Welche Entwicklungen sehen Sie bei Türmen und Fundamenten?
Stephan Mayer: Die Anlagen werden immer größer und höher. Einige Hersteller gehen bei den Nabenhöhen bereits die 200-Meter-Marke an. Das bedeutet, dass wir bei Beton- und Stahltürmen an die Grenzen der bisherigen Konzepte kommen. Ein „Hochskalieren“ ist wegen der Transport- und Montagerestriktionen nicht möglich, weshalb neue Ideen gefragt sind. Bei den Fundamenten können bewährte Standardlösungen grundsätzlich an größere Anlagen angepasst werden. Hier besteht die Herausforderung darin, die Effizienz zu verbessern. Spannend ist, dass neue Anbieter mit anderen Ideen und Erfahrungen auf den Markt kommen, beispielsweise Hersteller von Holztürmen oder von Fertigbetonteilen für Fundamente.
Wie lässt sich sicherstellen, dass innovative Konzepte funktionieren?
Stephan Mayer: Schon bei den ersten Überlegungen für ein neues Konzept sollten alle vorhandenen Erfahrungen und Erfahrungswerte abgerufen werden. Während der Planungs- und Entwicklungsphase sind entwicklungsbegleitende Prüfungen durch unabhängige Dritte sinnvoll, um mögliche Fehler zum frühestmöglichen Zeitpunkt zu entdecken und abzustellen. Nach unseren Erfahrungen müssen die Erkenntnisse aus der Planungsphase zudem in Pilotprojekten validiert werden. Man braucht ein wenig Ausdauer bis zum serienreifen Produkt.
Welche Rolle spielen unabhängige Dritte bei Innovationen?
Stephan Mayer: Gerade Innovationen brauchen das Vier-Augen-Prinzip, um potenzielle Risiken zu minimieren. Wir sehen mit Sorge, dass die Inverkehrbringung von Windenergieanlagen in Zukunft auf Basis der europäischen Maschinenverordnung erfolgen soll. Das bringt zwar deutliche Vorteile, weil die Onshore-Windindustrie nicht mehr an das vergleichsweise starre deutsche Baurecht gebunden ist und sich an internationalen Vorgaben orientieren kann. Aber es entsteht eine Regelungslücke, weil es keine klaren Vorgaben hinsichtlich einer Prüfpflicht für Türme und Fundamente mehr gibt. Wenn wir den Ausbau der Windenergie weiter beschleunigen wollen, brauchen wir klare Regelungen ohne Lücken. Dafür setzen wir uns ein.
Web-Wegweiser:
www.tuvsud.com/windenergie