Knapp zehn Milliarden Euro war es der französischen Regierung wert, den überschuldeten Energiekonzern EDF wieder zu verstaatlichen und die Hoheit über die Atomkraft zurückzubekommen. Im Juni kaufte sie das vor 18 Jahren teilprivatisierte EDF zurück. Nun sei der Weg frei, die nukleare Stromerzeugung hochzutreiben und Präsident Emmanuel Macrons Plan zum Neubau von mindestens sechs Reaktoren abzusichern, erklärte das Wirtschaftsministerium. Frankreichs 56 Atomkraftwerke sind störanfällig. Sie sollten nach dem Willen der Regierung jährlich 350 Terawattstunden (TWh) erzeugen. Doch 2022 waren es nur 279 TWh. Weil die alten Anlagen immer wieder zu Wartungsarbeiten vom Netz müssen und weil sich der Atomstrom im Sommer kaum ins Ausland exportieren lässt, produzieren die Atomkraftwerke viel weniger als möglich. EDF verschuldete sich unter diesen Bedingungen in Milliardenhöhe. Zugleich fordert Macron von EDF, 6 bis 14 neue Reaktoren zu bauen. Doch der einzige Neubau seit Jahrzehnten, der Druckwasserreaktor Flamanville, wird erst 2024 um zwölf Jahre verspätet fertig werden, zu vier Mal höheren Kosten als geplant. Dabei erreicht das Land auch seine Ziele bei den Erneuerbaren-Anlagen nicht.
Die Strommisere lässt sogar Gespräche der Europäischen Union zum Strommarktdesign stocken. Diese will Con-tracts for Difference (CFD) einführen, die Preisober- und Preisuntergrenzen setzen. Stromhandelseinnahmen darüber müssen Anlagenbetreibende dem Staat zurückzahlen. Doch Paris will die CFD auch für alte Atomkraftwerke. Einzelne Länder wie Deutschland sträuben sich. Nun deutet Energiewendeministerin Agnès Pannier-Runacher an, das Land könnte sein 2050-Ziel von 40 Gigawatt Meereswindkraft noch einmal anheben. (tw)