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Leicht bewölkt

Sven Ullrich

Halbwegs gut nur verlief 2024 der Solarzubau in Deutschland. Die Nachfrage nach privaten Dachanlagen ist regelrecht eingebrochen. „Absolut wächst aber das Segment leistungsstarker Dachanlagen, wie sie auf Gewerbeimmobilien verbaut werden“, erklärt Melchior Schulze Brock, CEO von Enviria. „Ihr relativer Anteil ist mit rund 20 Prozent an der angeschlossenen Photovoltaikleistung aber weitestgehend konstant. Im Vergleich sehen wir also noch nicht die erhofften Sprünge.“

Solarparks werden noch gebaut

Auch bei Freiflächenanlagen scheint die Bilanz durchwachsen zu sein. „Wirklich große Verbesserungen im Segment der Solarparks sehen wir nicht“, sagt Thorsten Blanke, CEO von Belectric. „Dieses Feedback geben uns Investoren. Es basiert auf der allgemeinen Stimmung im Markt. Der Preisdruck auf das EPC-Geschäft in Deutschland ist immens hoch. Offiziell sehen die Zubauzahlen noch gut aus. Für August und September zeigt sich aber schon ein negativer Trend.“ Er erwartet, dass sich dieser Trend weiter verstärkt.

Optimistischer sieht Joachim Goldbeck, CEO von Goldbeck Solar, die Lage. Der Markt für große Solarparks habe sich in den vergangenen zwei Jahren positiv entwickelt und die Aussichten seien weiterhin vielversprechend. „Trotz der zunehmend häufigen Phasen negativer Strompreise, die wir im Jahr 2024 verstärkt beobachtet haben, verzeichnen wir nach wie vor großes Interesse seitens der Investoren und Kunden“, sagt er.

Auch Juwi verzeichnet weiterhin eine positive Entwicklung in diesem Segment, auch wenn durch das Aus der Ampelregierung einige Gesetzesvorhaben liegen geblieben sind. „Ob eine konservativ geführte Nachfolgeregierung den Ausbau der erneuerbaren Energien ebenso ambitioniert angeht wie die scheidende, dürfte zumindest mit einem Fragezeichen versehen sein“, warnt Christian Arnold, COO Deutschland bei Juwi.

15,7 Gigawatt Solarstromleistung wurden in den ersten zehn Monaten des Jahres 2024 neu ans Netz angeschlossen. Gut 16 Gigawatt wären notwendig gewesen, um auf dem vorgesehenen Ausbaupfad zu bleiben.

Voraussetzung für einen schnelleren Zubau in allen Segmenten ist die Bestätigung der Förderungen des Solarpakets durch die EU-Kommission, die immer noch aussteht. „Die monatelange Verzögerung durch die Von-der-Leyen-Kommission stellt eine erhebliche Investitionsbremse dar“, kritisiert Patrik Danz, Vertriebsleiter von IBC Solar. „Viele Anlagen werden derzeit nicht realisiert, weil die fortlaufenden politischen Diskussionen zu Verunsicherung bei Betreibern, Investoren und Gewerbebetrieben führen und sie daher zum Abwarten zwingen.“

Mengenvergütung gewünscht

Dies und die negativen Strompreise verunsichern die Investoren. Patrik Danz schlägt deshalb vor, die zeitlich festgelegten Vergütungen des produzierten Stroms über 20 Jahre hinweg auf die Vergütung einer bestimmten Strommenge umzustellen und die Speicherinfrastruktur gezielt auszubauen. Dann würden sich auch die negativen Strompreise nicht mehr so stark auf die Rentabilität der Solaranlagen auswirken, die Thorsten Blanke von Belectric neben den niedrigen Preisen für Power Purchase Agreements (PPA) und Netzstrompreise als ein Hindernis für den Zubau aufzählt.

Fallende Profilwerte für PPA, negative Preise an der Strombörse und die Abregelung von Erzeugungsanlagen sieht auch Florian Ferber, PPA-Manager bei Baywa RE, als aktuelle Herausforderung. „Hier wird deutlich, dass dem erfolgreichen Ausbau der erneuerbaren Energien nun eine Flexibilisierung des Verbrauchs und der Ausbau von Speichern folgen muss“, sagt er.

Nachfrage nach PPA wächst

Dennoch bieten PPA die Möglichkeit einer alter­nativen Stromvermarktung. Die Nachfrage bei Baywa RE wächst vor allem bei Industrie- und Gewerbebetrieben. „Nach Spanien hat sich Deutschland in diesem Jahr zum zweitstärksten PPA-Markt entwickelt“, erklärt Florian Ferber. „Besonders für Entwickler ungeförderter Anlagen sind PPA entscheidend, um die Bankfähigkeit dieser Projekte sicherzustellen.“

Beim Revamping und Repowering geht es nicht nur um den Austausch von Komponenten, sondern auch darum, dass Teile der Anlage bereits ans Netz angeschlossen sind. Das bringt enorme Komplexität mit sich und erfordert eine sorgfältige Planung der durchzuführenden Arbeiten.

Tomaso Charlemont, Baywa RE

Christian Arnold von Juwi sieht hier vor allem die Onsite-PPA für Industriekunden als interessant an. „Sie haben den Vorteil, dass steuerrechtliche Abgaben und netzseitige Gebühren eingespart werden können, wodurch sich der Effekt der geringsten Stromgestehungskosten der Photovoltaik-Freiflächenanlage voll ausschöpfen lässt“, erklärt er. „Jedoch bedarf es hierfür geografischer und lokalpolitischer Möglichkeiten für eine Integration in räumlicher Nähe zum Verbraucher, bei der die Nutzung öffentlichen Netzes ausgeschlossen ist. Offsite-PPA hingegen können für Kunden mit einer eigenen Energiebilanzkreisführung interessant sein, um sich auch standortübergreifend mit erneuerbarer Energie abzudecken.“

Diese Möglichkeit sieht auch Melchior Schulze Brock von Enviria als Chance für die Unternehmen. „Umgekehrt können so auch Unternehmen mit einer solaren Dachanlage zur Energiewende beitragen, die den Strom selbst gar nicht verbrauchen“, sagt er.

Modultausch ist vereinfacht

Inzwischen haben sich auch die Bedingungen für die Erneuerung von Solaranlagen verbessert. „Durch die Änderungen im Solarpaket ist nun der Austausch von Solarmodulen in Deutschland vollständig erlaubt und die Anlage kann komplett optimiert werden, solange die ursprüngliche Nennleistung beibehalten wird“, weiß Tomaso Charlemont, Leiter der Abteilung Revamping bei Baywa RE.

Für Dachanlagen ist sogar eine Erweiterung der Leistung möglich. Dabei läuft die Vergütung bis zur ursprünglichen Leistung nach den bisherigen Konditionen weiter. Strom mit einer darüber hinausgehenden Leistung wird dann zu den aktuellen Tarifen vergütet.

Auch Joachim Goldbeck sieht in den neuen Regelungen einen echten Fortschritt. „Denn sie ermöglichen flexiblere Reparaturen und fördern langfristig den Werterhalt von Anlagen“, sagt er. „Dadurch kann die Effizienz der Solaranlagen erheblich gesteigert werden. Besonders im Bereich großer Solarparks mit Dünnschichttechnologie sehen wir ein spannendes Potenzial, vorhandene Flächen effizient zu nutzen“, sagt er. 

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