Die beiden Geschäftsführer der Windtestfeld-Nord GmbH, Holger Arntzen und Martina Carstensen, geben einen Ausblick. Derzeit befinden sich im Testfeld fünf Turbinen: Eine Senvion 3,6M EBC, errichtet im August 2017. Eine Siemens Wind Power SWT-3.6-130 von Dezember 2016. Eine Nordex N 131 3600 vom ersten Quartal 2017. Eine GE 3,2, März 2017, und eine Enercon E 126 EP 4, vom Juli 2016.
Das Testfeld ist inzwischen ein reifer Jubilar von zehn Jahren. Wann steht eigentlich der Rückbau der Turbinen an?
Holger Arntzen: Die erste Anlage, ein Zweiflügler der Skywind GmbH, wurde 2022 zurückgebaut. Sie war ab 2013 errichtet worden, ist 2015 in Betrieb gegangen, hatte als komplette Neuentwicklung eine Reihe von Kinderkrankheiten, außerdem wegen ihrer Nähe zur Wohnbebauung ein Nachtbetriebsverbot. Deren Standort wird gerade in weiterer Entfernung zur Wohnbebauung neu entwickelt. Für dessen Nutzung gibt es von Vestas einen Letter of Intent aus dem Jahr 2018. Unter anderem müssen für diesen Standort noch ornithologische Gutachten erstellt werden. Eine neue Anlage könnte dort frühestens 2024 entstehen. Die verbliebenen fünf Anlagen werden erst 2026/27 zurückgebaut.
Liefe das auch unter Repowering?
Holger Arntzen: Das ist waschechtes Repowering. Wir sind derzeit mit der Landesplanung im Gespräch für eine räumliche Erweiterung der Testfeld-Fläche. Schließlich haben die neuen Turbinen immer längere Flügel und brauchen mehr Abstand zu einander.
Zu den Gesellschaftern der Windtestfeld-Nord GmbH gehört die Hochschule Flensburg mit dem Wind Energy Technology Institute (Weti). Gibt es Forschungsergebnisse, die dort ermittelt wurden?
Martina Carstensen: Ja. Unter anderem wurde im Rahmen einer Master-Thesis der Parkwirkungsgrad mit unterschiedlichen Anlagentypen untersucht. Der Student hat 2018 die Note 1,0 bekommen und arbeitet inzwischen beim DLR, also eine echte Erfolgsgeschichte. Die Untersuchung lässt sich auf unserer Website downloaden.
Wer sind eigentlich die Betreiber?
Holger Arntzen: Wir haben es hier mit etwas Besonderem, einer kooperierenden Konkurrenz, zu tun. Gerade fand das 31. Betreibertreffen statt. Die Betreiber, unter anderem GP Joule und Südermarsch Wind GmbH, koordinieren Baumaßnahmen im Windpark und haben gemeinsam ein zwei Millionen Euro teures Umspannwerk für den Windpark entwickelt und 2017 in Betrieb genommen.
Werden die Stadtwerke und die Hochschule weiterhin dabei sein?
Martina Carstensen: Auf jeden Fall besteht die Zusammenarbeit fort. Professor Faber vom Weti zum Beispiel untersucht als Gutachter für das Testfeld, ob es sich bei Bewerberanlagen tatsächlich um Prototypen handelt oder nur um aufgehübschte Serientypen. Auch die Stadtwerke und Gemeinden wollen die Gesellschaft nicht verlassen, selbst wenn sie nur kleine Beteiligungen haben. Das Windtestfeld bleibt kommunal beherrscht und ohne Gewinnabsichten. Ein wichtiges Ziel ist die Schaffung regionaler Arbeitsplätze. Die Partner müssen zu Schleswig-Holstein passen. Damals bei der Gründung des Testfelds, vor zehn Jahr, war es die Idee, den Messestandort Husum im Wettstreit mit dem aufstrebenden Standort Hamburg zu stärken. Das Windtestfeld sollte ein Argument für Husum sein. Inzwischen hat sich längst herausgestellt, wie wichtig das Testfeld für die Windturbinenentwicklung ist. Deshalb wird es jetzt nach zehnjähriger Erfolgsgeschichte weitergeführt.
Die erste Anlage, ein Zweiflügler der Skywind GmbH, wurde 2022 zurückgebaut.