Die Nachfrage nach den sogenannten Balkonsolaranlagen steigt weiter. Viele Bewohner von Mehrfamilienhäusern können mit den Modulen mit integriertem Wechselrichter, die direkt über eine Steckdose an das Hausversorgungsnetz angeschlossen werden, teilweise ihren Strom selbst produzieren. Bei den meisten Energieversorgern stoßen solche Anlagen auf heftige Ablehnung. Auch wenn inzwischen die technischen Regelungen geklärt sind, behindern sie vor allem über die Anmeldung der Minikraftwerke den Zubau.
Die Versorger treiben dabei zweierlei Sorgen um. Zum einen verlieren sie natürlich mit dem Betreiber einer kleinen Solaranlagen zum Teil einen Kunden, der weniger Strom kauft. Zum anderen sehen die Netzbetreiber in den Balkonsolaranlagen einen Erzeuger, der in Stromnetz einspeist, wenn die erzeugte Energie nicht im Haushalt verbraucht wird.
Vermieter muss zustimmen
Im Rahmen eines Innovationsfondsprojekts will Freiburger Ökostromversorger Badenova die tatsächlichen Auswirkungen auf das Netz von BN Netze – einer hundertprozentigen Tochter des Energieversorgers – testen. Dazu hat Badenova sieben Haushalte mit jeweils einer Minisolaranlage ausgestattet. Ziel ist es, noch ungelöste Fragestellungen in rechtlicher, technischer, ökonomischer und ökologischer Hinsicht zu untersuchen. Schließlich stehen hier unter anderem Fragen nach der Haftung im Raum, wenn der Wind die Anlage vom Balkon weht. Soll die Anlage an einem Balkon angebracht werden, ist die Zustimmung des Vermieters einzuholen. Das erste Ergebnis des Projekts ist schon, dass nicht alle Immobilieneigentümer von den Kleinanlagen begeistert sind. Viele von ihnen verweigern die Installation.
Lieber den Fachmann zu Rate ziehen
Außerdem ist die Frage, wie die Anlagen ihren Strom sicher ins Hausnetz einspeisen können. Hier ist der erste Ansatz schon mal, dass sie nur vom Fachmann installiert werden sollten, betont der Freiburger Energieversorger. Auch wenn das laut Angaben der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS) nicht notwendig sei. Die DGS verweist dabei auf die einschlägige DIN-Norm VDE 0100-551-1:2016-09. Um dennoch auf der sicheren Seite zu sein und die Hürde zu minimieren, trotzdem einen Fachmann zu Rate zu ziehen, greift die Stadt Freiburg finanziell unter die Arme. Denn sie übernimmt die Anschlusskosten mit einem Pauschalbetrag von 200 Euro, wenn die Balkonmodule mit einem Wieland-Stecker ausgerüstet sind.
Zudem sind die Module mit integriertem Wechselrichter bezogen auf die Leistung im Vergleich zu einer größeren Dachanlage teurer. Hier stellt sich natürlich die Frage, wie hoch die Stromkosten aus dem Balkonmodul sind und ob sich die Installation rechnet oder ob ein Mieterstromprojekt nicht doch mehr Einsparungen bei der Stromrechnung einbringt.
Anmeldung vereinfachen
Zudem wird BN Netze die Anmeldung der Balkonsolaranlagen vereinfachen und arbeitet dafür gerade ein Procedere aus. „Bei vielen Netzbetreibern ist das Anmeldeverfahren außerordentlich komplex und für Laien wenig verständlich“, berichtet Richard Tuth, bei badenova für den Innovationsfonds verantwortlich. „Auch das ist vielfach ein Grund, warum manche Anlagen ohne Anmeldung, quasi als ‚Guerilla-Anlagen‘, ans Netz gehen. Unser Ziel ist es, dem Kunden die Anmeldung zu erleichtern und die Komplexität größtmöglich abzubauen“, betont Volker Geis, Geschäftsführer von BN Netze.