthermie zu treffen, betont Robin Welling, Präsident der Europäischen Solarthermie-Industrie-Förderation Estif. Doch wie die Gesamteffizienz einer Anlage ausfällt, die aus einer ganzen Reihe von Komponenten besteht, überblicken die Kunden meist nicht und auch die Installateure tun sich schwer damit, hier konkrete Angaben zu machen.
Nur sinnvolle Kombinationen zugelassen
Mit dem neuen Onlinetool kann die Effizienz des Gesamtsystems ausgerechnet werden. Dazu haben die Entwickler die Datenblätter der Geräte am Markt durchforstet und in einer Datenbank aufgelistet. Aus dieser Datenbank kann der Kunde oder Installateur die installierten oder zu installierenden Komponenten in das Berechnungstool übernehmen. Dieses bewertet dann die Energieeffizienzklasse der Anlage aufgeteilt nach Warmwasserbereitung und Raumheizung bei durchschnittlichen klimatischen Bedingungen. Hier kann der Kunde und der Installateur sehr einfach noch weitere Anpassungen am System vornehmen, um durch den Tausch einzelner Komponenten eine höhere Energieeffizienz zu erreichen.
Das Berechnungsprogramm lässt natürlich nur sinnvolle Heizungssysteme. So ist eine solarthermische Heizung als monovalente Variante nicht möglich, da ein solches System kaum den gesamten Wärmebedarf eines Gebäudes abdecken kann. Es sei denn, es wird groß genug ausgelegt, was allerdings dann im Sommer ein Problem wird, da dann nur ein Bruchteil der Wärme der Wintermonate gebraucht wird. Deshalb haben die Entwickler des Rechners die Solarthermie auch nur als Zusatztechnologie in Verbindung mit einem anderen Heizgerät integriert.
Verbraucher hat das Recht auf Information
Für die Installateure, Hersteller und Fachhändler ist das neue Berechnungstool von großem Nutzen, da diese eine Angabe über die Effizienz ihrer System schon dem Angebot an den Endkunden beilegen müssen. „Der Verbraucher hat das Anrecht auf diese Information, während der Inverkehrbringer diese bereitstellen muss“, betonen die Experten vom Bundesverband Solarwirtschaft (BSW Solar). „Das von uns entwickelte Onlinetool und die Materialien vereinfachen Verständnis und Erstellung des Verbundanlagenlabels für Heizgeräte und Warmwasserbereiter“, ergänzt Pedro Dias, Koordinator des Projekts, in dem das Berechnungsinstrument entwickelt wurde. „Im vergangenen Jahr haben wir jedoch gesehen, dass das Label noch nicht im Bewusstsein der Verbraucher angekommen ist. Europaweit sehen wir noch großen Schulungs- und Informationsbedarf bei Installateuren zum Verbundanlagenlabel.“ Das neue Berechnungsprogramm ist kostenlos online auf der Seite des Projekts „Label Pack A“ in deutscher, englischer, französischer, italienischer und portugiesischer Sprache zugänglich. Der neue Rechner wird permanent weiterentwickelt und die Nutzer können den Projektpartnern Anregungen für Verbesserungen geben. (Sven Ullrich)