Deutschland hat das Klimaziel von 40 Prozent weniger Ausst0ß klimaschädlicher Treibhausgase im Vergleich zu 1990 von vergangenem Jahr nachträglich verfehlt. Vor einem Jahr hatte die Bundesregierung die Zielerfüllung gemeldet. Allerdings war dies zu einem großen Teil der Konjunktur-Delle sowie der eingeschränkten Mobilität der Deutschen infolge von Kontaktreduzierungen als Maßnahme gegen die Coronapandemie zuzuschreiben. Nun, bei wirtschaftlicher Erholung, weniger Kontakteinschränkungen und wieder mehr Mobilität, nach schwachem Windjahr mit wenig Windstrom sowie mehr Kohleverstromung verursachte Deutschland 33 Millionen Tonnen oder 4,5 Prozent mehr Ausstoß als im Coronakrisenjahr. Der Rückgang der Emissionen betrug im Vergleich zu 1990 nur noch 38,7 Prozent, wie Daten aus dem Umweltbundesamt sowie Wirtschafts- und Klimaministerium zeigen.
Dass Deutschland sich in großer schlechter Gesellschaft bewegt, zeigt die Jahresanalyse des britischen Thinktanks Ember. Dessen Global Electricity Review 2022 lässt erkennen, dass insbesondere die Zunahme der Kohleverstromung eine globale Umweltsünde ist. Dabei stieg eigentlich trotz eines wieder um fünf Prozent höheren Stromverbrauchs der Anteil von Wind- und Sonnenstrom an der globalen elektrischen Versorgung auf erstmals mehr als zehn Prozent. 10,31 Prozent bedeuten wie in den beiden Vorjahren ein Plus um gut einen Prozentpunkt. Diese Quote lag erstmals über der Atomkraftquote, die leicht auf 9,94 Prozent absackte. Doch auch die Wasserkraft verlor um mehr als einen Prozentpunkt auf 15,28 Prozent. Gaskraftwerke begrenzten ihre Erzeugung unter Einfluss extrem hoher Weltmarktpreise mit einem Rückgang um knapp einen Prozentpunkt auf 22,16 Prozent. So verstromte die Welt mehr emissionsreichere Kohle, nach 35,3 nun 36,49 Prozent. Das ist fast wieder das Vorkrisenniveau von 2019.
Damit hatte die Kohleverstromung ein Allzeithoch. China verursachte – wie 2020 – 54 Prozent davon, nun auf höherem Niveau. Relativ legte das Land zum Vorjahr mit 9,5 Prozent aber weniger zu als zum Beispiel Indien, wo elf Prozent mehr Kohleverstromung stattfand als 2020, die USA mit plus 16 und Deutschland mit plus 24 Prozent. Anders als China erreichten aber weder die USA noch Deutschland wieder 2019-Niveau. (tw)