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Nach Säureanschlag

Innogy: Hinweise auf Täter gesucht

Tilman Weber

Der Essener Dienstleistungskonzern und Grüne-Energie-Versorger Innogy hat eine Belohnung von bis zu 80.000 Euro für Hinweise versprochen, die einen Säureanschlag im März dieses Jahres auf den Finanzvorstand des Unternehmens aufklären und die Täter ergreifen lassen. Damals hatten laut der Aussage des Opfers, der 51 Jahre alte CFO Bernhard Günther, zwei Männer den Manager auf seinem Nachhauseweg nach dem Joggen überwältigt und sein Gesicht mit Säure übergossen. Danach waren sie offenbar sofort wieder verschwunden, ohne sich weiter mit dem Manager zu beschäftigen oder ihn anzusprechen. Noch immer gibt es scheinbar keine Spur zu ihnen, auf der die Ermittler sich ihnen nähern könnten. Die Staatsanwaltschaft Wuppertal hatte daher am 28. September bekannt gegeben, dass sie ihr Ermittlungsverfahren einstellt. Sobald aber neue Ermittlungsansätze sichtbar würden, werde sie es wieder aufnehmen, hatte sie zugleich zugesichert, wie Innogy nun mitteilt.

Die bis zu 80.000 Euro verspricht Innogy all denen, deren Hinweise sich nach der Aufklärung des Falles und der Festnahme der Attentäter im Nachhinein als dafür hilfreich gezeigt haben. Sollten mehrere Menschen solche tatsächlich als sachdienlich erwiesenen Informationen gegeben haben, will Innogy die ausgelobte Belohnung zwischen ihnen fair aufteilen. Das bedeute, schreibt das Unternehmen, dass jeder und jede Zeugin entsprechend des am Ende sichtbaren Werts ihrer Informationen ihren Anteil an der Belohnung erhalten.

Attentat bei Jogging im März- nun gibt Staatsanwaltschaft auf

Die Tat hatte sich am Morgen des 4. März, einem Sonntag, gegen 9.20 Uhr in einer Parkanlage in Haan zwischen Wuppertal und Düsseldorf ereignet. Günther war gerade dabei, von einer Jogging-Runde mit Laufpartnern zurückzukehren, von denen er sich kurz zuvor getrennt habe, heißt es in einem Bericht der Wirtschaftszeitung Handelsblatt vom Juli. Er habe sich nur noch etwa 300 Meter entfernt von seiner Wohnung befunden. Der Handelsblatt-Bericht stützte sich dabei auf ein Interview mit Günther, das er der Zeitung offenbar rund eineinhalb bis zwei Monate nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus gegeben hatte. Demnach erinnert sich Günther an zwei jüngere Männer, von denen einer im den Weg abgeschnitten habe und der andere von hinten angerannt sei. Einer von beiden habe dann ihn zu Boden geworfen und festgehalten, der andere ihm die Flüssigkeit übergeschüttet. Die Tat sie innerhalb weniger Sekunden erfolgt. Nachdem der Manager mit Säure übergossen war, seien die beiden auch sofort wieder verschwunden.

Innogy hofft nun durch den Aufruf die Hinweise zu bekommen, mit der die Ermittler ihre Arbeit wieder aufnehmen können und die der Staatsanwaltschaft reichen, um den Fall erneut zu eröffnen. Die Belohnung erhalten ausschließlich Privatpersonen. Ausdrücklich bekommen auch Menschen dann keine Belohnung, wenn sie durch ihren Beruf in irgendeiner Weise mit dem Verfolgen strafbarer Handlungen befasst sind. Wer Informationen beitragen kann, solle „sich bei der Polizei Düsseldorf, jeder anderen Polizeidienststelle oder der Anwaltskanzlei Simmons & Simmons … melden. Von diesen wird absolute Vertraulichkeit und Diskretion sichergestellt. Auf Wunsch können die Hinweisgeber auch anonym bleiben“, teilt Innogy mit.

