Das Verbundprojekt Norddeutsches Reallabor mit mehr als 50 Partnern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik zeigt neue Wege zur Klimaneutralität auf.
Herr Blicker, welche Idee steht hinter dem Norddeutschen Reallabor, dem NRL?
Mike Blicker: In unserem Projekt wollen wir Lebensbereiche mit besonders hohem Energieverbrauch defossilisieren, also auf klimaneutrale Energieträger umstellen – in der Industrie, aber auch in der Wärmeversorgung und im Verkehrssektor. Finanziell gefördert wird unsere Arbeit vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, den Mobilitätsbereich fördert das Verkehrsministerium.
Weshalb wird gerade Ihre Modellregion gefördert?
Mike Blicker: Im Norden haben wir ja das große Glück, durch die Küstenregionen ein hohes Aufkommen an erneuerbaren Energien zu haben. Gleichzeitig liegt hier aber mit der Hamburger Metropolregion auch eines der größten Industriegebiete Europas. Diese Konstellation bietet optimale Bedingungen, um zu erproben, wie die industrielle Transformation hin zur Klimaneutralität vorangetrieben werden kann.
Und wie sieht das konkret aus? Woran wird im NRL gearbeitet?
Mike Blicker: Wir haben viel vor. Im NRL werden acht Elektrolyseure mit einer Erzeugungskapazität von 42 Megawatt umgesetzt und betrieben. Der damit hergestellte grüne Wasserstoff wird vor allem genutzt, um fossile Energieträger in industriellen Prozessen zu ersetzen. Außerdem erproben wir Brennstoffzellen-Fahrzeuge in unterschiedlichen Nutzungsszenarien. Zum Beispiel hat die Stadtreinigung Hamburg gerade zwei Abfallsammelfahrzeuge mit Brennstoffzelle angeschafft. Und wir bauen die Nutzung industrieller Abwärme aus, um CO2 im Wärmesektor einzusparen.
Vor welchen Herausforderungen stehen Sie im Projekt?
Mike Blicker: Unsere größte Herausforderung ist gleichzeitig auch unser größter Antrieb. Wir wollen zeigen, wie Zukunftstechnologien als klimaneutrales Gesamtsystem zusammenwirken. Um diese komplexe Aufgabe zu lösen, ziehen unsere Partner alle an einem Strang.
Web-Wegweiser: norddeutsches-reallabor.de