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„Wir verringern die Bewehrung im Betonteil des Adapters immens“

Sie wollen mit bis 200 Meter Nabenhöhe starten. Wie können Sie das als Neuling?

Peter Herbers: Als einer der Windkraftpioniere bauen wir bereits seit 1998 erfolgreich Betontürme für Windkraftanlagen. Entsprechend befindet sich in unserem Unternehmen wahnsinnig viel Know-how in diesem Bereich. Vor drei Jahren begannen wir bereits mit der Entwicklung unseres Konzeptes. Nachdem wir uns von verschiedenen Herstellern von Windenergieanlagen erste Lastangaben hatten geben lassen, legten wir unser Übergangssegment – das Transition Piece – so aus, dass das Design einerseits für damals erstmals produzierte Türme mit einer Gesamthöhe von rund 160 Metern Höhe berechnet war. Gleichzeitig veranschlagten wir bei der Lastauslegung einen Puffer für 30 Prozent, um auch Türme für leistungsstärkere Anlagen mit bis zu 200 Meter Nabenhöhe anbieten zu können.

Sie kommen mit weniger Schalung aus, als Wettbewerber. Das Design bringe Vorteile bei den Eigenfrequenzen, heißt es zudem. Was hat es damit auf sich?

Peter Herbers: Wir kombinieren den Turmaufbau aus konischen Segmenten – mit sich nach oben verjüngender – und aus zylindrischen Segmenten mit senkrechter Außenwand. So können wir mehrere Segmente aus demselben Schalensatz herstellen. Dabei benötigen wir im Fertigteilwerk außerdem weniger Produktionsfläche.

Ein anderer Aspekt ist die Eigenfrequenz des verspannten Betonturms. Ein nicht geradliniger Verlauf, erzeugt durch den Wechsel zwischen konischen und zylindrischen Turmabschnitten, hat positive Einflüsse auf die Eigenfrequenz.

Wie flexibel ist Ihr Modulbaukasten?

Peter Herbers: Dank der flexiblen Länge der zylindrischen Abschnitte lässt sich die Lage der verjüngenden konischen Bereiche so variieren, dass wir jedem Hersteller für unterschiedliche Anlagen mit verschiedenen Nabenhöhen wirtschaftliche Türme anbieten können. Derzeit besteht unser Modulbaukasten aus vier zylindrischen und konischen Abschnitten. Weitere Flexibilität erhalten wir dadurch, dass wir sowohl die Höhe als auch die Lage vom Übergangssegment anpassen können.

Unsere technische Zielsetzung sah von Anfang an ein leistungsstarkes und prozesssicheres Übergangssegment für die kommende Anlagengeneration vor.

Tempo und Termintreue werden beim geplanten starken Windparkausbau und dem erforderlich hohen, auch projektbezogen wechselhaften Errichtungstakt wichtiger. Was lässt sich garantieren?

Peter Herbers: Alles wichtige Equipment für unsere Betonturmmontage haben wir eigens entwickelt – vom Montagestern über Montagebühnen bis zum Litzenablassgerät. Für die eigene Betonturmserie haben wir Traversen und Vormontagebühnen konzipiert. Diese ermöglichen uns leiterfreie Entlade- und Vormontagetätigkeiten. Die Ausweitung der Vormontage ermöglicht uns schnelleren Fortschritt bei der windabhängigen Arbeit am Turm. Bei der Produktion der Segmente werden wir mit schlagkräftigen, erfahrenen Partnern zusammenarbeiten.

Welche Rolle spielt Ihr innovatives Übergangssegment?

Peter Herbers: Unsere technische Zielsetzung sah von Anfang an ein leistungsstarkes und prozesssicheres Übergangssegment für die kommende Anlagengeneration mit hohen Nabenhöhen vor. Die Verbindung von Stahlsegment mit Betonteil im Übergangssegment erfolgt wahlweise über T- oder L-Flansch mit einer Stahlplatte am unteren Rand des Segmentes. Dadurch können wir im Betonabschnitt auf eine einbetonierte Ankerplatte verzichten und verringern den Bewehrungsgehalt immens. Die Aufteilung des Adapters in einen Beton- und einen konischen, relativ kurzen Stahlbereich ermöglicht uns zudem, den Turmdurchmesser im kritischen Bereich, wo die Krafteinleitung von Stahl in Beton stattfindet, zu vergrößern. Die dadurch entstehende größere Fläche und der erwähnte geringere Bewehrungsgehalt sind bei uns die maßgebenden Faktoren. Das sorgt für weniger Betondruckspannung und erlaubt die fachgerechte Herstellung der Fertigteile im Werk.

Ein T-Flansch mit außen- und innenliegender Bolzenreihe überträgt im Betrieb die Hauptlast des Stahlteils relativ mittig auf den Betonkern und verhindert so Spannungsspitzen im randnahen, unbewehrten Bereich des Betonkörpers. Des Weiteren bietet die Kombination von größerem Radius und Aufteilung der Ankerstangen beim T-Flansch auf zwei Radien größte Vorteile bei der Bewehrungsführung und einhergehender Betonierbarkeit der Betonsegmente. Die im Inneren platzierten Spannlitzen profitieren ebenfalls beim einzuhaltenden Achsabstand vom größeren Radius. Die Vorspannung des gesamten Turms kann wahlweise von unten oder oben erfolgen. Zugleich kann unser Adapter durch die Konizität des integrierten Stahlsegmentes flexibel Vorgaben aller Windenergieanlagenhersteller erfüllen, die den oberen Durchmesser meist auf 4,30 Meter begrenzen wollen.

Peter Herbers
Geschäftsführer, OEHM Bauunternehmen

Foto: OEHM Bauunternehmen

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