Die Branche der Hersteller von Photovoltaikdünnschichtmodulen sieht sich gut für die Zukunft gerüstet und gegen die Konkurrenz der Hersteller kristalliner Siliziummodule gut aufgestellt. Die Stimmung auf dem 4. Thin-Film Industry Forum, das am 19. und 20. April in Berlin stattfand, ist gut. Immerhin war sie von großem Interesse, nachdem der Branchenprimus First Solar vor zwei Tagen seinen Rückzug aus Deutschland verkündet hat. Die großen Neuigkeiten bleiben allerdings aus.
Es geht weiter
Alle Experten sind sich einig: Die Lage ist kompliziert, aber es geht weiter. Die Hersteller von Dünnschichtmodulen blicken durchaus positiv in die Zukunft. Gleichzeitig sind sich aber auch alle Vortragenden einig, dass man über den bisherigen Tellerrand hinaus schauen und sich neuen Märkten zuwenden muss. „Denn der Markt in Europa wird im Vergleich zu Märkten in den anderen Regionen der Welt weiter zurückgehen“, sagt Winfried Hoffmann, Präsident der European Photvoltaic Industry Association (EPIA). „Außerdem wird der Markt für Off-Grid-Anwendungen im Gegensatz zu netzgekoppelten Systemen weiter anwachsen.“ Vor allem blickt man auf die Märkte außerhalb Europas, da sich hierzulande die Bedingungen für die Photovoltaik drastisch verschlechtert haben. So werden die traditionellen Märkte wir Deutschland und Italien von den USA, China und Indien abgelöst. Aber auch Brasilien, Südafrika und die Länder Südostasiens werden in Zukunft für die Dünnschichthersteller als Absatzmärkte zunehmend interessanter. Stefan Degener, bei First Solar verantwortlich für die Projektfinanzierung, nennt dazu auch noch die Länder des Nahen Ostens und Nordafrikas (MENA-Region), die ein großes Marktpotenzial haben. Dort habe man angefangen, die Stromerzeugung mit Öl durch erneuerbare Energien zu ersetzen. „Die Rechnung ist ganz einfach: Man spart mindestens 100 Dollar bei jedem Barrel Öl, das man nicht verbrennen muss, um Strom zu erzeugen“, rechnet Degener vor. „Wir sehen in der MENA-Region große Möglichkeiten. Allerdings ist das nicht ein konsistenter Markt, sondern die Märkte in den einzelnen Ländern entwickeln sich sehr unterschiedlich. Das ist abhängig von den jeweils herrschenden Rahmenbedingungen. Der Vorteil ist, es ist viel Platz vorhanden und man kann mit einem modularen Aufbau der Kraftwerke ein bis 1,2 Megawatt pro Tag installieren.“
Vorteile ausspielen
Allerdings sind für die anderen Regionen der in der Welt gerade die Platzprobleme eine Schwierigkeit. „Zwar haben die Dünnschichtmodule einen Preisvorteil, aber ein entscheidender Nachteil sind die im Vergleich zu kristallinen Modulen höheren Kosten für die Landnutzung und die höheren Balance-of-System-Kosten (BoS)“, erklärt Madhavan Nampoothiri vom indischen Beratungsinstitut Resolve Energy Consultants mit Blick auf den indischen Markt. Bei den BoS-Kosten handelt es sich um die Kosten für die Komponenten des Systems, die außerdem den Modulkosten noch anfallen, wie Unterbau, Racks, Leitungen und Kabel.
Vor allem müssen sich die Hersteller anders in ihrer Verkaufsstrategie ausrichten. „Immerhin gehen mehr als 90 Prozent der Photovoltaiksysteme in Länder, die keinen Bedarf an zusätzlicher Energieproduktion haben“, erklärt Götz Fischbeck Geschäftsführer Smart Solar Consultants auf Frankfurt am Main. „Heute sind 98 Prozent der globalen Nachfrage an Photovoltaiksystemen von öffentlichen Anreizen gesteuert. Die Investitionen in Solarstromkapazitäten werden nicht durch die die Nachfrage nach mehr Energieproduktion getrieben, sondern vom Geldfluss, die ein solches Investment generiert.“Das hängt vor allem mit der kreditfinanzierten Installation von Solarstromsystemen zusammen. Für die Banken zuverlässige Projekte orientieren sich immer an garantierten oder vertraglich zugesicherten Abnahmepreisen für den Solarstrom. Das wichtigste Element dabei sind die Einspeisevergütungen. „Doch das Marktumfeld ändert sich und die Banken folgen dem, was der Markt hergibt“, sagt Fischbeck.
Aus ästhetischen Gründen
Die Branche ist sich einig: Man müsse sich von dem einspeisevergütungsgetriebenen Zubau verabschieden und vor allem die Dünnschichtmodule dort anbieten, wo sie ihre Vorteile gegenüber den kristallinen Konkurrenten ausspielen können. Dazu gehören neben warmen und sonnenreichen Ländern, wo man in Konkurrenz zu teuren Dieselgeneratoren steht, vor allem Anwendungen, die nicht optimal zur Sonne ausgerichtet sind. Ein großes Betätigungsfeld eröffnet da vor allem die gebäudeintegrierte Photovoltaik (BIPV). Dass sich dieser Markt sehr stark entwickeln wird, da ist sich Sascha Neuburger von der NV-Wohnungsbaugesellschaft in Siegen sicher. „Die Kosten für Energie werden in den nächsten Jahren nicht fallen“, sagt er. „Da ist jeder froh, wenn er ein festes Budget für die Energiekosten hat. Da ist die Dünnschichttechnologie im Vorteil. Immerhin fragen 90 Prozent unserer Kunden, die Photovoltaiksysteme in ihre Fassaden integrieren wollen, nach Dünnschichtmodulen. Nicht nur, weil diese Module besser im Schwachlichtverhalten sind, sondern auch aus ästhetischen Gründen.“ (Sven Ullrich)