Felix Grolman, CEO der VSB-Gruppe, gibt seine Einschätzung zum Solarausbau und den Netzkosten.
Wie beurteilen Sie das PV-Geschäft in Deutschland?
Grolman: Wir brauchen PV in Kombination mit Wind im Sinne einer Baseload-Orientierung des gesamten Strommarktes. Wir haben jetzt über vier Gigawatt global an gesicherten PV-Projekten in der Pipeline. Das bringt für unser eigenes IPP, aber auch für unsere Kunden die Möglichkeit, in Richtung 100% Erneuerbare zu gehen.
Aber leider gibt es zurzeit in Deutschland noch das Phänomen, dass Gemeinden, die viele Regenerativanlagen anschließen, höhere Netzentgelte haben. Vor allem die Nordländer sind dabei benachteiligt. Mit ihren Plänen zur Wälzung der Netzausbaukosten möchte die Bundesnetzagentur nun diese Problematik angehen. Das ist grundsätzlich zu begrüßen, doch reichen deren Vorschläge wirklich aus?
Wie ist Ihre Einschätzung?
Eine von uns beauftragte Studie des Lehrstuhls für Energiewirtschaft an der TU Dresden untersuchte unlängst die Auswirkungen der überregionalen Wälzung von Stromnetzentgelten. Die Ergebnisse zeigen, dass bis 2040 ein erheblicher Anteil der Netzkosten bundesweit umgelegt werden könnte, was eine gleichmäßigere Verteilung zur Folge hätte. Dennoch bleiben wichtige zukünftige Herausforderungen der Energiewende unadressiert. Deshalb empfehlen wir eine grundlegende Reform der Entgeltgestaltung und schlagen anstelle eines Wälzungsmechanismus die Einführung bundesweit einheitlicher Verteilnetzentgelte vor – quasi das „Deutschland-Ticket“ für den Netzanschluss.
Was gibt es am Vorschlag der Bundesnetzagentur auszusetzen?
Der Vorschlag der Bundesnetzagentur ist so komplex, dass ich mich frage, wer das alles administrieren soll. Wer prüft regelmäßig, wer wie viel hat und zubaut? Wer führt die ganzen monetären Berechnungen durch? Und dann habe ich ja auch immer diese Stufe drin: Wenn man unter der Grenze ist, kriegt man nichts und wenn man drüber ist, kriegt man etwas. Dann haben alle Gemeinden genau den erforderlichen Wert, weil es sich lohnt. Bei der nächsten Prüfung kann es schon wieder ganz anders aussehen. Aber keiner wird wahrscheinlich groß darüber gehen. Mit bundesweit einheitlichen Verteilnetzentgelten hätten wir diese Problematik nicht mehr.