Der promovierte Maschinenbauingenieur Horst Bendix war nie um große Einfälle verlegen. Denn groß war offenbar für ihn keine Vokabel für zu weit, zu verrückt oder zu abwegig. Groß war für den nun 93 Jahre alt gewordenen Mann aus Leipzig eine Aufgabe und Geisteshaltung. Gute Bauwerke waren für ihn gerne weithin sichtbar. Denn sie sollten ihren Gebrauchswert vorzeigen und damit Menschen überzeugen.
Dies schreibt ein Berichterstatter der Windenergie, der Bendix vor dessen Tod am 9. Juni nie kennengelernt hat, der sich nun aber mit einer vielleicht noch bedeutenden Windenergieinnovation des eigenwilligen Erfinders und damit dessen Denke vertraut gemacht hat (siehe Bericht über Windenergieinnovationen ab Seite 56). Seine drei für unsere Leserinnen und Leser vielleicht spannendsten Bauwerke und Entwürfe sind Fingerzeige für den Mut, Bauwerke so sehr von ihrem Nutzwert aus zu erdenken. So erlangte Bendix in der damaligen DDR seine Bekanntheit als Mitingenieur des wohl beliebtesten deutschen Fernsehturms in Berlin, Deutschlands höchstes Bauwerk, mit einer sich drehenden kugelförmigen Aussichtsplattform. 2005 entstand auf sein Betreiben eine Windturbine auf einem Stahlbetonschornstein einer stillgelegten Industrieanlage. Und nun könnte das Leipziger Start-up Beventum seine Höhenwindturbine verwirklichen, die Wind erntet, wo er am besten strömt. (tw)