Es ist müßig zu überlegen, wo wir beim Klimaschutz stehen könnten, wenn wir das Thema entschlossen angepackt hätten – zum Beispiel seit das Kyoto-Protokoll 2005 in Kraft getreten ist. Selbst wenn man das Thema nicht aus der Perspektive derer betrachtet, die noch eine ganze Weile auf diesem Planeten leben müssen: Schon 2006 hatte der frühere Chefökonom der Weltbank, Sir Nicholas Stern, vorgerechnet, wie viel teurer es für uns wird, wenn wir den Klimawandel nicht eindämmen.
Und wie stehen wir heute da? Seit die Union im November 2005 ins Kanzleramt einzog, ist Deutschland beim Klimaschutz auf der Stelle getreten. Die CO2-Emissionen werden nach Schätzung von Agora Energiewende in diesem Jahr um 47 Millionen Tonnen gegenüber 2020 steigen – der größte Anstieg seit 1990. Das 2020-Ziel, 40 Prozent gegenüber 1990 einzusparen, wird damit klar verfehlt. Fest steht: Die nächste Regierung, die am 26. September gewählt wird, muss beim Klimaschutz eine neue Ära einleiten. Sie wird vieles, was die bisherigen Regierungsfraktionen ihren konservativen Parteimitgliedern ersparen wollten, zügig umsetzen müssen. Unser Energiemarktdesign braucht mehr als nur einen Neuanstrich, um unter veränderten Marktbedingungen funktionieren zu können. Eine der leichtesten Übungen im Vergleich dazu dürfte es sein, die Ausbauziele für Erneuerbare an die reale Situation eines immens steigenden Strombedarfs anzupassen.
Schneller Ausbau der Erneuerbaren
Wenn die Bundestagswahl zugunsten des Klimas ausgehen, beschert das der Regenerativbranche ein stückweit Investitionssicherheit, die sie lange vermissen musste. Das ist wichtig, denn nur leistungsstarke Unternehmen werden die Herausforderungen meistern, die nun auf sie zukommen. Zulieferer und Hersteller aus der Windenergiebranche werden ihre Produkte dann endlich wieder nicht nur fürs Ausland, sondern auch für den deutschen Markt produzieren.
Die Husum Wind bietet zwischen dem 14. und 17. September das geeignete Schaufenster, um die nächste Generation von Windturbinen in Szene zu setzen. Planer und Dienstleister stellen dort ihrerseits neue Ideen vor, um den Kilowattstundenpreis bei mindestens 20 Jahren Laufzeit zu senken. ERNEUERBARE ENERGIEN wird in der täglichen Messezeitung über die Innovationen berichten. | 38
Kurz nach den Wahlen hat dann die Solarbranche die Möglichkeit, über eine politische Neuausrichtung in der Photovoltaik zu beraten. Zwischen dem 6. und dem 8. Oktober wird auf der Intersolar Restart in München neue und verbesserte Technik für Photovoltaik, Solarthermie und Speicher demonstriert. Das Magazin ERNEUERBARE ENERGIEN wird sich dort an einem gemeinsamen Messestand mit photovoltaik und PV Europe präsentieren. Schauen Sie gern vorbei an Stand B6.407. | 84
Auch die WAB öffnet wieder die Pforten für ihr Offshore-Event Windforce. Und auch dort wird es unter anderem um den nötigen Gesetzesrahmen für einen schnelleren Ausbau der Windkraft auf See gehen. | 58
Während auf Bundesebene wenig passiert beim Ausbau der Erneuerbaren, machen Kommunen im Kleinen vor, was im großen politischen Rahmen so schwer fällt. So etwa die bemerkenswerte Gemeinde Heidenrod im Taunus mit ihrem Windpark, der sie vor dem finanziellen Ruin bewahrt hat. | 68
Gleichzeitig arbeiten Stadtwerke an Konzepten zur intelligenten Steuerung von regenerativer Erzeugung und Verbrauch, um die Verteilnetze zu entlasten. So ist die kluge Nutzung der in der Region sehr stark ausgebauten Windkraft ohne Abregelungen ein Teil der Paderborner Smart-City-Vision. | 30
Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen
Nicole Weinhold,
Chefredakteurin Erneuerbare Energien