In den Reihen der erklärtermaßen gerne als klimapolitische Vorbilder dienenden Staaten häufen sich Eingeständnisse verpasster Nahziele. Die im Klimaschutz-Index CCPI Klassenbeste unter den 61 teilnehmenden Nationen hatte sich 2019 auf das Rekordziel von 70 Prozent weniger Ausstoß von Kohlendioxid (CO2) im Vergleich zu 1990 verpflichtet und Bürgertings genannte Versammlungen angekündigt, um den Klimaschutz mit guter Bevölkerungsbeteiligung zu stemmen. Im August musste zwar nicht Dänemark selbst, aber ausgerechnet die Hauptstadt Kopenhagen einräumen, nicht wie Anfang des vorigen Jahrzehnts verprochen 2025 klimaneutral zu sein. Auf der Habenseite stehen bisher immerhin 80 Prozent weniger Co2-Ausstoß.
In Deutschland, wo 65 Prozent weniger CO2-Ausstoß bis 2030 auf dem Plan stehen, musste die gerade neu angetretene Bundesregierung im Januar sich von der Berliner Denkfabrik Agora Energiewende die schlechte Botschaft anhören: Das Ziel ist kaum mehr zu schaffen, auch weil die Kohlekraftwerke in der Konkurrenz mit Gaskraftwerken aufgrund schnell zunehmender Gashandelspreise immer mehr Strom einspeisen. Dieser klimaschädliche Preisdruck herrschte allerdings schon vor dem Beginn des Ukrainekriegs und den folgenden Abnabelungsschritten europäischer Länder vom Gasexporteur und Krieg führenden Russland. Klimaminister Robert Habeck räumte zum selben Zeitpunkt ein, die Nahziele für 2022 und wohl auch 2023 zu verpassen.
Nun, Anfang September, bescheinigte eine Studie auch dem Industrieländer-Club G7, dass deren Unternehmen zu wenig zum Klimaschutz beitragen und so die G7 alle das Klimamindestziel der Weltgemeinschaft von nur zwei Grad Erderwärmung im Vergleich zur vorindustiellen Zeit verpassen. Am besten stehen Deutschland, Italien und Frankreich da. Sie steuern auf 2,2 bis 2,3 Grad Erwärmung zu. (TW)