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„Wir bauen zusätzliche Verladekapazitäten für nach 2026 aus“

Niedersachsen Hafenbetrieb nimmt angesichts anschwellenden Windparkbaus an Land schon jetzt rasch zu. Die sehr großen Bauteile wie Rotorblätter brauchen wegen der internationalen Fertigung das Schiff. Wo kann die Windbranche ohne Engpässe ihre Umschlagkapazitäten ordern?

Holger Banik: Cuxhaven ist Hauptumschlagort für Windenergietechnik an Land wie auch die Offshore-Windindustrie. Rund 80 Prozent der über Häfen kommenden Onshore-Windkraftkomponenten werden hier erfolgreich umgeschlagen. Die Betriebsamkeit ist auch deshalb so hoch, weil Siemens die Maschinenhäuser der Offshore-Windturbinen baut und die Logistiker Cuxport und Blue Water Breb volle Auftragsbücher haben. Zusätzliche Verladekapazitäten werden wir jetzt für die Zeit nach 2026 ausbauen, so dass wir regional für die geplanten Offshore-Ziele mit 30 Gigawatt bis 2030 sowie mit 70 Gigawatt bis 2045 die Kapazitäten haben werden. Für 2025 und 2026 werden unsere niedersächsischen Häfen mitsamt dem Logistikgeschäft für Onshore-Windparks noch so gut zurechtkommen, dass wir die Ausbauziele erreichen können. Wir haben noch Kapazitäten im Umschlag von On- und Offshore-Großkomponenten in Emden und für Windkraft an Land in Brake an der Weser.

Für Cuxhaven wird mit dem Bau dreier neuer Liegeplätze die Offshore-Windpark-Logistik der zentrale Job. Was tun Sie, damit die Umschlagkapazitäten zum Start der großen Bauwelle der deutschen Nordseewindparks schon 2028 und 2029 da sind?

Holger Banik: Zu den neuen Liegeplätzen fünf bis sieben kommen rund 40 Hektar Lagerfläche hinzu die von den beiden Logistikunternehmen betrieben werden. Der erste Rammschlag wird am 6. Februar erfolgen. Im 4. Quartal 2027 werden wir den ersten Teil der Liegeplätze fertiggestellt haben. Ende 2028 den zweiten Teil. Zudem will das Unternehmen Titan Wind, das in Cuxhaven Offshore-Windpark-Gründungsstrukturen fertigt, 31 Hektar Lagerfläche entwickeln.

Welche Entlastung bewirkt der neue Bahnanschluss für den Hafen in Wilhelmshaven?

Holger Banik: Für die Belieferung der Onshore-Windparkbaustellen hat dieser bisher kaum Auswirkungen, weil zum Beispiel die Rotorblätter wesentlich über den Lkw ins Hinterland transportiert werden. Der Hafen liegt wie Cuxhaven direkt an der Autobahn. Uns kommt da entgegen, dass 2016 ein Umbau unseres Straßenanschlusses stattfand, so dass die Rotorblätter ohne schwierige Kurvenradien auf geradem Kurs auf die Autobahn gelangen.

Wo brauchen Sie außerhalb Cuxhavens zusätzlich Infrastruktur für die Windkraft?

Holger Banik: Im Seehafen Wilhelmshaven wird derzeit eine Machbarkeitsstudie für ein Multipurpose-Terminal zu Umschlagzwecken wie Off- und Onshore-Teile oder Importautos aus China erarbeitet. Für eine Planung und den Bau solcher Hafeninfrastruktur ist immer mit einigen 100 Millionen Euro zu rechnen. Hierzu müssen wir uns beizeiten zu Gesprächen zusammenfinden. Das hat in Cuxhaven gut funktioniert. Bund und Land tragen jeweils eine Förderung von 100 Millionen Euro bei – und die Kunden sind zu einem sogenannten Upfront-Payment bereit. Sie gehen aus Überzeugung an der guten Perspektive des Infrastrukturausbaus erstmalig in die ungewohnte unternehmerische Vorfinanzierung von Infrastruktur, um keinen langsameren Hafenausbau zu riskieren. Weitere Liegeplätze mit Umschlagflächen in Brake und in Emden, ebenfalls noch nicht finanziert, könnten in den nächsten Jahren folgen, um die zweite Offshore-Ausbauwelle bis 2045 und den Windparkbau an Land zu stützen.

Wie hilft die als „Hafen Norddeutschland“ anvisierte Zusammenarbeit der Häfen als vereinte Ermöglicher des Windparkbaus?

Holger Banik: Die Windenergieunternehmen suchen sich aus, welche Umschlagorte unter den niedersächsischen Häfen für sie die besten sind und sprechen sich mit den Logistikern über ihre Bedarfe ab. Wichtig ist auch die Zusammenarbeit mit den ausländischen Nachbarn. Bei regelmäßigen Treffen klären wir gegenseitig unsere Kapazitäten für den kommenden Offshore- und Onshore-Windparkbau ab, um bei Engpässen auch die Nachbarhäfen jenseits der Grenzen mitnutzen zu können.

Heben Sie mit Digitalisierung die Effizienz?

Holger Banik: Im Forschungsprojekt Smart Kai haben wir eine Hafenanlegetechnik erprobt, die mit Lidar als Laser-Orientierungssystem die Sicherheit beim Anlanden und Ein- und Ausfahren im Hafen erhöhen. In einem Folgeprojekt berechnen wir auch Strömungen und Wetter. Es kann helfen, dass bei noch mehr Umschlag keine Kollisionen entstehen mit daraus folgenden Fahrplanengpässen.. (tw)

Wichtig wird auch die internationale Zusammenarbeit der Häfen.

Holger Banik, Geschäftsführer, NPorts

Foto: NPorts/ Bonnie Bartusch

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