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Binnenlandspezialist will wachsen

Nordex übernimmt Acciona Windpower

Katharina Wolf

Auf fast 27 Euro stieg das Papier zeitweise an der Börse. Am Montag hatte der Hamburger Hersteller verkündet, insgesamt 785 Millionen Euro, 366 Millionen davon in bar und 419 Millionen in Form von neuen Aktien, an den spanischen Mutterkonzern Acciona S.A. zu überweisen.

Durch die Übernahme verändert sich Nordex‘ Aktionärsstruktur deutlich: Skion/Momentum, eine Beteiligungsgesellschaft der Milliardärin Susanne Klatten, hielt bislang als Hauptaktionärin einen Anteil von knapp 23 Prozent. Dieser sinkt durch die Transaktion, die noch durch die Kartellbehörden freigegeben werden muss, auf 5,7 Prozent. Der Anteil von Acciona beträgt dann 29,9 Prozent.

Mit der Übernahme will Nordex sich nach eigenen Angaben breiter und internationaler aufstellen. War das deutsche Unternehmen in den letzten Jahren vor allem mit binnenlandoptimierten Windenergieanlagen in Europa auf die Gewinnstraße zurückgekehrt, liegt der Schwerpunkt von Acciona Windpower in Nord- und Südamerika sowie in Schwellenländern. So verfügen die Spanier über Montagewerke für Maschinenhäuser in Spanien, den USA und Brasilien und errichten derzeit ein weiteres Werk in Indien.

Vorstand bleibt im Amt

„Mit dem Zusammenschluss unserer Aktivitäten legen wir eine stabile Grundlage für zukünftiges profitables Wachstum“, betonte Nordex-CEO Lars Bondo Krogsgaard, der erst im Juni dieses Jahres auf dieser Position Dr. Jürgen Zeschky folgte. Zeschky hatte das Unternehmen aus persönlichen Gründen verlassen. Krogsgaard bleibt weiterhin um Amt, ebenso wie CFO Bernard Schäferbarthold. Zwei noch nicht benannte Mitglieder der obersten Managementebene der Acciona Windpower sollen den Vorstand ergänzen. Zudem sei mit Acciona geregelt, dass zwei Drittel der Mitglieder des Aufsichtsrats jedenfalls für einen Zeitraum von fünf Jahren unabhängig von Acciona sein werden, teilte Nordex mit. Acciona verpflichte sich für einen Zeitraum von drei Jahren, grundsätzlich weder direkt noch indirekt Stimmrechte an der Nordex SE zu erwerben und hierdurch ihren Anteil auf 30 Prozent oder mehr zu erhöhen.

Nordex-Sprecher Ralf Peters trat dem Eindruck entgegen, die Muttergesellschaft Acciona Energia wolle in drei Jahren ihren Anteil an Nordex weiter aufstocken, um den Hersteller letztlich zu übernehmen. „Acciona Energia will sich über die Beteiligung einen sicheren Zugang zu Anlagen schaffen, die zu ihren Windparkprojekten passen. Dafür braucht das Unternehmen keinen kompletten Hersteller." Acciona Energia hat nach Nordex'-Angaben Windparks mit einer Gesamtleistung von 10.000 Megawatt gebaut und zum Teil noch im Besitz.

Beobachter sehen Kampfansage an Konkurrenz

Beobachter werten die Übernahme des spanischen Herstellers als Kampfansage an die Konkurrenz. So schrieb das Handelsblatt, durch den Zusammenschluss habe Nordex das Potenzial, schon bald zu einem der fünf größten Turbinenhersteller für Windkraft an Land weltweit aufzusteigen. Für das laufende Jahr stellte Nordex einen Umsatz von bis 2,2 Milliarden Euro in Aussicht, nach 1,7 Milliarden Euro 2014.

Nordex war 2011 in finanzielle Schwierigkeiten geraten und wurde zeitweise als Übernahmekandidat gehandelt. Nach harten Einschnitten schrieb das Unternehmen dann wieder schwarze Zahlen. So wurden beispielsweise die Entwicklung einer getriebelosen Offshore-Turbine und die Produktion im chinesischen Rotorwerk Dongying eingestellt.