In der Landwirtschaft, dem Gewerbe und bei der Produktion: überall werden Rohstoffe verarbeitet und genutzt sowie Energie erzeugt und wieder verbraucht. Die dabei zum Einsatz kommenden Technologien und Anlagen sind oft ungenügend auf die betriebseigenen Strukturen angepasst. In der Regel ist nicht gleich ersichtlich, wo genau im eigenen Stoff- und Energiekreislauf Einsparpotentiale liegen. Zudem zwingen Änderungen der Gesetze und Umweltzertifizierungen viele Kommunen und Unternehmen dazu, Energieeinsparungen und Rohstoffrückgewinnung betreiben zu müssen, was eine Anpassung der eigenen Betriebsabläufe notwendig macht. Die Novellierung der Klärschlammverordnung beispielsweise erschwert die Schlammentsorgung von Kommunen und die befristete Solarförderung des Bundes macht Post-EEG-Konzepte notwendig. Deshalb bietet das Innovationsnetzwerk Energiesysteme Ländlicher Raum (INEL) innovative und standortbezogene Energie- und Recyclingkonzepte von der Entwicklung bis hin zur Umsetzung vor Ort aus einer Hand. Im Rahmen des Innovationsnetzwerks bündeln 15 mittelständische Unternehmen ihre Erfahrungen im Bereich der technischen Nutzung energetischer und stofflicher Nebenprodukte und kombinieren mehrere innovative Einzeltechnologien zu nachhaltigen Anlagenkonzepten. Ziel sind passgenaue Lösungen für ländliche Akteure vom Gewerbebetrieb, über Kommunalen Eigenbetrieb bis zu öffentlichen Verwaltungseinheiten.
Post-EEG-Lösung: Selbstkosten senken
Die Energieexperten des INEL haben stets die langfristigen Entwicklungen sowie die Folgen aus gesetzlichen Änderungen im Blick. Dazu zählt auch die Revision und Weiterentwicklung von bereits installierten PV-Anlagen. „Mit der Verabschiedung des EEG sollte durch eine feste Einspeisevergütung und die garantierte Abnahme des Stroms der Markteintritt für die Photovoltaik unterstützt werden“, erläutert Schank. „Diese Förderung aber endet nach 20 Jahren. Im Jahr 2020 bieten die im Jahr 2000 installierten Anlagen demnach dem Besitzer keine gesetzlich garantierten Einnahmen mehr.“ Deshalb unterstützt INEL Anlagenbesitzer dabei, die bereits abbezahlten Installationen für die anteilige Eigenstromversorgung nutzbar zu machen. Anstatt den darüber gewonnen Solarstrom für eine geringe Einspeisevergütung ins Gesamtnetz zu leiten, wird ein individuell angepasster Speicher installiert, der den eigens erzeugten Solarstrom zwischenpuffert und nach Notwendigkeit in den betriebs- beziehungsweise hauseigenen Stromkreislauf zurückleitet. Dadurch kann ein Teil oder je nach Konzeptionierung der gesamte Stromverbrauch beispielsweise eines Schulgebäudes oder einer Logistikhalle abgedeckt werden. Ebenso lässt sich tagsüber erzeugter Eigenstrom für die Nacht bereithalten, was etwa für Logistikunternehmen kostenschonend ist, da kein zusätzlicher teurer Netzstrom gekauft werden muss.
Weil INEL bei der Umsetzung seiner Konzepte immer ein multifunktionales System anstrebt, soll der Speicher nicht nur bei der Eigenversorgung helfen, sondern zusätzlich auch die Bezugskosten für Netzstrom senken: Da die Energieversorger für die Abrechnung bei Gewerbekunden immer den Maximalverbrauch ansetzen, können auftretende Lastspitzen, beispielsweise beim morgendlichen Hochfahren des Betriebs, diesen Wert negativ beeinflussen. Der Speicher kann in diesem Fall als Puffer dienen und via peak shaving ausgleichen. Außerdem bietet sich dem Anwender die Möglichkeit den eigenen Speicher als direkte Einnahmequelle zu nutzen. Hierfür stellt der Gewerbebetrieb seinen Speicher einem Energieversorger wie Stadtwerken zur Verfügung, die den Speicher dann nutzen, um Schwankungen im Stromnetz ausgleichen zu können. Dafür erhält der Speicherbesitzer eine pauschale wöchentliche Vergütung im vierstelligen Eurobereich. Somit ergibt sich für ihn eine Mehrfachnutzung, um die Eigenversorgung zu erhöhen, die Stromrechnung zu reduzieren und zusätzliche Einnahmen durch die Teilnahme am Strommarkt zu erzielen.
