Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hatte am Ende der Weltklimakonferenz Cop 28 in Dubai die emotionale Zerrissenheit nah wahrgenommen, die sich bei Bekanntgabe des Verhandlungsergebnisses unter den internationalen Delegierten breit machte. Es hätten viele um sie herum „Freudentränen“ in den Augen gehabt, manche aber hätten geweint, so ließ sie sich im Anschluss von mehreren Zeitungen sinngemäß zitieren und notierte es ähnlich beim Nachrichtendienst X, dem früheren Twitter. Auf Bildern ist die Außenamtschefin anteilnehmend mit der Abgesandten einer der Inselstaaten zu sehen, die eine infolge des Klimawandels ansteigende See zu verschlucken droht.
Für die von Baerbock geführte deutsche Delegation wie ähnlich für andere Länder in der Europäischen Union (EU) war es gemäß Baerbock selbst „ein Tag der großen Freude“. Nachdem der Leiter der Cop 28 Ahmed Al Jaber, Industrieminister und Chef der staatlichen Ölgesellschaft der Vereinigten Arabischen Emirate, am geplanten Abschlusstag noch einen Entwurf ohne Hinweis auf einen Ausstieg aus der Nutzung der für den Klimawandel zu zwei Dritteln verantwortlichen fossilen Energierohstoffe vorgelegt hatte, und sogar der schon vereinbarte Ausbau der Erneuerbare-Energien-Verstromung fehlte, hatte er am 13. Dezember, dem Verlängerungstag der Konferenz, den nachgebesserten Beschluss mit einer vielleicht wichtigen Premiere vorgelegt: Erstmals verspricht die Weltgemeinschaft mitsamt der Öl, Gas und Kohle exportierenden Nationen den „Übergang weg von fossilen Energien in einer gerechten, geordneten und ausgewogenen Weise“. Einen Ausstieg verspricht sie nicht. Im Hinweis auf den „gerechten, geordneten und ausgewogenen“ Weg kommt die 21-seitige Erklärung dem sogenannten globalen Süden der Entwicklungsländer entgegen sowie aufkommenden Wirtschaftsmächten, die eine Instrumentalisierung des Klimaschutzes gegen ihren wirtschaftlichen Aufstieg befürchten. Die Abkehr von der Kohlekraft fordert der Text auch. Er klärt, dass die Welt bis 2030 Grünstromkapazitäten verdreifachen, Energieeffizienz verdoppeln und 43 Prozent weniger Treibhausgas ausstoßen muss als 2019, um die Erderwärmung seit vorindustrieller Zeit wie 2015 in Paris vereinbart auf 1,5 Grad zu deckeln. Die zugesagten Staatenbeiträge reichten nur für 5,3 Prozent weniger Ausstoß.
Umweltschützer monieren, dass der Text die risikoreiche Atomkraft als gute Technik zur Vermeidung von Treibhausgas vorschlägt wie auch das Abscheiden und unterirdische Verpressen von Kohlendioxid, das viele als Trick zur Rettung der Fossilwirtschaft sehen. Auch fehlt jeglicher Zeitplan, außer dass bis 2050 Klimaneutralität erreicht sein muss. (tw)