Vor allem in ländlichen Regionen Afrikas haben Menschen kaum Zugang zur Gesundheitsversorgung. Diese flächendeckend anzubieten, ist eine echte Herausforderung. Die Menschen müssen weite Wege zurücklegen – in manchen Fällen bis zu 600 Kilometer –, um medizinische Hilfe zu bekommen. Und dass in einem Zustand, in dem die meisten Menschen keine solchen langen Strecken zurücklegen können. „Die medizinische Grundversorgung in ländlichen Gebieten Afrikas scheitert oft an mangelnder Mobilität“, erklärt Lothar Schäfer, stellvertretender Leiter des Fraunhofer-Instituts für Schicht- und Oberflächentechnik (IST). Er ist Koordinator des Projekts Precare.
Auch unzugängliche Gebiete erreichen
Dabei geht es darum, zusammen mit den Kolleg:innen des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) eine kostengünstige mobile Plattform für vorklinische Untersuchungen, Tests und Impfungen zu entwickeln, die auf einen handelsüblichen Pickup passt und so sehr flexibel im Gelände eingesetzt werden kann. Damit wollen die Projektpartner Menschen auch in Gebieten erreichen, die für mobile Kliniken unzugänglich sind, wie Lothar Schäfer betont.
Umfangreiches Equipment in einer Kabine
Die Plattform besteht aus einer Kabine, die zum einen modulare Versorgungselemente wie eine Wasseraufbereitungsanlage, Desinfektionsmittelproduktion, einen Kühlschrank sowie eine Telekommunikationseinheit beinhaltet. Außerdem sind in ihr medizinische Geräte, Wirkstoffe und Testequipment untergebracht. Dazu kommt noch ein Laptop mit Sat-Link und bluetoothfähige Untersuchungsgeräte wie beispielsweise Blutdruckmesser oder EKG. Letztere sollen zukünftig den Patienten dezentral medizinische Konsultationen und Informationen von medizinischem Fachpersonal ermöglichen und so zur gesundheitlichen Aufklärung beitragen. Die mitgeführten Medikamente und Impfstoffe erlauben eine Grundversorgung vor Ort. Die Plattform unterstützt zudem die Früherkennung von Krankheiten und Epidemien und trägt zum Aufbau von lokalen Gesundheitsprogrammen bei.
Alles solar versorgt
Photovoltaikmodule und eine Batterie versorgen die gesamte Einheit dauerhaft autark mit Strom. Die Module sind dabei nicht nur auf dem Dach der Kabine angebracht, sondern auch an den Seiten. Diese werden vor Ort einfach nach Oben geklappt, um ausreichend Sonnenlicht für die Stromversorgung einzusammeln. Gleichzeitig spenden sie Schatten für das medizinische Personal bei der Arbeit.
Serienfertigung vor Ort aufbauen
Der erste Prototyp der Plattform ist schon fertig. Er wird gerade in Südafrika in Betrieb genommen und getestet. Dabei werden vor allem lokale Akteure eingebunden, um so den Bedarf vor Ort zu ermitteln und gleichzeitig die Akzeptanz in der Bevölkerung zu erhöhen. Unter dem Motto »Made in Africa for Africa« ist es das langfristige Ziel des Vorhabens, eine Serienfertigung vor Ort zu etablieren, um so Arbeitsplätze zu schaffen und gleichzeitig eine lokale Wertschöpfung zu ermöglichen. Die Plattform werde damit einen wichtigen Beitrag zu den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen leisten, betonen die Projektpartner. (su)
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