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Luc Graré im Interview

Solarspeicherpreise gehen in den Keller

Der europäische Solarmodulhersteller REC hat gerade Quartalszahlen vorgestellt. Der Umsatz lag bei 168 Millionen US-Dollar für das Modulgeschäft, zwölf Prozent mehr fals im ersten Quartal. Allein in die USA gingen 130 Megawatt.

Herr Graré, wie beurteilen Sie den deutschen Markt? Gewinnt er durch die Ausschreibungen an Attraktivität für Sie?

Der deutsche Markt bleibt schwach, was auch an der negativen Atmosphäre und den politischen Diskussionen rund ums EEG liegt, Eigenverbrauchssteuer, Netzabgaben und mehr. Wir sehen den deutschen Markt bei rund 1,2 Gigawatt 2015, im nächsten Jahr ist es vielleicht etwas mehr. Für 2017 erwarten wir eine Belebung des Marktes durch Batteriespeicher. Denn dann werden wir vermutlich Preise von fünf bis sechs Cent pro Kilowattstunde für Speicher haben sowie neun bis zehn Cent für Solaranlagen, also zusammen rund 15 Cent pro Kilowattstunde. Also ein viel besserer Preis als Strom aus dem Netz.

Was die Ausschreibungen anbelangt, gibt es berechtigte Zweifel an der Attraktivität. Wir hören von unseren Kunden, dass der Mechanismus sehr kompliziert ist und daher nicht wirklich zum Mitmachen einlädt. Auf diese Weise wird vielleicht die Zahl der Marktteilnehmer reduziert, aber nicht die Kosten für den Endverbraucher.

Nach neuesten Untersuchungen soll der Solarsystempreis bis 2030 um rund 45 Prozent fallen. Ist das realistisch?

Einige Analysten erwarten eine Stromproduktionskosten-Reduktion um rund 40 Prozent bis 2020. Und das ist tatsächlich realistisch. Technologisch sehen wir noch einen Spielraum für Effizienzverbesserungen bei multikristallinen Solarmodulen – und auch bei der Monotechnologie gibt es Kostenreduktionspotenzial. Wenn man bedenkt, dass der globale Bedarf bis 2020 auf vielleicht 70 Gigawatt wächst, können wir von weiteren Skaleneffekten ausgehen, die die Systemkosten reduzieren.

Warum ist China ein interessanter Markt für Sie?

Es wird erwartet, dass China weiterhin einer der größten Solarmärkte der Welt bleiben wird. Wenn man Top-Ten-Player in der Industrie sein will, muss man dort sein. Bisher war China für uns nicht zugänglich, aber wir hoffen, das durch unsere neue Beziehung zu Chemchina ändern zu können. China hat ambitionierte Ziele verabschiedet, um einen wachsenden Solaranteil in seinem Energiemix zu haben. Das ist eine gute Basis für die Industrie. Wir wissen aus anderen Märkten, dass eine Energiewende weitere Aktivitäten im Bereich Stromhandel braucht, vor allem was die Vermarktung von Produktionskapazitäten anbelangt und die Reduktion von Kosten für Endverbraucher.

Was ist Ihre Globalisierungsstrategie?


Dank unserer guten globalen Präsenz profitieren wir von stabilen Umsätzen und nachhaltigem Wachstum. Wir werden unsere globale Strategie auf jeden Fall fortsetzen und ausbauen. Wir wachsen sehr organisch, und das ist der Grund, warum Bloomberg New Energy Finance uns als stabilsten Solarhersteller einschätzt. Unsere Strategie lautet also: so viel weltweite Präsenz bei so wenig Risiko wie möglich für unser Unternehmen, Mitarbeiter und Partner. Darum sind wir wohl auch nicht die ersten Solarhersteller, die in den afrikanischen Markt einsteigen, dafür sind wir dort vielleicht die zuverlässigsten Partner. Wir werden mit drei regionalen Standorten in Kenia, Ghana und Südafrika anfangen und von dort aus wachsen, indem wir regionale Ressourcen nutzen und einen starken Wissenstransfer von München, unserem regionale Hauptsitz für den Wirtschaftsraum Europa, bestehend aus West- und Osteuropa, Naher Osten und Afrika.

(Nicole Weinhold)