Christian Fink: Neben spezifischen Bundesländerförderungen für Kleinanlagen gibt es bereits seit dem Jahr 2010 ein Förderprogramm eigens für solarthermische Großanlagen mit Bruttokollektorflächen größer als 100 Quadratmeter. Förderquoten von bis zu 45 Prozent sind dabei möglich. Bis vor einem Jahr waren die förderbaren Solaranlagengrößen mit 2.000 Quadratmeter Bruttokollektorfläche limitiert. Ab dem letzten Jahr gibt es auch eine Regelung, die besagt, dass Anlagen bis zu 10.000 Quadratmeter groß sein können und über dieses spezielle Programm gefördert werden.
Wieviel Quadratmeter Solarthermie wurden bis jetzt insgesamt installiert?
Österreich hat ein spezielles Förderprogramm. Wie sieht dieses im Rahmen von Solarthermie aus?
Christian Fink: Nach Verträgen wurden insgesamt Förderungen für 282 Anlagen mit 110.400 Quadratmeter Fläche vergeben und größtenteils auch schon umgesetzt. Die Stornierungsquote durch die Fördernehmer liegt dabei unter 20 Prozent.
Wieviel Gigawatt werden mit dem Förderprogramm umgesetzt?
Christian Fink: Die 110.400 Quadratmeter große Fläche hat eine Spitzenleistung umgerechnet von 77,3 Megawatt. Im Vergleich zu der insgesamt in Österreich installierten Spitzenleistung von 3,6 GW und rund 5,2 Millionen Quadratmeter Bruttokollektorfläche zwar überschaubar aber mit stark zunehmendem Marktanteil.
Lohnen sich größere Anlagen eher als kleine?
Christian Fink: Aufgrund der Größenskalierung sind kleineren Anlagen spezifisch teurer, wodurch wiederum größere Anlagen spezifisch günstiger werden. Das schlägt sich dann bei größeren Anlagen in geringeren spezifischen Wärmepreisen nieder. Je nach Anlagengröße und Rahmenbedingungen liegen die Wärmepreise bei den von uns im Zuge der wissenschaftlichen Begleitung des Förderprogramms durchgeführten Anlagenmonitorings zwischen 30 und 100 Euro je Megawattstunde – ohne Berücksichtigung der Förderung.
Bedeutet dies im Umkehrschluss, dass Solarthermie auf größere Anlagen setzen wird?
Christian Fink: Ja, aber nicht ausschließlich. Faktum ist, dass Solarthermie im Vergleich mit anderen Versorgungstechnologien aktuell im Großanlagenbereich wettbewerbsfähiger ist als im Kleinanlagenbereich. Aus diesem Grund gewinnen Großanlagen zunehmend an Bedeutung in der Branche. Andererseits ist insbesondere bei Kleinanlagen auch immer die Frage, wie fair Vergleichsrechnungen mit Kostenwahrheiten, Definition von Systemgrenzen, in Bezug auf Wärmegestehungskosten angesetzt werden. Nicht vergessen werden dürfen dabei auch die Auswirkungen von aktuellen Technologieforschungsergebnissen und neue Vertriebs- und Geschäftsmodelle. Grundsätzlich denke ich, dass Solarthermie ein zentraler Bestandteil in einem künftigen Energiesystem sein wird.
Die Photovoltaik kann ebenfalls Wärme erzeugen über beispielsweise Wärmetauscher, wodurch ein großer Konkurrent für die Solarthermie entstand. Allerdings scheint es doch eine Berechtigung für Solarthermie auf dem Markt laut Ihrer Aussage zu geben?
Christian Fink: Ja, wie bereits vorhin erwähnt, sind es insbesondere im Bereich größerer Solaranlagen die günstigen Wärmegestehungskosten, welche die Technologie sehr wettbewerbsfähig machen. Zudem hat die Solarthermie einen Flächenvorteil gegenüber der Photovoltaik, der sich in einer rund um den Faktor drei höheren Energiedichte pro Quadratmeter zeigt. Dadurch sind in Verbindung mit Solarthermie bei gleicher Fläche wesentlich höhere solare Deckungsgrade möglich.
(Nicole Weinhold)