Sie haben die Ausschreibung zum Betrieb von eineinhalb der neuen Liege- und Umschlagplätze in Cuxhaven gewonnen. Wie können die Offshore-Windparkentwickler der erwarteten Ausbauwelle ab 2028 schon jetzt ihre Kapazitäten sichern?
Moritz Becker: Wie alle offshore-relevanten Terminals in der Rhenus Gruppe ist Cuxport ein Multipurpose-Terminal. Wir können die bestehenden Flächenkontingente flexibel nach Marktbedarf nutzen. Auch jetzt schon werden die schwerlastfähigen Flächen des gesamten Cuxport-Terminals regelmäßig für Umschlag und Lagerung von On- und Offshore-Komponenten genutzt, je nach Bedarf, Auslastung und Verfügbarkeit. Hinsichtlich der kommenden Auslastung der heutigen Seehafenflächen gilt es neben dem Ausbau nach Alternativen zu schauen: nicht genutzte Seehafenstandorte, Häfen im Hinterland und intelligente Lager- und Logistikkonzepte zur besten Nutzung aller verfügbaren Flächen.
2024 intensivierte Rhenus mit dem Remondis-Windenergie-Instandhaltungsexperten Xervon eine Partnerschaft für Cuxhaven, die das Rhenus-Logistikangebot mit Xervon-Wartungsdiensten verbindet und das Chartern der Xervon-Service-Schiffe durch Rhenus vorsieht. Was ist der Vorteil?
Moritz Becker: Voriges Jahr haben wir mit Xervon eine Wartungskampagne in der deutschen Nordsee aus Cuxhaven heraus betrieben. Xervon war für alle Wartungsdinge zuständig, Rhenus kümmerte sich um die ganze Logistik für diese Walk-to-Work-Kampagne, um Schiffsauswahl, Hafenlogistik, das Warehouse-Management an Bord des Schiffes. Auf dieser Basis wollen wir weitere Projekte bearbeiten.
Gesamtpakete sind auch generell Ihr Konzept: Sie wollen den kompletten Transport von einem Turbinen- oder Komponentenlieferanten bis zum Windparkstandort übernehmen. Wie sieht das aus?
Moritz Becker: Durch das Wachstum und die Diversifizierung unserer Geschäftsfelder haben wir innerhalb der Rhenus Gruppe ein breit gefächertes Serviceportfolio. Wir befördern Onshore- und Offshore-Komponenten auf diversen Transportträgern von den globalen Produktionsstätten zu den Endbestimmungsorten. Dabei kombinieren wir die Expertise unserer Einheiten wie Zolldeklarierung, Verschiffung, trimodaler Transport ins Hinterland und Lagerung an eigenen Standorten, mit dem Know-how unserer Offshore- und Projektlogistikabteilungen etwa zu Transport-Engineering und Projektmanagement. Logistik ist ja mehr als Transport von A nach B: So müssen Prozessketten ineinandergreifen, ohne die Komplexität unnötig zu erhöhen. Wir sind ein Full-Supply-Chain-Dienstleister mit eigenen Hafenstandorten und Projektexpertise.
Sie verfügen in Norddeutschland über weitere wichtige Standorte wie Nordenham, Bremen, Wilhelmshaven. Hilft das konkret?
Moritz Becker: Auf jeden Fall. Wir arbeiten eng mit der Rhenus Port Logistics zusammen und können so unsere eigenen Liegeplätze, aber natürlich auch je nach Scope die von Partnern nutzen, um Projekttransporte abzuwickeln. Daneben schauen wir ins Hinterland und nutzen die dortigen Möglichkeiten, darunter unsere eigenen Binnenterminals und Schiffsflotte, um intelligente Logistikketten aufzubauen. Der Bau von Onshore-Windparks rückt immer weiter ins Hinterland an Orte, die nicht mehr nur über Seehafenanbindung erreichbar sind. Hier können unsere Kunden von unserem eng verzweigten europäischen Standortnetzwerk profitieren.
Ihr Kollege Björn Wittek sagte zuletzt, dass künftig womöglich Windparkprojektierer sich durch intelligente Organisation die Liege- und Umschlagzeiten oder Flächen teilen müssten. Wie entwickelt sich dies?
Moritz Becker: Im Bereich der Servicelogistik mit Walk-To-Work-Schiffen ist die Nutzung von Multipurpose-Terminals durch Schiffe mehrerer Offshore-Kunden inzwischen geübte Praxis. Bei den Installationen ist die Flächenverfügbarkeit ein wichtiges Thema. Hier befürworten wir es, wenn Investoren Projekte in den einzelnen Regionen gemeinsam entwickeln. Dieser Austausch findet bereits statt und sollte ausgebaut werden.
Welche Rolle spielt die Digitalisierung?
Moritz Becker: Eine elementare. Wir steuern schon jetzt den gesamten Datenverkehr digital. Hier folgen wir der Erwartungshaltung unserer Kunden, künftig die Aufträge direkt aus ihrem System zu generieren, ohne dass sie uns explizit beauftragen. Dabei organisieren wir basierend auf Terminvorgaben der Kunden im System die gesamte Logistik und stellen sicher, dass von der Produktion über den Transport bis zu Verzollung und Anlieferung am Aufstellungsort alles erfolgt wie gebraucht. (TW) W
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Wir sind ein Full-Supply-Chain-Dienstleister mit eigenen Hafenstandorten und Projektexpertise.
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