Der Entwickler von Solarprojekte Baywa RE hat zusammen mit seinem holländischen Partner Groen Leven in Sekdoorn ein riesiges schwimmendes Solarkraftwerk in Betrieb genommen. Die Anlage wurde auf einer ehemaligen Sandgrube vor den Toren der holländischen Stadt Zwolle errichtet, die inzwischen mit Süßwasser geflutet ist.
14,5 Megawatt schwimmen auf dem See
Die auf speziellen Pontons errichteten 40.000 Module leisten insgesamt 14,5 Megawatt und speisen den Strom ins örtliche Mittelspannungsnetz ein. Die Unterkonstruktion hat Baywa RE zusammen mit dem Montagesystemhersteller Zimmermann Stahlbau entworfen. Es ist bereits die dritte dieser Anlagen, die das Tübinger Unternehmen in den Niederlanden baut. Es ist aber das bisher größte Projekt dieser Art. Vor wenigen Monaten haben Baywa RE und Groen Leven gemeinsam eine Anlage mit einer Leistung von zwei Megawatt errichtet. Kurze Zeit später ging ein schwimmendes Solarkraftwerk mit einer Leistung von 8,4 Megawatt in Betrieb. Beide wurden auf der gleichen Unterkonstruktion errichtet, die auf den gleichen Schwimmkörpern montiert wurde.
Doppelnutzung von Gewässern
Der Tübinger Projektentwickler plant den Bau von schwimmenden Solarparks mit einer Gesamtleistung von 100 Megawatt. Neben Ansätzen wie die gemeinsame Nutzung von Flächen für die Landwirtschaft und die Photovoltaik, die sogenannte Agrophotovoltaik, ist das ein weiterer Ansatz, den Baywa RE jenseits der herkömmlichen Freiflächenanlagen verfolgt. Das Potenzial für diese sogenannte Floating PV ist groß. „Neben unserer Pipeline in den Niederlanden arbeiten wir bereits an Floating-PV-Projekten in Deutschland Frankreich, Italien, Großbritannien und auch Spanien“, sagt Benedikt Ortmann, Global Head of Solar Projects bei Baywa RE. „Schwimmende Solarparks bieten vielfältige Möglichkeiten zur Doppelnutzung von wirtschaftlich genutzten Gewässern, wie zum Beispiel Stauseen, Fischzuchtgewässern oder Seen auf ehemaligem Braunkohletagebauen.“
Bundesregierung erkennt die Innovation nicht
Das Fraunhofer Institut für Solare Energieforschung (ISE) beziffert das Potenzial für Floating-PV in einer aktuellen Studie allein für Braunkohletagebauseen in Deutschland auf 15 Gigawatt. Eine Studie der World Bank Group hat für Europa ein Potenzial von 20 Gigawatt errechnet, wenn nur ein Prozent der nicht natürlichen Süßwasserflächen genutzt werden. Außerdem haben Frankreich und auch die Niederlande spezielle Förderprogramme für solche innovativen Ansätze. In Deutschland geht das allerdings in den Innovationsausschreibungen nicht durch. Für die Bundesregierung ist eine Veränderung des Ausschreibungsdesigns Innovation genug. Da fehlt der Blick für solche offenkundigen innovativen Ansätze wie Floating PV auf den Seen der ehemaligen Braunkohletagebaue keinen Platz.
Dabei sind die Vorteile nicht von der Hand zu weisen. Einerseits sparen solche Ansätze Flächen, die für andere Anwendungen verbleiben. Außerdem werden die Module auf dem Wasser gekühlt. Dazu kommt noch, dass die Anlagen die Wasserverdunstung verhindern, was vor allem für Stauseen oder Oberbecken von Pumpspeicherkraftwerken relevant ist.