Romotioncam-CEO Holger Nawrocki und CTO René Harendt erklären im Interview, wie die patentierte Rotorblattinspektion des Unternehmen funktioniert.
Welche Dienstleistung bieten Sie an?
Holger Nawrocki: Unser patentiertes Verfahren zur Blattinspektionen ist das einzige auf dem Markt befindliche, das Inspektionen bei laufendem Betrieb der Windenergieanlage durchführt. Die Romotioncam ist eine innovative Technologie zur Überwachung der Rotorblätter bei laufendem Betrieb der Windkraftanlage. Die bodenbasierte Romotioncam führt Blattinspektionen durch und nimmt hochauflösende Bilder für Schadensberichte auf.
Wie funktioniert die Technologie?
René Harendt: Die in Kooperation mit dem Fraunhofer entstandene Technologie sieht so aus, dass bodenbasiert eine Videokamera das Blatt filmt, während eine Fotokamera an einem Schwenkneigekopf synchron mit dem Blatt läuft, während die Fotos entstehen. So können Unschärfen trotz hoher Blattspitzengeschwindigkeiten vermieden werden.
Die hochauflösenden Bilder ermöglichen eine klare Sicht auf die Schäden und deren Vermaßung. Wir erzeugen eine 360°-Abbildung des Blattes mittels Aufnahmen aus sechs verschiedenen Perspektiven.
Was passiert mit den Daten?
René Harendt: Die Daten werden gesammelt und sicher gespeichert. Im Rahmen der Analyse findet dann eine Markierung und Bewertung der Schäden statt, sowie eine Schadenskategorisierung. Ein Inspektionsbericht wird unmittelbar erstellt. Die Romotioncam-Bildmetadaten können so angepasst werden, dass sie in jede Client-Software-Schnittstelle und Datenbank integriert werden können.
Was ist Ihr Alleinstellungsmerkmal?
Holger Nawrocki: Dadurch dass die Blattinspektion im laufenden Betrieb stattfindet, haben wir keine Ausfallzeiten. Das wiederum bedeutet eine besonders effiziente Optimierung des Windparks. Wir erreichen damit eine Maximierung der Energieproduktion jeder Windenergieanlage. Die Romotioncam kann auf diese Weise 5 bis 10 Windkraftanlagen pro Tag mit beliebiger Blattlänge inspizieren. Das heißt, sie braucht 45 bis 60 Minuten pro Anlage. Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal ist, dass Inspektionen auch bei hohen Windgeschwindigkeiten und Drehzahlen bis zu 25 U/min. stattfinden können.
Dadurch dass die Schadenserkennung auf Distanz erfolgt, hat der Kunde 100 Prozent Planungssicherheit, und es besteht natürlich eine vollkommene Unfallsicherheit für Personal und Ausrüstung. Die Stilllegung einer Windkraftanlage ist ein zeit- und kostenintensiver Prozess, bei dem mehrere Parteien miteinander kommunizieren und die Stillstandzeit vereinbaren müssen. Durch Inspektionen während der Energieerzeugung werden diese Prozesse überflüssig.
Wo sehen Sie weitere Vorteile Ihrer Technologie?
Holger Nawrocki: Unsere Methode der Blattinspektion ist die einzige, bei der die Blätter unter Spannung inspiziert werden können. Auf diese Weise lassen sich Schwachstellen noch einmal frühzeitiger erkennen. Ein weiterer Vorteil ist, dass die optische Datenerfassung auch bei schwierigen Lichtverhältnissen wie bewölktem Himmel durchgeführt werden kann. Zudem sind keine behördlichen Genehmigungen erforderlich – und das gilt weltweit. Auch die Verletzung von Bildrechten durch Aufnahmen des sichtbaren Horizonts oder von Objekten dahinter wird ausgeschlossen.
Wie sehen Ihre Referenzen aus?
René Harendt: Wir haben 2023 knapp 1.000 Dokumentationen durchgeführt. Zu unseren Kunden gehört zum Beispiel RWE. Wir können das System aber weltweit einsetzen und haben bereits Erfahrung in den USA, Afrika und Brasilien gesammelt. Inzwischen verfügen wir über 20 Kamerasysteme und können theoretisch bis zu 15.000 Anlagendokumentationen pro Jahr durchführen. Derzeit arbeiten wir übrigens auch mit dem Bundesamt für Materialforschung zusammen an einer Kombination der Technologie mit Wärmebildkamera. Nicole Weinhold