Herr Kronfuß, Ihre Firma tauscht beschädigte Königszapfen an der Enercon E40, die zu Beginn der 90er Jahre entwickelt wurde. Wie alt war Ihre älteste Anlage?
Andreas Kronfuß: Vor zehn Jahren ungefähr haben wir eine Tacke TW 250 mit 250 kW repariert, Baujahr 1993.
Wie schwierig ist es, Großkomponenten für Bestandsanlagen zu finden?
Andreas Kronfuß: Je nachdem, wer der Hersteller der Anlage ist, kriegt man Neuteile oder gebrauchte Generalüberholte. Wir haben auch viel auf Lager.
Neue Teile auch für alte Anlagen wie E40?
Andreas Kronfuß: Die gibt es noch. Königszapfen bekommen wir zum Beispiel vom Hersteller direkt.
Ist ein Großkomponententausch an einer so alten Anlage ökonomisch sinnvoll?
Andreas Kronfuß: Wer Großkomponenten tauscht, kann meist am Standort nicht repowern. Einige behalten ihre alte Anlage auch aus nostalgischen Gründen, weil etwa der Vater sie gebaut hat.
Hat die Zahl der Reparaturen zugenommen, weil die Anlagen älter werden?
Andreas Kronfuß: Wir reparieren mehr Altanlagen als Neuanlagen, das stimmt, aber was ist alt und was ist neu? Eine Anlage mit dem Baujahr 2010 ist für mich keine Altanlage. Aber Komponententausche haben extrem zugenommen bei kleineren Anlagen.
Können Betreiber bei Schäden an ihren Turbinen zu Ihnen kommen, auch wenn sie keinen Servicevertrag mit Ihnen haben?
Andreas Kronfuß: Ja, es kommt ganz oft vor, dass verschiedene Betreiber anrufen oder über unsere Website sehen, was wir machen. Oder über Social Media wie Facebook, Tik Tok und Instragram – man muss ja mit der Zeit gehen. Viele Betreiber geben ihre Windkraftanlage aus Altersgründen an die Kinder ab. Und die fragen dann, ob wir eine Reparatur machen können. Wir haben über 50.000 Ersatzteile gelagert. Von manchen gibt es vielleicht noch zehn Stück, Steuerplatinen, zum Beispiel. Oft nehmen wir eine Platine raus, bringen die zu uns in die Firma, dann wird die überholt, gelötet und so. Dann bauen wir sie wieder ein.
Tauschen Sie auch Rotorblätter?
Andreas Kronfuß: Ja. Das gehört zum Thema Großkomponententausch dazu. Wir überarbeiten die Blätter auch, aber eher nur dann, wenn die Anlage am Boden liegt für einen anderen Großkomponententausch.
Und das Thema Rückbau und Entsorgung ist auch bei Ihnen angesiedelt?
Andreas Kronfuß: Mit Rückbau und Entsorgung haben wir angefangen. Wir waren sicher nicht eine der ersten Firmen beim Thema Rückbau, aber haben uns sehr schnell in diesem Geschäft einen Namen gemacht. Als der Repowering-Bonus weggefallen ist, haben sich viele Betreiber von Altanlagen gefragt, wie sie weitermachen können. Da haben wir uns entschieden, auch Service und Instandhaltung anzubieten. Inzwischen haben wir eine 50/50-Verteilung beider Bereiche. Gerade jetzt in der Urlaubszeit ist das herausfordernd. Wir haben mehrere Baustellen gleichzeitig, und das ist eine organisatorische Herausforderung.
Was machen Sie denn beim Rückbau von Rotorblättern?
Andreas Kronfuß: Wir haben ein Partnerunternehmen mit Sitz in der Nähe von Hamburg. Das kümmert sich um die Rotorblatt- und Stahlentsorgung. Genau wie wir versuchen unsere Partner möglichst viel von der alten Anlage zu verkaufen. Vieles verkaufen wir direkt von der Baustelle. Dann kommen unsere Partner und Subunternehmer, zerkleinern Rotorblätter mit einer Spezialsäge, je nach Region mit Wasserschnitt oder Staubschnitt, mit Zelt und allem Drum und Dran. Und die werden anschließend vorschriftsmäßig entsorgt. Mittlerweile gibt es eine Firma, die aus alten Rotorblättern Terrassendielen macht. Nicole Weinhold