Wie ein frühzeitiges Weihnachtsgeschenk kam der Koalitionsvertrag der neuen Regierung für die Regenerativbranche daher. Wenige Verbände zeigten sich enttäuscht, hatten sich mehr versprochen. Wind- und Solarbranche jedenfalls demonstrieren vorsichtigen Optimismus. Vorsichtig – denn schließlich kommt es am Ende auf die Umsetzung an.
Leider verschenken die Grünen ihr Potenzial ans Außenministerium – im Verkehrs- sektor hätten sie nach Jahrzehnten der Rückwärtsbewegung viel mehr bewirken können. Klima- freundlicher als in den vergangenen Dekaden wird das Ministerium aber ohnehin werden müssen. Das gibt schon Brüssel vor. Auch wenn Wirtschaft und Politik lieber über E-Mobilität und Wasserstoff sprechen: Vor allem die Schiene muss gestärkt, Automobilisten und Brummis müssen zurückgedrängt werden. Und zwar ohne Tricks und doppelten Boden, wie unser Fachautor Marlin Arnz von der Reiner Lemoine Stiftung findet. | 26
Kommunaler Klimaschutz
In den ersten 100 Tagen werde sich entscheiden, ob der überfällige Klimaschutz-Turbo in dieser Legislaturperiode gezündet wird, sagte BSW-Solar-Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig nach Veröffentlichung des Koalitionsvertrags. Das dort verkündete Ziel von 200 Gigawatt Solar bis 2030 kam aber schon mal gut an bei der PV-Branche. Für die Umsetzung ihrer Freiflächenprojekte setzt sie inzwischen verstärkt auf Kooperationen mit den Gemeinden vor Ort. Hohe Akzeptanz und finanzielle Vorteile für klamme Kommunalkassen bescheinigen dieser Strategie ein enormes Erfolgspotenzial. | 54
Aber auch für innerstädtische Bereich haben findige Versorger inzwischen Ideen entwickelt, um die Photovoltaik auf wirtschaftliche Beine zu stellen. Digitalisierung heißt hier das Zauberwort. | 58
Gleichwohl birgt diese auch eine Gefahr. Cyber-Attacken auf sogenannte kritische Infrastruktur nehmen zu. Selbst große Windturbinenhersteller bleiben nicht verschont. Die Frage ist: Wie kann man seine Daten schützen? | 16
Schutz brauchen auch die neueren Windenergieanlagen. Bis eine moderne Turbine in Haltern am See plötzlich umkippte, erschien ein solches Ereignis vielen Betreibern unvorstellbar. Die Technologie ist schließlich ausgereift. Allerdings wurden die Designs in den vergangenen Jahren immer schlanker, die Flügel länger, die Türme höher, und Strukturschwächen sind nicht mehr gänzlich auszuschließen. Umso wichtiger ist eine ausgereifte Zustandsüberwachung. Die neuen CMS sind dafür bestens geeignet. Übrigens auch beim Weiterbetrieb, der vielen Bestandsanlagen-Betreibern aufgrund der aktuell hohen Strompreise reizvoll erscheint. | 29
Die neue Regierung soll nun dafür sorgen, dass der Ausbau der Onshore-Windkraft endlich wieder an Fahrt gewinnen kann. Verpasst hat sie die Chance, im Koalitionsvertrag eine Lösung für die zahlreichen juristischen Altverfahren um Windparks aufzuzeigen. Sie will aber die lange versprochenen zwei Prozent der Landesfläche für die Windkraft zur Verfügung stellen. Ein spannendes Thema, wenn man an Bayern denkt, wo ein Ministerpräsident Markus Söder lieber von Klimaschutz parliert, als eine 10H-Regelung abzuschaffen. Und in Sachsen ist ein Michael Kretschmer aufgrund dramatischer Zahlen für mehr Schutz vor Corona, nicht aber für mehr Klimaschutz. Auch er bremst die Windkraft nach Kräften. | 52
Unterm Strich werden die nächsten Wochen und Monate spannend für die Windbranche – ebenso wie für Solar. Stillstand kann sich die neue Regierung nicht leisten.
In diesem Sinne frohe Weihnachtsfeiertage, einen guten Rutsch und viel Gesundheit!