Die Industriellen Werke Basel (IWB) errichten auf der ehemaligen Müll- und Schlackedeponie „Hinterm Chestel“ in Liesberg eine Photovoltaikanlage. Die Deponie südwestlich von Basel wird von der Kehrichtbeseitigung Laufental-Schwarzbubenland (Kelsag) betrieben. Diese stellt die Fläche für die Solarstromnutzung für die nächsten 50 Jahre zur Verfügung, beziehungsweise so lange die Kelsag für die Deponie zuständig ist. Die Fläche wäre ohnehin für keine andere Anwendung nutzbar. Die Energieproduktion mit einer Photovoltaikanlage, die auch rückstandslos wieder zurückgebaut werden kann, stellt deshalb eine ideale Nutzung der Fläche dar.
Deponiebetreiber bekommt Anteile
Die Fläche von 20.000 Quadratmetren reicht aus, um etwa 5.000 Solarmodule mit einer Gesamtleistung von ungefähr zwei Megawatt zu installieren. Damit können die IWB, die die Anlage später betreiben, jedes Jahr rund zwei Gigawattstunden sauberen Strom für ihre Endkunden produzieren. „Mit der Anlage leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Energiewende und partizipieren auch noch an den Erträgen, wovon wiederum unsere 33 Aktionärsgemeinden profitieren können“, erklärt Germann Wiggli, Verwaltungsratspräsident der Kelsag.
Solarstromleistung verzehnfachen
Für die IWB wiederum ist die Anlage ein weiterer Schritt im Ausbau ihres Solarstromportfolios. Denn der Basler Versorger will bis zum Jahr 2030 zusätzliche Solarstromkapazitäten von mindestens 100 Megawatt Leistung aufbauen. Die IWB wollen so die eigene Solarstromproduktion bis dann verzehnfachen. „In der Schweiz ist es eine Herausforderung eine große, für Photovoltaik geeignete Fläche zu finden. Umso mehr freut es uns, dass wir gemeinsam mit der Kelsag in Liesberg dieses Schweizer Pionierprojekt entwickeln und realisieren dürfen“, sagt Alexander Hakenjos, leitender Projektentwickler bei IWB. „Ziel ist es, dass mehr erneuerbarer, einheimischer Solarstrom ganz lokal und umweltverträglich produziert werden kann. Dieser wird künftig für die sichere Stromversorgung der Schweiz immer wichtiger werden.“, ist sich Hekenjos sicher.
Leerrohre bereits verlegt
Das Projekt ist von langer Hand geplant. Denn noch während des aktiven Deponiebetriebs wurden von Kelsag vorsorglich Leerrohre für die Solarkabel installiert und zonenplantechnische Rahmenbedingungen erarbeitet. Zudem soll die Photovoltaikanlage naturverträglich umgesetzt werden. Bestehende Naturobjekte werden bei der Planung ebenfalls berücksichtigt. Für die IWB ist ein gutes und umweltverträgliches Miteinander von Energieproduktion und Natur wichtig.
Betriebsstart für 2024 geplant
Nachdem alle Vorbereitungen getroffen sind, beginnt die IWB jetzt mit der Planung. Im Sommer 2023 wollen die IWB den Bauantrag stellen. Die Anlage könnte dann bereits im kommenden Jahr 2024 den Betrieb aufnehmen. Sollten die Solarmodule in 30 oder 50 Jahren rückgebaut werden, landen sie nicht auf dem Müll. Vielmehr wollen die IWB die Module recyceln. „Recycling ist heute schon ein wichtiger Bestandteil der erneuerbaren Stromproduktion. Bis zu 75 Prozent der Bestandteile können bereits heute wiederverwertet werden – Tendenz steigend“, betonen die Experten der IWB.
Welche Herausforderungen die Projektierer beim Bau von Solaranlagen auf Deponieflächen meistern müssen, lesen Sie in einem ausführlichen Beitrag zum Thema in der Ausgabe 07/2022 von ERNEUERBARE ENERGIEN. Abonnenten finden diese online. Falls Sie noch kein Abo haben, können Sie hier reinschnuppern. Die Ausgabe können Sie auch als Einzelheft bestellen. (su)
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