Günther nahm nach seiner Rückkehr aus dem Krankenhaus inzwischen seine Arbeit als Finanzchef wieder auf. Dass er bei dem Säureanschlag sein Augenlicht nicht verloren hatte, wertet er als „Glück im Unglück“. Dass der Anlass für das Attentat weiter im Dunkeln liegt, wertet er als belastend.

Umstrukturierungen bei Energiewendekonzern

Doch zu den Hintergründen der Tat ist aufgrund der bisher ausgebliebenen Ermittlungserfolge maximal Rätselraten möglich – zumal es auch keinerlei Äußerungen der Täter oder gar ein Bekennerschreiben gibt. Überregionale Zeitungen wiesen in den Berichten der ersten Monate nach der Tat lediglich auf den Zustand des Unternehmens zum Zeitpunkt der Tat hin. Sie fand keine drei Monate nach einer vom damaligen Innogy-Chef Peter Terrium herausgegebenen Gewinnwarnung statt. Das erst 2016 gegründete Unternehmen galt noch 2017 als positives Beispiel für die Möglichkeiten traditioneller Energiekonzerne, mit neuen Strukturen im Energiewende-Geschäft auch erfolgreich zu sein. Doch nach der Gewinnwarnung sackten die Aktien ab. Das Netto-Ergebnis wird nach den Anfang 2018 festgestellten Erwartungen zum kommenden Jahresende zwar immerhin noch 1,1 Milliarden Euro betragen, aber damit eben auch stagnieren. Als ein wichtiges unternehmerisches Feld, bei dem Innogy durch die Fehler Teriums die positive Unternehmensentwicklung beeinträchtigt haben soll, galten Digitalisierungsdienstleistungen. Terium soll daran viel zu lange festgehalten haben, obwohl der betriebene Aufwand für dieses Geschäft für Innogy keine positiven Zahlen eingebracht hatte.

Hinzu kommt, dass nur kurze Zeit nach dem Säureanschlag die Pläne der Energiekonzerne RWE und Eon bekannt wurden, Innogy letztlich unter sich aufzuteilen. Die Führungen beider Konzerne sollen den Deal zuvor ausschließlich unter sich ausgemacht haben. Demnach verkauft RWE seine Konzerntochter Innogy an Wettbewerber Eon. Danach wollen die beiden Riesen die Geschäftsfelder Innogys allerdings noch unter sich aufteilen. Vorstände und Aufsichtsrat Innogys hatten dem Deal anfangs offiziell nicht zustimmen wollen – zumal auch die Gefahr von Arbeitsplatzabbau seither droht. Eon und RWE schienen ihrerseits den Vorwurf eines Deals nach Art einer feindlichen Übernahme nicht zu scheuen. Gemäß den bisherigen Plänen, soll Ende 2019 soll die Neuaufteilung des dann Geschichte gewordenen Energiewendekonzerns Innogy vollzogen sein. Inzwischen stimmen Vorstandsmitglieder Innogys den Vorgängen offenbar zu. Das Handelsblatt hatte Bernhard Günther im Frühjahr mit der Aussage zitiert: „Die neuen Unternehmen hätten schon eine größere Wucht.“ Das werde als Ergebnis der Neuordnung Innogys zählen.

Wohin sich die Zeugen wenden sollen

Für Tathinweise gibt Innogy nun die folgenden beiden Kontakte an – wobei Zeugen sich auch bei jeder anderen Polizeistelle bundesweit melden können:

Polizei Düsseldorf

Mordkommission „MK Säure“

T +49 211 870-0

duesseldorf.polizei.nrw

Anwaltskanzlei Simmons & Simmons

Rechtsanwalt Sascha Kuhn

Königsallee 2a, 40212 Düsseldorf

sascha.kuhn@simmons-simmons.com

T +49 211 470 53 79

M +49 151 52 76 40 24

F +49 211 470 53 53

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