Aus der früher im Dezember getroffenen Vorauswahl von zehn möglichen Projektierungen hat die taiwanesische Regierung zum Jahreswechsel die Rechte zur Entwicklung von sieben neuen Offshore-Windparks zugeteilt. Die Projektgesellschaften dürfen hier Vorhaben von mindestens 165 Megawatt (MW) und bis zu 600 MW verwirklichen. Dabei erhielten alle schon in die Vorauswahl gekommenen sechs Projektgesellschaften grünes Licht. Das Unternehmen Skyborn Renewables, das 2022 aus der damaligen Offshore-Windkraft-Sparte des Bremer Windenergieunternehmens WPD hervorgegangen war, bekam als einziger Akteur Zuschläge für zwei, allerdings eher kleinere Windparks. Die Sykborn-Projekte Haixia und Datian sind für Erzeugungen mit 300 und 165 MW vorgesehen.
Alle nun bezuschlagten künftigen Windparks sollen in den Jahren 2026 und 2027 ans taiwanesische Stromnetz und mit der Einspeisung beginnen. Sie führen insgesamt zu einer zusätzlichen Kapazität von drei Gigawatt (GW). Die weiteren Projekte neben den beiden Skyborn-Renewables-Vorhaben sind: das 440-MW-Projekt Huan Yang eines taiwanesisch-französischen Konsortiums von Taiya Renewable Energy und Frankreichs Staatskonzern EDF, Formosa 4 mit 495 MW des in Synera umbenannten taiwanesischen Unternehmens Swancor Renewable Energy, das 500-MW-Windfeld Canwind des kanadischen Offshore-Windenergiespezialisten Northland Power, die ebenfalls 500 MW große Windparkprojektierung Taichung Fengmiao des dänischen Fonds Copenhagen Infrastructure Partners sowie das 600-MW-Projekt Haiding 2 des Konsortiums aus dem europäisch-asiatischen Corio Generation und dem japanischen Energieunternehmen Jera. Corio Generation gehört zur australischen Macquarie Group.
Mit der Drei-GW-Ausschreibung von 2022 startete Taiwan eine Serie von drei jährlich aufeinander folgenden gleich großen Tendern. Auch 2023 und 2024 soll demnach eine Drei-GW-Runde stattfinden. Der Zeitplan sieht dann einen durchschnittlichen jährlichen Zubau um 1,5 GW vor. Offiziell nennt sich die Serie der drei Tender Runde drei. Die vergangenen Runden eins mit Pilotanlagen sowie Runde zwei sollen bis 2025 zur Errichtung und Einspeisung von Offshore-Windparks um Taiwan mit bereits 5,5 GW führen. Eine vierte Ausschreibungsrunde für noch einmal sechs GW plant Taiwan ebenfalls schon. Für ihr Ausschreibungsverfahren gibt es offenbar noch keinen Zeitplan. Ausgemacht ist aber das Ziel der Runde vier mit Inbetriebnahmen im Vierjahreszeitraum 2032 bis 2035 und einem Ausbau auf dann rund 20 GW.
Während in Taiwan bereits die ersten Anlagen im Offshore-Pilotwindpark Formosa 1 mit 128 MW und auch erste Anlagen des 376-MW-Vorreiterprojektes Formosa 2 einspeisen, allesamt Anlagen des Herstellers Siemens Gamesa, hat nun auch der Betreiber des ersten Pilotwindparks in Japan den Großteil der Anlagen in Betrieb genommen. 20 der 33 Windturbinen mit je 4,2 MW Nennleistung vom Vestas-Typ V117 speisen seit Ende 2022 ein. Der Nearshore-Windpark ist allerdings eher ein Symbol für den Aufbruch der japanischen Windkraft ins Meer als schon ein Schritt in die See. Die Turbinen stehen in den Hafenzonen der benachbarten Hafenstädte Noshiro und Akita im Nordwesten der Hauptinsel. Auch Japan hat nun eine Ausschreibungsrunde für mindestens 1,8 GW eröffnet, die bis Juni 2023 andauern soll. Die Zuschläge sind für März 2024 zu erwarten.
Mit der Ausschreibung setzt Japan eine schon früher gestartete Ausschreibung fort, die zu viel Kritik bei Windenergieunternehmen und Investoren geführt hatte. Tokio hatte daraufhin den Prozess abgebrochen. Die Kritiker hatten moniert, dass die einzigen drei Zuschläge an Entwicklungsgesellschaften jeweils unter Führung desselben japanischen Großkonzerns gegangen waren, nämlich Mitsubishi. Das Verfahren sei nicht transparent gewesen. Nun schreibt Japan vier Entwicklungsgebiete aus, die jeweils an ein anderes Bieterunternehmen gehen sollen. Kein Gebot darf eine Erzeugungskapazität von mehr als einem GW enthalten.