Die Solarfirma Schoenergie hat in der Gemeinde Nalbach im Landkreis Saarlouis die größte PV-Freiflächenanlage des Saarlands errichtet, die ohne staatliche Finanzierung auskommt. Nach knapp acht Monaten Bauzeit hat das Unternehmen aus Föhren bei Trier die Anlage Mitte Oktober gemeinsam mit dem saarländischen Umweltminister Reinhold Jost feierlich in Betrieb genommen. „Mit Großprojekten schaffen wir es schon heute, große Erzeugungsanlagen kostengünstig zu bauen, deren Betrieb sich auch ohne EEG-Förderungen rechnet“, erklärt Schoenergie-Geschäftsführer Gerd Schöller. Mit einer Gesamtleistung von 7,4 Megawatt (MW) versorgt sie ab sofort rund 2.200 Haushalte mit grüner Energie und spart rund 3.000 Tonnen CO2. Bauherr und Betreiber des Kraftwerks ist die SWT/SE Solarkraftwerke GmbH, ein Joint Venture der Schoenergie und der Stadtwerke Trier. Thomas Speckter von den Stadtwerken Trier und Schöller teilen sich die Geschäftsführung des Solarparks.
„Ursprünglich wurden uns die Energiemengen aus der Solaranlage Körprich von der Schoenergie angedient“, erinnert sich Mitgeschäftsführer Speckter. Generell wollen sich die Stadtwerke Trier aber gerne über die gesamte Wertschöpfungskette beteiligen, wie er erklärt. Denn: Nicht nur die Energiemengen seien für sie interessant, sondern auch die Chancen, welche sich aus Beteiligungen an den Erzeugungsanlagen ergeben. Gemeinsam mit der Schoenergie GmbH habe man sich daher bei diesem und weiteren Projekten entschieden, eine Betreibergesellschaft zu gründen und zusätzlich über die Stadtwerke selbst die erzeugte Energie einzukaufen.
An ganzer Wertschöpfungskette beteiligt
„Wir sehen uns als regionalen Lösungsanbieter. Wir wollen nicht nur die Belieferung der Endkunden abdecken, sondern wir haben schon sehr frühzeitig auf grüne Energie als Erzeugungskapazität im EEG gesetzt“, erklärt Thomas Speckter. Die Stadtwerke Trier bieten ein Dienstleistungsspektrum von der Bilanzkreisführung für Kommunen und Gewerbekunden bis hin zur Direktvermarktung mit eigener energiewirtschaftlicher Kompetenz an. Die Lehre dabei sei, nicht nur auf ein Pferd zu setzen, sondern alle Sachverhalte in dem Kontext mit zu verfolgen und die entsprechenden Kompetenzen aufzubauen, sagt Speckter. „Was wir zugegebenermaßen seltener machen, sind Projektierung und Errichtung der Anlagen“, so Speckter: „Da arbeiten wir eng mit Schoenergie und anderen etablierten Partnern zusammen, bei denen wir uns die Expertise einkaufen. Da hat jeder eine klare Rolle beziehungsweise bringt jeder seine eigene Stärke ein. Die Vermarktung und Verwendung der Produkte liegt bei uns.“
Doch wo profitiert Schoenergie von den Stadtwerken? „Wir sind beide regionale Unternehmen und in der Energiewirtschaft tätig. Durch die Gesellschafterstruktur sind wir kommunal bekannt, was mit Sicherheit die eine oder andere Tür öffnet“, so Gerd Schöller. Ziel müsse es unter anderem sein, die regionale Erzeugung als Argument in den Handel zu integrieren. „Am Ende des Tages ist ein regionales Stromprodukt oft in der Flächenakquise und Projektentwicklung ein großes Argument. Ich habe ein Zitat gelesen: Regional wird das neue Biosiegel sein. Genau deshalb treiben wir die regionale Strom-erzeugung unter anderem zusammen mit den Stadtwerken Trier voran.“
Bei der Flächenakquise spielt die Kooperation ebenfalls eine Rolle. Sie sorgt für eine hohe Akzeptanz vor Ort. Im zweiten Step, so der Geschäftsführer der Schoenergie, sei es auch die Finanzierung. Mit dem PPA-Off-Taker, der das PPA stellt, in einer gemeinsamen Gesellschaft zu arbeiten sei sehr charmant. Am Ende des Tages ziehe man am selben Strang, wo man sonst womöglich eine Konkurrenzsituation hätte.