Phosphorrecycling erfordert dezentrale Verwertungsanlagen
Das eine kurzfristige Anpassung der eigenen Energie- und Stoffkreisläufe durch politische Trends und daraus resultierende Gesetzesänderungen notwendig wird, zeigt auch die Novellierung der Klärschlammverordnung: Mit der Neufassung gültig ab der Frühjahrsdüngung 2018 ist eine reine bodenbezogene Verwertung verboten, da die teils problematischen Bestandteile des Klärschlamms wie Medikamentenrückstände, Mikroplastik oder Industriechemikalien die Böden nachhaltig schädigen können. „Zudem hat der Gesetzgeber die Phosphorrückgewinnung künftig als obligatorisch deklariert, sodass Verbrennungsanlagen sowie gegebenenfalls Kläranlagen dementsprechend angepasst werden müssen“, erläutert Schank. Ein Großteil der anfallenden Klärschlämme wird thermisch verwertet, aber nur bei der Monoverbrennung ist der Phosphoranteil in der Asche so hoch, das eine Rückgewinnung möglich wird. Allerdings sind die Kapazitäten dafür in Deutschland bisher bereits ausgelastet, sodass es zu Entsorgungsengpässen und damit verbundenen Preissteigerungen kommt. Auch die übliche Mitverbrennung in Kohle- und Zementkraftwerken entfällt als Variante zur höherwertigen Klärschlammentsorgung, da die Phosphorextraktion als Mischaschen technisch kaum möglich und damit unwirtschaftlich ist. Für die Kläranlagenbetreiber bedeutet dies nun neue Verwertungswege möglichst regional zu etablieren, sodass der Schlamm nicht mit in der Regel 75 Prozent Wasseranteil aufwendig und kostenintensiv zu einer weit entfernten Verwertungs- beziehungsweise Verbrennungsanlage transportiert werden muss.
Damit Akteure im ländlichen Raum bereits jetzt auf die neuen Anforderungen reagieren können, unterstützt INEL bei der Umsetzung kleiner dezentraler thermischer Verwertungsanlagen, sodass insbesondere mittelständische Unternehmen aber auch kommunale Kläranlagen eigene Reststoffe selbst entsorgen und verwerten können. Ähnlich wie bei den erwähnten Speicherlösungen wird auf Grundlage der bestehenden Technologien ein individuell angepasstes Konzept erstellt und anschließend der jeweils effizienteste Technologiemix gewählt. „Auf diese Weise lassen sich Kläranlagen beispielsweise so erweitern, dass neben der Trocknung auch eine thermische Verwertung vor Ort mit integrierter Nährstoffrückgewinnung erfolgen kann“, berichtet Schank. Dazu installieren die Experten des Netzwerks spezielle Trockner. Durch Anschluss eines dezentralen Drehrohrkessels oder einer Kleinst-Wirbelschichtfeuerung kann die getrocknete Masse thermisch verwertet werden, wobei die dabei entstehende Wärme wiederum für die Schlammtrocknung verwendet werden kann, sodass ein geschlossener Wärmekreislauf geschaffen wird. Diese Konzepte rechnen sich bereits für kleine Klärschlammmengen ab 10.000 Tonnen entwässerter Schlamm pro Jahr. Schon beim Zusammenschluss von 3-5 kleineren Kläranlagen beziehungsweise Kommunen kann eine solche Menge wirtschaftlich realisierbar sein. Da der Schlamm nicht mehr zu einem Kraftwerk oder einer anderen Verbrennungsanlage gebracht werden muss, entfallen auch Transportkosten und schwankende beziehungsweise stetig steigende Abnahmepreise. Für den Anlagenbetreiber liefert die dezentrale Lösung neben Entsorgungssicherheit also auch eine langfristige und planbare Preisstabilität.
Stärkung von Regionen durch innovationsgetriebene Vernetzung
„Da für uns auch immer das Gesamtbild im Fokus steht, versuchen wir Energieeinsparungen und Kostenreduktion durch sinnvolle Vernetzung der Stoff- und Energiekreisläufe regionaler Akteure zu erzielen“, so Schank. Durch die genauen Standortanalysen im Vorfeld einer Projektierung erhält INEL einen guten Überblick über die Bedürfnisse und Potentiale der jeweiligen Kommune oder des analysierten Unternehmens, sodass auch die Schaffung lokaler Wertschöpfungsketten ein Ziel der Netzwerkarbeit ist. Beispielsweise können nächtlich stillstehende BHKW-Kapazitäten des einen Gewerbebetriebs dazu genutzt werden, den Nachtstrombedarf eines benachbarten Industrieunternehmens mit zu sichern. Außerdem bietet die Vernetzung der mittelständischen Unternehmen im Rahmen des Netzwerks, aber auch im Zuge des anbieterunabhängigen Technologievergleichs, für potentielle Anwender die Möglichkeit, technische Innovationen überregional bekannter zu machen und unterstützt Effizienztechnologien häufiger in die Umsetzung zu bekommen.
Weitere Informationen unter: www.inel-netzwerk.de