Welt- und Deutschlandmarktführer Vestas gab am Dienstag sein zweites und nun größtes Onshore-Windpark-Projekt mit der neuen V172 mit 7,2 Megawatt (MW) Nennleistung fürs Bundesgebiet bekannt. Nach der Bestellung von sechs V172 für einen 43-MW-Windpark am Bodensee im vergangenen Herbst durch das schwäbische Windenergieunternehmen Uhl ging nun der Auftrag für neun Turbinen ein, die nahe der westniedersächsischen Stadt Meppen den Wind ernten sollen. Bestellerin ist die ostfriesische Enova GmbH. Der Windpark soll im ersten Quartal übernächsten Jahres ans Netz gehen und damit vielleicht schon ein Viertel bis halbes Jahr nach dem Windpark Hoßkirch, dem Uhlprojekt am Bodensee. Dessen Inbetriebnahme ist für das dritte Quartal 2025 vorgesehen.
Das Meppener Projekt ist übrigens ein Repoweringvorhaben. Enova wird den neuen Turbinen dadurch Raum schaffen, dass das Unternehmen dort zunächst 14 alte Anlagen mit zusammen 25,6 MW abbaut.
Außerdem sieht Vestas wohl als Pilotvorhaben bereits je ein Zwei- und ein Drei-Turbinen-Projekt mit V172 nahe dem westfälischen Bad Berleburg sowie erneut in Baden-Württemberg bei Amstetten auf der Schwäbischen Alb vor. Das gibt das offizielle Marktstammdatenregister wieder, das Verzeichnis der Bundesnetzagentur zum Ausbau der Grünstromerzeugungskapazitäten. Davon das Anlagenduo soll schon im September dieses Jahres die Einspeisung an seinem Standort im Rothaargebirge starten. Das Anlagentrio ist wieder ein Uhl-Projekt und soll im September 2025 den Betrieb aufnehmen. Während die zwei Bad-Berleburg-Turbinen noch eine Nabenhöhe von 164 Meter erreichen werden und damit die Turbinen auf das aktuell in Deutschland höchste für Windkraft genutzte Luftniveau stemmen, sieht Vestas für alle weiteren nun bestellten Anlagen erstmals 175 Meter Nabenhöhe vor. Mit zunehmender Bodenentfernung lassen die Luftschichten grundsätzlich immer mehr und eine immer gleichmäßígere Stromerzeugung zu.
Die Anlagen ab 170 Meter Rotordurchmesser sind die nächste Baugröße der Windkraft an Land, nachdem die Windparkbauteams 2023 bundesweit erstmals in nennenswertem Umfang auch Windturbinentypen mit über 160 Meter Rotordurchmesser errichtet haben. Siemens Gamesa hatte schon 2019 als erstes eine solche Anlage angekündigt – eine Turbine mit exakt auf 170 Meter Spannweite dimensionierten Rotor, zunächst als 5,8-MW-Turbinentyp. 2021 hatte das Unternehmen den Prototyp in Dänemark in Gestalt eines 6,6-MW-Modells installiert. 2022 stellten dann auch Vestas, Enercon und Nordex jeweils ihre aktuell neuesten Großrotorenmodelle E-175 und N175 vor. Enercon und Nordex bereiten demnach im Vergleich zur V172 noch einmal leicht weiter ausgreifende Modelle mit 175-Meter-Rotor vor. Zuletzt war das chinesisch-deutsche Windturbinenunternehmen Vensys gefolgt. Es stellte sein Modell mit derselben Rotorgröße im September 2023 vor.
Bestellungen zu diesen Anlagen und teils unmittelbar bevorstehende Errichtungen verzeichnen Siemens Gamesa und Enercon. Siemens Gamesa hat gemäß Markstammdatenregister bereits 77 Anlagenbestellungen für das eigene Modell mit 170 Meter Rotordurchmesser verzeichnet. Die Turbinen sind bislang auf 6,6 MW ausgelegt, eine Fortentwicklung auf 7,0 MW findet derzeit noch statt. Der Prototyp des Modells steht in Dänemark. Die ersten dieser Siemens-Gamesa-Anlagen sollen noch in diesem Jahr ans Netz. Allerdings scheint der vom Unternehmen aktuell verhängte Produktionsstopp für die eigenen Großturbinen erste Termine der mit Beginn 2024 vorgesehenen Errichtungen verschoben zu haben.
Von Enercon aus Aurich sind im Markstammdatenregister bisher 13 Anlagen verzeichnet. Diese 6,0-MW-Modelle kommen zunächst in zwei Pilotwindparks jeweils in Nordrhein-Westfalen mit drei ersten Anlagen schon im Mai, im Dezember und im kommenden Januar ans Netz. Ein Zehn-Anlagen-Windpark der E-175 soll als Repoweringprojekt schon bis Mitte 2025 in Lorup ím westlichen Niedersachsen mit 162 Meter Nabenhöhe entstehen.
Für die N175 von Nordex listet das Markstammdatenregister zwar noch keine eingetragenen Anlagen. Gleichwohl sind Windparkplanungen für Dutzende dieser Anlagenmodelle mit Anlagennennleistungen von 6,2 bis 6,8 MW und 179 Meter Nabenhöhe bereits weit fortgeschritten.
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