Obwohl Bundeskanzler Olaf Scholz im vergangenen Oktober mit seinem „Machtwort-Brief“ seinem Kabinett ein ambitioniertes Energieeffizienzgesetz ins Hausaufgabenheft geschrieben hat und dieses als Entwurf bereits vorliegt, herrscht unangebrachte Stille. Wo bleibt der Deutschlandturbo für Energieeffizienz?
Deutschland hat sich mit seinen 84 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern und seiner energieintensiven Industrie auf den Weg zur Klimaneutralität gemacht. Während erneuerbare Energien und zukunftsfähige Technologien die Energiewende voranbringen, bremst der aktuell vermehrte Einsatz fossiler Energien das Erreichen der deutschen Klimaziele aus. Umso mehr gilt es, in anderen Bereichen ähnlich schnell voranzukommen wie bei der Genehmigung und Bereitstellung von neuen LNG-Terminals.
Beispielsweise der Gebäudesektor braucht den Turbo jetzt dringend. Ohne einen insgesamt geringeren und effizienteren Energieverbrauch bei Bestandsgebäuden sind die nationalen und Pariser Klimaschutzziele nicht zu erreichen. Es braucht noch in diesem Jahr eine umfassende Sanierungswelle. Das würde die ausufernden Energie- und Heizkosten für Wirtschaft und Haushalte dauerhaft senken und gleichzeitig Treibhausgas-Emissionen einsparen. Das ist nachhaltiger als kurzfristig wirkende Symptomlinderung für fossile Energieträger, die nicht auf die Ursachen der Mangelversorgung einwirken. Wie viele Sondervermögen wird sich Deutschland noch leisten können? Auch hier braucht es mehr Effizienz beim Mitteleinsatz.
Die aktuelle Energiekrise hat einmal mehr gezeigt, dass die beste Kilowattstunde diejenige ist, die gar nicht erst verbraucht wird. Die Knappheit zeigt uns, dass Energie ein kostbares Gut ist, mit dem in der Vergangenheit sorglos umgegangen wurde und vielfach noch immer wird. Mit knappen Gütern muss sparsam umgegangen werden – zumindest solange wir die Energiewende noch nicht erfolgreich geschafft haben. Deshalb muss die Regierung runter von der Effizienzbremse und den Deutschlandturbo für Klimaschutz zünden.