Die Iqony GmbH, in der seit Jahresbeginn die Wachstums- und Zukunftsthemen des STEAG-Konzerns gebündelt sind, hat aktuell drei Wasserstroff-Projekte in der Entwicklung: Im saarländischen Völklingen-Fenne wird künftig ein Elektrolyseur mit einer Leistung von 53 Megawatt klimaneutralen „grünen“ Wasserstoff erzeugen. Im nordrhein-westfälischen Bergkamen (Kreis Unna) plant der Essener Energiespezialist eine Wasserstoff-Erzeugung aus Ammoniak. Und in Duisburg-Walsum, nahe Europas größtem Stahlstandort, wird eine Elektrolyseanlage mit bis zu 520 Megawatt Leistung entstehen. Ein Gespräch mit unserer Projektleiterin Tanja Braun über das Duisburger Großprojekt und die Herausforderungen auf dem Weg zu einer Wasserstoffwirtschaft.
Wann wird in Duisburg der erste Wasserstoff erzeugt?
Tanja Braun: Unser Ziel ist, dass die erste Ausbaustufe der Anlage Ende 2027 in Betrieb geht. Das ist ein ehrgeiziges, aber machbares Ziel, auf das wir alle gemeinsam mit viel Einsatz hinarbeiten.
Es gibt auf dem Papier viele Wasserstoffprojekte, doch nur wenige wurden bisher tatsächliche Anlagen. Warum wird der „HydrOxy Hub Walsum“ realisiert werden?
Tanja Braun: Weil er verbrauchsnah entsteht und daher für den Transport des Wasserstoffs zu den Kunden nicht auf den Aufbau eines überregionalen Transportnetzes angewiesen ist. Ziel ist, dass der in Walsum erzeugte Wasserstoff künftig die regionale Industrie in ihren Bemühungen unterstützt, klimaneutral zu werden. Wir sind also schon da, wo auch unsere künftigen Kunden und Abnehmer sitzen. Das ist im Vergleich zu anderen Projekten ein enormer Standortvorteil. Denn bei allen Herausforderungen in Sachen Ausbau des Stromnetzes ist es am Ende immer noch einfacher, den Grünstrom zur Wasserstofferzeugung hierher zu bekommen, als den Wasserstoff in den für die industriellen Prozesse benötigten Mengen zu transportieren. Damit kann unser Projekt zu einer Initialzündung für die Wasserstoffwirtschaft in der Region insgesamt werden, denn der erfolgreiche Markthochlauf gelingt vor allem mit verbrauchsnaher Erzeugung.
Welche Hindernisse sind auf dem Weg zu diesem Ziel noch beiseite zu räumen?
Tanja Braun: Ganz allgemein gesprochen geht es nicht zuletzt um die Regulatorik, also die Frage, wie der künftige Markt für grünen Wasserstoff organisiert sein wird: Gibt es Begrenzungen bei den Jahresbetriebsstunden der Elektrolyseure? Wie sieht es beim Thema Netzentgelte auf den eingesetzten Grünstrom aus? Welche Fördermöglichkeiten stehen investitionswilligen Unternehmen zur Verfügung? Hier sind noch eine Reihe von Fragen zu beantworten, damit es aus Sicht der Unternehmen hinreichende Investitionssicherheit gibt und Projekte dann auch gesichert realisiert werden können. Im Moment ist es oftmals noch so, dass potenzielle Wasserstoffverbraucher sich mit Investitionen in ihre Anlagen und Prozesse zurückhalten, weil man hier zunächst Investitionsentscheidungen aufseiten der Wasserstoffproduzenten abwartet. Umgekehrt sind potenzielle Erzeuger zurückhaltend, solange es keine gesicherten Erkenntnisse über die künftigen Wasserstoffbedarfe gibt. Diese Situation muss politisch aufgelöst werden, damit die Dinge endlich in Gang kommen.
Welche Rolle spielt das Thema Wasserstoff für Iqony als Unternehmen?
Tanja Braun: Wasserstoff ist ein wesentlicher Baustein im Leistungsportfolio von Iqony. Wir verstehen uns als Ermöglicher der Energiewende und Wasserstoff ist ein vielseitig einsetzbares Element, das einen wichtigen Beitrag zum Gelingen der Energiewende leisten kann. Insofern ist es nur logisch, dass wir uns als Unternehmen mit einer mehr als acht Jahrzehnte zurückreichenden energietechnischen Expertise hier engagieren.
Die 1972 in Dusiburg geborene Ingenieurin im Energieanlagenbau arbeitet seit April für das Essener Energieunternehmen Iqony. Sie hat Wissen und Erfahrungen im Anlagenbau von Papiermaschinen, Kränen, der konventionellen Energieerzeugung, der Stahlindustrie, der Sektorkopplung durch Power-to-X sowie der Wasserstoff-Erzeugung.
Web-Wegweiser: solutions.iqony.energy/de