Monteure und Instandhaltungskräfte müssen in immer neue Höhen hinauf, mit größeren Lasten, längeren Komponenten, mehr Elektronik und weiteren Wegen durchs Meer zurechtkommen. Wie reagieren Sie als Trainingsanbieter?
Julia Wittje: Indem wir weiterhin qualitativ hochwertige Trainings anbieten, die auch die Prävention und eine Sensibilisierung für die Gefahren einbeziehen.
Inwiefern können Sie diese Prävention als Verhaltensmuster und eine Sensibilisierung trainieren? Was ist gemeint?
Julia Wittje: Leitsatz der Anbieter für Sicherheitstrainings ist die Parole Come safe home. Beim sicheren Zurückkommen belassen wir es nicht. Nehmen wir die Brandbekämpfung. Die Kursteilnehmer sollen bei uns nicht nur das Verhalten beim Brand, sondern auch das Gewahrsein erlernen, wie sich Brände vorbeugend verhindern lassen. Oder was besonders Offshore-Windenergieanlagen betrifft: Natürlich schulen wir die fünf Basismodule des Arbeitens in der Höhe, Persönliche Schutzausrüstung – die PSA, das Überleben auf See, der Überstieg zwischen Schiff und Windenergieanlage und Erste Hilfe. Die Sensibilisierung, wie sich Ruhe bewahren lässt, bis Hilfe ankommt, ist aber ebenfalls wichtig. Sie ist Bestandteil von Rollenspielen. Was tun, wenn man bei immer weiteren Küstenentfernungen nicht mehr 15 Minuten, sondern eine halbe Stunde auf den Helikopter warten muss? Natürlich ist auch Abseilen von der Nabe mitsamt Herunterevakuieren ein Lehrinhalt. Zudem bilden wir unsere Trainer*Innen beständig fort. Wir beteiligen uns an Arbeitskreisen zu Standards, um immer am Nabel der Zeit zu sein und schnell auf Veränderungen zu reagieren. Darüber hinaus sind wir in Netzwerken, um die Notwendigkeiten der Kunden zu kennen.
Ihre Bildungsstätte lässt die Teilnehmenden auch Gefahrenszenen realitätsnah nachspielen – nicht zuletzt mit einer unter Wasser volllaufenden Kabine zur Nachbildung der Hubschraubernotwasserung. Wie wichtig sind Echtfall-Erfahrungen?
Julia Wittje: Es ist unser Szenario basiertes Training, in dem wir auch auf Komponenten der Betreiber eingehen. Wir schulen die Techniker spezifisch, wenn Kunden eine Unterscheidung beispielsweise zwischen den Anforderungen für ein Wartungs- und ein Serviceteam wünschen. Wir können hier im Trainingszentrum oder beim Kunden trainieren, an der Onshore- oder der Offshore-Anlage oder auf dem Schiff. Ein Kunde bucht vielleicht ein Überlebenstraining auf See, lässt den Umgang mit dem Rettungsboot üben oder den Abwurf des Freifallbootes von einer Plattform oder Konverterstation. Natürlich sind reale Szenarien an Offshore-Anlagen sehr kostenintensiv. Stattdessen – oder zusätzlich – können wir die Kunden durch Consulting beraten, Rettungskonzepte oder Gefährdungsbeurteilungen mit entwerfen und überarbeiten.
Inwiefern spielt E-Learning eine Rolle? Bereiten Sie auch virtuelle Simulationen vor, um Anlagendimensionen schneller und weniger aufwändig erfahrbar zu machen?
Julia Wittje: Wir entwickeln gerade ein paar Trainings und haben in einem unserer Schwestern-Center dazu schon ein gutes Portfolio.
Welche Bedeutung hat der Fachkräftemangel für Ihre Kurse? Um schnell genügend Personal zu bekommen, muss die Branche ja auch assistierende Hilfskräfte einsetzen. „DGUV Elektrotechnisch unterwiesene Person“ heißt so einer Ihrer Kurse.
Julia Wittje: Wir bilden auch Quereinsteiger mit aus, ja. Wir können aber nur unsere Sicherheitstrainings on top packen. Und das machen wir gemäß unserem Slogan 360 Grad. Mit Rundumorientierung wollen wir Sicherheit überall erhöhen, wo sie eine Rolle spielt. Und wenn wir ein angefragtes Training nicht im Portfolio haben, greifen wir gerne auf das Repertoire der Kollegen an unseren ausländischen Schulungszentren zurück. Für frisch eingestellte Mitarbeiter, die noch nie eine Anlage gesehen haben, gab es schon die Anfrage, sie in eine simulierte Anlage steigen zu lassen. Bisher ist das aber bei uns noch Zukunftsmusik. (tw)
Mit 360 o Rundumorientierung wollen wir Sicherheit überall erhöhen, wo sie eine Rolle spielt.
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relyonnutec.com