Hat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck von der Umweltschutzpartei Bündnis 90/Grüne den Kniff gefunden, um den Atomausstieg zu retten? Durch eine Einstufung der Nuklearmeiler als Reserve antwortet er auf den zweiten Stresstest des deutschen Stromnetzes. Die Übertragungsnetzbetreiber hatten von Juli bis Anfang September drei Szenarien für den Winter simuliert, um nach dem ersten Stresstest von März bis Mai neue Engpassslagen aufzuspüren. Sie prüften, ob die letzten drei deutschen Atomkraftwerke in einem Betrieb über das gesetzliche Ende an Silvester hinaus Stromlücken schließen. Zuletzt waren Rufe nach einem Streckbetrieb laut geworden. Der ließe die Meiler ihre Brennstäbe im reduzierten Betrieb nutzen und ihre Nutzung strecken. Habeck stellte das Stresstestergebnis am 5. September mit den Chefs der Netzbetreiber vor. Stunden mit Strommangel seien nun denkbar, weil Transportschiffe bei Flusstiefständen weniger Kraftwerkskohle anschippern, weil defekte Atomkraftwerke in Frankreich ausfallen und weil die Dürre auch Wasserstrom aus Norwegen und Österreich reduziert. Habeck will vorerst nur AKW Emsland stilllegen. Neckarwestheim in Baden-Württemberg und Isar I in Bayern will er drosseln, aber die Kühlkreisläufe und Besatzungen bis April arbeiten lassen. Ein Monitoring soll die AKW zeitig anfahren. Dies sei im Energiesicherheitsgesetz zu regeln, sagte Habeck. (tw)