„Wir hatten in der Vergangenheit oft die Situation, dass wir zu denselben Projekten angefragt wurden. Dort könnten wir auch als Konkurrenten auftreten. Das ist aber nicht unser Ziel“, erklärt Thomas Speckter. „Wir wollen die regionale Wertschöpfung erhalten. Mit dem Konstrukt sind wir sehr stark unterwegs. Wir waren vor vier Wochen bei einer Akquise, wo genau diese Parameter abgefragt wurden. Da kann sich kaum jemand gegen uns entscheiden. Relativ oft sind die Flächen bei den Gemeinden angesiedelt. Die prüfen erstmal, mit wem sie sich einlassen: Windiger Investor oder Unternehmen mit regionalem Auftrag?“
Vielen Kommunen fehlt das Geld für die Energiewende. Thomas Speckter meint, das könne auch anders laufen: „Da haben wir mindestens ein oder zwei gute Beispiele in der Region, wo Gemeinden ihren Haushalt mit Energieprojekten saniert haben. Da ist es sehr charmant, dass die Gemeinden ihre Flächen mit einbringen, aber auch zum Beispiel als Finanzierer auftreten, weil sie über ihre regionalen Quellen noch günstigere Kreditbedingungen haben als ein privater Entwickler.“ Die Stadtwerke Trier haben als 100-prozentige städtische Tochter ähnliche Quellen, aber die Gemeinden finanzieren laut Speckter fast zu Null. Sie verdienen dadurch nicht nur an den Flächen, sondern auch an der Finanzierung, indem sie ein Gesellschafterdarlehen in die Gesellschaft geben und so zu einer deutlich positiveren Finanzierung kommen.
Zielmodell ist laut Schöller ein professioneller Anlagenbetreiber in den Betreibergesellschaften. Dazu eine kommunale Beteiligung, am liebsten durch die Ortsgemeinde, weil dann auch dort die Erlöse anfallen und zusätzlich eine genossenschaftliche Beteiligung ermöglicht werden kann. Das Thema Energiewende in Bürgerhand erfreue sich einer großen Akzeptanz. „Wir sehen nicht, dass es im kommunalen Bereich bei den Anlagen mit 10 bis 20 MW der Wunsch der Kommune ist, einen unbekannten Investor dabeizuhaben.“ Wenn es um 150 MW gehe, dann werde die Auswahl an Investoren schon relativ klein. Aber 10 bis 20 MW könne man gut in einem Konsortium betreiben.
Er fügt an: Eine Gemeinde müsse ein Interesse haben, einen Strompreis für ihre Kunden anzubieten, der attraktiv ist - damit nicht der Strompreis im privaten und unternehmerischen Bereich zum Kosten treibenden Faktor des Standortes wird.
Wie erleben Speckter und Schöller die Kommunen, wenn sie Partner suchen? „Die Frage ist: Haben wir ein Stadtwerk, das sich mit der eigenen Energieerzeugung schon mal auseinandergesetzt hat?“, so Gerd Schöller. Die Stadtwerke Trier waren in den vergangenen 15 Jahren auf diesem Gebiet aktiv. „Wir haben aber auch Stadtwerke, denen es schwerfällt, das Pack-Ende zu finden. Dort werden lieber Projekte gekauft, die bereits fertig entwickelt sind, als regional zu investieren. Wenn wir ins Gespräch kommen, wächst häufig das Interesse der lokalen Stadtwerke.“ Manchmal treffe man aber auch auf eine stärkere Zurückhaltung, weil bei den regionalen Stadtwerken oft noch ein Konkurrenzdenken vorzufinden sei: Zwischen den Stadtwerken, die den Strom kaufen, und den PV-Anlagenbetreibern, die das Geschäft der Zukunft gegebenenfalls etwas schwieriger machen. „Eine alte Denke. Wenn das umschlägt und die Versorger sagen, dass sie über jede Erzeugungsmenge froh sind, die sie regional kaufen und sich gegebenenfalls noch an diesen Erzeugungsanlagen beteiligen können, dann habe ich ein sehr großes Pro statt einem Contra“, so Schöller.
„Ich glaube, dass bei dem einen oder anderen Kollegen in der Vergangenheit die Projektierung von grüner Erzeugung sehr stark auf das EEG ausgerichtet war und der Sicherheitsgedanke im Vordergrund stand“, so Thomas Speckter. „Das Thema PPA und direkte Marktfähigkeit wurde dann schon ein bisschen kritischer gesehen.“ Aktuell habe das Thema PPA durch die hohen Börsenstrompreise in den letzten sechs Monaten einen Aufwind erhalten. Ein guter PPA-Vertrag für die Jahre 2022 und 23 mache die Entscheidungsfindung relativ leicht. Ob das beim Abflachen weiter in dieser Dynamik so bleibt, sei dahingestellt. „Ich glaube, dass in der Branche der Faktor sichere Investition eine sehr wichtige Entscheidungsgröße ist“, schiebt er nach. „Mit dem EEG ging es nur darum, die Anlage ans Netz zu bringen, und danach hat man keine Sorgen mehr damit. Da bewegt sich jetzt was, aber es wird eben auch durch die Marktentwicklung befeuert.“
Weitere Informationen:
www.swt.de
www.schoenergie.de
Grüne PPA
Betreiber des Kraftwerks ist die SWT/SE Solarkraftwerke GmbH, ein Joint Venture der Schoenergie und der Stadtwerke Trier. Letztere übernehmen auch die Vermarktung der jährlich rund 7,7 Millionen Kilowattstunden Strom. Dafür haben SWT/SE und die Stadtwerke ein Power Purchase Agreement (PPA) geschlossen. PPA-Modelle gewinnen am Markt zunehmend an Bedeutung. „Grüne Energie regional einzukaufen und für unsere Endkunden im B2B- und B2C-Geschäft zu verwenden ist ein Kern unserer Unternehmensstrategie“, sagt Thomas Speckter von den Stadtwerken Trier. Sein Unternehmen biete beispielsweise bereits seit dem Jahr 2009 im Bereich der Privatkunden ausschließlich „grünen“ Strom an. Im nächsten Jahr werden die Stadtwerke die Hälfte der benötigten Energiemengen in eigenen Gesellschaften oder Gesellschaften mit einer Beteiligung grün erzeugen können. Auch deshalb sind gerade diese Menge für sie hoch interessant. In der Regel werden solche Verträge mindestens über fünf Jahre abgeschlossen. Auch auf Grund von Anforderungen der finanzierenden Banken. Das sei ein Punkt, der für die Betreibergesellschaft wichtig ist, so Speckter. „Ich bin der Meinung, dass ein derartiges Projekt mit solchen Volumina aus Risikogesichtspunkten nicht mit einer geringeren Vertragslaufzeit als den genannten fünf Jahren zu realisieren ist.“ Viele Verträge laufen sogar über zehn Jahre. Hier sind es jetzt also fünf Jahre fest zu Bedingungen, die im Sommer marktfähig waren. Und danach eine automatische Verlängerung auf Basis von Marktmechanismen. Wenn der Börsenstrompreis steigt erhöht sich auch die Vergütung. Die Stadtwerke Trier haben in der Vergangenheit bereits Erfahrungen mit PPAs gesammelt: „Es ist nicht unser erstes PPA“, bestätigt Thomas Speckter. „Wir haben einige Projekte in jüngerer Vergangenheit selbst generiert und teilweise mit der Schoenergie als Generalunternehmer zusammengearbeitet. Hier in Föhren gibt es beispielsweise, unmittelbar neben dem Stammsitz, zwei PPA-Anlagen in der Größenordnung von fast sieben MW, die uns schon Strom über dieses Modell liefern. In Summe verfügen wir aktuell schon über rund 20 MW installierte Leistung.“